Lisa Rosa Bräutigam kam die Geschäftsidee zu nuwo während der Corona-Pandemie, als viele Menschen vom Büro ins Homeoffice wechselten. © nuwo GmbH
Arbeiten vom Sofa aus oder am Küchentisch auf harten Stühlen: So gestaltete sich der Alltag für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, als während der Corona-Pandemie das Homeoffice zur Pflicht wurde. Lisa Rosa Bräutigam fand diese Situation unhaltbar und fragte sich, wie man Unternehmen unterstützen könne, die ihre Mitarbeitenden zu Hause nicht allein lassen wollten. Ihre Antwort hieß „Homeoffice as-a-Service“. Was genau dahinter steckt und welche Vorteile Unternehmen davon haben, erzählt die 34-jährige Gründerin von nuwo im Interview.
Frau Bräutigam, welches sind die Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vernünftig im Homeoffice ausstatten möchten?
Es geht vor allem um drei Dinge. Zum einen ist es eine finanzielle Herausforderung. Büroausstattung ist kapitalintensiv und aufgrund einer langen Abschreibungsdauer unattraktiv. Zweitens sind Produktauswahl, Bestellung und Logistik sehr zeitaufwändig. Und drittens geht es um steuerrechtliche und juristische Fragen. Ein Beispiel: Wenn sich eine Mitarbeiterin, die zu Hause beim Arbeiten auf einem Küchenstuhl sitzt, einen Bandscheibenvorfall zuzieht, ist der Arbeitgeber verantwortlich. Seine Fürsorgepflicht gilt auch für das Homeoffice.
Als Antwort auf diese Herausforderungen haben Sie eine digitale Plattform entwickelt. Was bietet sie?
Unsere Kunden erhalten über die Plattform einen firmeneigenen Online-Shop. Darüber können sich Mitarbeitende arbeitsstättenzertifizierte, ergonomische Möbelstücke aussuchen, die von ausgewählten Fachhändlern geliefert und montiert werden. Für die Finanzierung haben wir mit unseren Partnern Leasing-Modelle entwickelt, die den Unternehmen viel finanzielle Freiheit lassen. Über die Plattform können die Arbeitgeber außerdem Verträge abschließen und im Blick behalten, bei wem sich welche Produkte befinden. Zudem ermöglichen wir eine digitale Gefährdungsbeurteilung und -unterweisung – auch ohne Zugangsrecht zum Heimarbeitsplatz. Damit sind unsere Kunden juristisch auf der sicheren Seite.
Die Pandemie haben wir fürs Erste hinter uns gelassen. Hat sich das Thema Homeoffice damit erledigt?
Auf keinen Fall. Studien zeigen, dass kaum jemand Vollzeit ins Büro zurück möchte. Ich denke, die Zukunft liegt in einer Trias: Dem agilen Office, dem Homeoffice und den Third Places, dezentrale Orte, an denen Menschen sich treffen und miteinander arbeiten. Mit unserem Angebot möchten wir diese Arbeitswelt für Unternehmen handelbar machen. Wir sprechen deshalb auch nicht mehr von Homeoffice as-a-Service, sondern von Workplace as-a-Service. Auch Büroflächen lassen sich über unsere Plattform umgestalten, zum Beispiel zu Orten der Kooperation, Innovation und Zusammenkunft. Einzelarbeitsplätze wie sie lange Zeit üblich waren, verlieren immer mehr an Bedeutung.
Welche Chancen birgt diese Veränderung der Arbeitswelt für Unternehmen?
Wenn wir uns das Thema Fachkräftemangel anschauen, ist die Transformation hin zu einer hybriden Arbeitswelt ein großer Vorteil. Es spielt künftig keine maßgebliche Rolle mehr, wo ein Unternehmen sitzt, ob in der Stadt oder auf dem Land. Im Prinzip kann jede Firma Mitarbeitende aus ganz Deutschland beschäftigen – und darüber hinaus. Wichtig aber ist: Wenn Unternehmen auf der einen Seite Büroflächen verkleinern, müssen sie schauen, wie sie auf der anderen Seite ihre Mitarbeitenden zu Hause unterstützen – vor allem, was den Gesundheitsschutz betrifft. Neben der arbeitsstättenzertifizierten Büroeinrichtung bieten wir über die nuwo-Plattform deshalb auch zertifizierte Ergonomie-Schulungen sowie Team- und Einzeltrainings zu konkretem Bewegungsverhalten.
Lisa Rosa Bräutigam hat nicht gerade den typischen Lebenslauf einer Gründerin. Bis zum Jahr 2020 war sie verbeamtete Lehrerin, zuletzt Co-Rektorin einer Grundschule. Doch damit war sie für‘s Erste am Ende der Karriereleiter angekommen. Für eine, die die Herausforderung und das Neue liebt, mit Anfang 30 nicht akzeptabel. Also beantragte Bräutigam die Entlassung aus dem Beamtenstatus, entwickelte die Geschäftsidee für nuwo und gründete im Januar 2021 ihr erstes Start-up. Wofür der Name nuwo seht, ist naheliegend: New Work.
New Work ist für viele Unternehmen ein Thema – und damit auch in unserem Blog, zum Beispiel hier.