Nancy Faeser bei der Opening-Keynote der Smart Country Convention 2022 in Berlin. ©Digitales Bürgernetz
3 Tage, 4 Bühnen und eine ganze Menge Input: Die 5. Smart Country Convention fand letzte Woche in Berlin statt. Laut Veranstalter überzeugten sich über 12.000 Besucher:innen vom aktuellen Stand der Digitalisierung im öffentlichen Sektor. Die Konferenzmesse war auch ein Treffen von Spitzenpolitikerinnen und -politikern aus Bund und Ländern, Städten und Gemeinden. So traten mit Nancy Faeser, Klara Geywitz, Cem Özdemir und Volker Wissing gleich vier Bundesministerinnen und Bundesminister auf, Berlins regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sprach über Digitalisierung und die Startup-Szene der Stadt und auch die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus oder der bayerische Justizminister Georg Eisenreich waren auf der Messe vor Ort dabei.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser eröffnete die Kongressmesse zusammen mit Christina Raab, Präsidiums-Mitglied vom Bitkom und CEO der Messe Berlin Martin Ecknig. Christina Raab sagte, die Ziele seien klar: 50 Prozent aller Haushalte sollen Glasfaser-Anbindung bekommen, 100 Prozent Zugang zu mobilem Breitband. Das würde gerade den ländlichen Gebieten helfen. „Digitalisierung ist Technik, aber viel mehr als Technik. Es hat mit Kulturwandel zu tun, mit neuen Werten.“, erklärte sie drüber hinaus. Sie halte das für eine große Chance der Modernisierung. „Und das ist natürlich eine Mega-Aufgabe. Aber für diese Mega-Aufgabe haben wir mit der Smart Country Convention auch eine Mega-Plattform geschaffen“, ist sie sich sicher.
Nancy Faeser betonte in ihrer Eröffnungs-Keynote, dass „alle Verwaltungsleistungen jederzeit und von jedem Ort aus digital genutzt werden können“, wie es schon im Digitalprogramm der Bundesregierung geschrieben steht. Verwaltung müsse agiler, digitaler und interdisziplinärer werden, sagte sie. Interdisziplinäre Zusammenarbeit – auch mit der Wirtschaft – sei die Zukunft. Sie widmete sich außerdem dem Thema Datennutzung: „Wir wollen die Wertschöpfung durch die Nutzung der Daten erhöhen, wir wollen die große Datenmacht einiger weniger in die Schranken weisen, wir wollen die Grundrechte schützen und das Gemeinwohl fördern, in dem Daten zugunsten der Allgemeinheit eingesetzt werden.“
Was man auf der SCCON 2022 an allen Ständen und in allen Vorträgen hören konnte: Die Digitalisierung erfasst alle Bereiche der öffentlichen Verwaltung – von Bau bis Verkehr. So stellte Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, das BIM-Portal des Bundes vor. BIM (Building Information Modelling) hat das Ziel, Planung, Bau und Bewirtschaftung von Gebäuden zu vernetzen und Bauprozesse zu beschleunigen. Sie ging zudem auf die steigenden Anforderungen bei den Anträgen auf Wohngeld ein – dem man vielerorts aufgrund mangelnder Fachkräfte und fehlender digitaler Verfahren gar nicht gewachsen sei.
Auch Volker Wissing betonte in seiner Keynote die Wichtigkeit der Datenanalyse. „Daten sind die Grundlage für Innovationen im Mobilitätssektor“, sagte der Bundesminister für Digitales und Verkehr. Er freute sich zudem auf das kommende papierlose Deutschland-Ticket und über die damit einhergehende Überwindung der „unfassbar komplexe Tarifstruktur“.
Einzelne Aussagen fanden sich in den Vorträgen immer wieder: Digitalisierung biete die Chance, Prozesse nicht nur zu übertragen, sondern auch noch einmal neu aufzubauen und zu modernisieren. Zudem waren die Herausforderungen durch das föderalistische System Thema. In dem Zusammenhang wurde auch das EfA-Prinzip häufig zitiert: Einer für Alle. Man müsse voneinander lernen und profitieren, „dass nicht alle immer wieder das digitale Rad neu erfinden müssen“.
Wir müssen nicht nur Prozesse durch die Digitalisierung optimieren, sondern auch die Daten zur Planung nutzen.
Sarah Ryglewski, SPD Bundestagsabgeordnete & Staatsministerin beim Bundeskanzler
Neben „Smart City“ hieß es auf der Smart Country Convention aber auch „Smart Region“. Auf die zu schließende Kluft bei der Digitalisierung gingen zahlreiche Sprecher:innen ein. So auch Cem Özdemir. Als Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft mache er die Angleichung des Gefälles zwischen Stadt und Land zu einer seiner zentralen Aufgaben, sagte er in seiner Keynote. Er betonte, die Digitalisierung sei eine Chance, das Gefälle zwischen Stadt und Land nachhaltig zu beheben. Der Ausbau des Glasfaser- und Handynetzes sei jedoch Voraussetzungen dafür.
Neben den Vorträgen und Workshops, konnten sich die Teilnehmenden an 215 Ständen über verschiedene Projekte informieren, ins Gespräch kommen und sich inspirieren lassen. Das vernetzen und voneinander lernen, der Austausch und das ab- und vergleichen ist ein integraler Bestandteil der Digitalisierung der öffentlichen Hand. Was eine Kommune als Lösung einsetzt, kann einer anderen ebenso helfen. Zahlreiche Ministerien hatten eigene Stände, die auch als Plattform für weitere Vorträge genutzt wurden. So überlies das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft täglich verschiedenen Projekten die Bühne. Unter anderem konnte sich „Digitale Orte im Land der Ideen 2022“-Gewinner VoluMap dem interessierten Fachpublikum vorstellen.
Eine Zusammenfassung der Tage finden Sie auf Youtube.
Die Vorträge können Sie sich einzeln ebenfalls anschauen. Im Programmüberblick der Smart Country Convention finden Sie jeweils die Videos, soweit verfügbar, hinterlegt.
Der Termin für die nächste Smart Country Convention steht auch schon fest: vom 7.-9. November 2023 gibt es wieder zahlreiche Gelegenheiten zum Austausch in Berlin.