Adaptive App für Kommunen - Digitales Bürgernetz

Digitale Kunst: mit dem Avatar im Wald

#Gemeinschaft 9. Mai 2023

Beim Blick aufs Handy verändert Kunst die Landschaft. Foto Naturpark Hoher Fläming e.V.

Im Sommer 2022 wurde die Smart Village App mit dem Preis „Digitale Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet. Sie bietet Städten und Gemeinden, die mit überschaubarem Aufwand eine eigene App erstellen möchten, einen digitalen Baukasten. Philipp Wilimzig, Geschäftsführer der Smart Village Solutions erzählt im Interview, wie es seitdem weiterging, und berichtet von der neuesten Erweiterung: einem Kunstwanderweg mit Augmented Reality.

Herr Wilimzig, was ist die Idee hinter der Smart Village App?

Mit der Smart Village App haben wir einen Baukasten für Kommunen entwickelt, mit dem sie eine App erstellen können, die unterschiedliche Angebote rund um die Gemeinde zusammenfasst. Das Besondere bei unserem Projekt: Der gesamte Quellcode steht allen mit einer offenen Lizenz zur Verfügung. Viele Städte und Gemeinden nutzen Apps, um einen leichteren Austausch mit ihren Bürgern zu ermöglichen. Dabei werden immer wieder eigenständige Lösungen entwickelt, was kosten- und zeitintensiv ist. Mit der Smart Village App wird es einfacher und günstiger, und keine Kommune muss das Rad neu erfinden. Die App wird zum Knotenpunkt – einem digitalen Ort – an dem die Gemeinschaft sich sammelt, Services entstehen und genutzt werden können.

Was hat es für Sie bedeutet, im vergangenen Jahr den Preis „Digitale Orte im Land der Ideen“ zu gewinnen?

Zunächst war das eine tolle Anerkennung unserer Arbeit. Auch die politische Aufmerksamkeit für unser Projekt ist gestiegen. So sind wir beispielswiese später vom Brandenburger Innenminister mit der Theodor-Fontane-Medaille ausgezeichnet worden. Darüber hinaus war die Preisverleihung in Berlin eine tolle Veranstaltung, zu der wir nicht nur einige unserer Partner einladen durften, sondern auf der wir auch Kontakte zu den anderen Preisträgern knüpfen konnten. Seitdem haben wir uns immer stärker vernetzt und machen teilweise gemeinsame Projekte.

Fünf Personen auf einer Bühne, ein Preisträger hält eine Urkunde in der Hand. Foto: Deutschland – Land der Ideen/Bernd Brundert
Philipp Wilimzig (3. v. l.) bei der Preisverleihung im Sommer 2022. Foto: Deutschland – Land der Ideen/Bernd Brundert

Wie hat sich die Smart Village App seitdem weiterentwickelt und wie wird sie von den Kommunen eingesetzt?

Da wir den App-Baukasten als Open-Source-Lösung anbieten, kann jeder den Quellcode einfach nutzen. Allerdings haben nur wenige Kommunen eigene Programmierer, um das komplett allein zu stemmen. Die meisten nehmen uns auch als Dienstleister in Anspruch, um ihre Angebote umzusetzen. Waren es letzten Sommer noch etwas über 20 Kommunen, nutzen mittlerweile rund 30 Gemeinden und Landkreise den Baukasten. Dabei kann jede Kommune selbst entscheiden, wie sie das Tool hauptsächlich nutzt. Durch das Open-Source-Konzept wird der Umfang an Anwendungsmöglichkeiten außerdem immer größer, denn jede neue Funktion, die eine Gemeinde beauftragt, steht auch den anderen zur Verfügung.

Im Fokus steht in der Regel die Informationsvermittlung. Lokale Nachrichten, Veranstaltungskalender, ein digitales Branchenbuch oder ein Abfallkalender mit Erinnerungsfunktion sind Angebote, die viele Kommunen in der App zusammenfassen. Auch zur Vernetzung in der Nachbarschaft und zur Bürgerbeteiligung wird sie genutzt.

Die Pilotkommune Bad Belzig südwestlich von Potsdam hat jetzt ein neues Angebot integriert. Erzählen Sie uns davon?

Sehr gerne, denn das ist für uns praktisch das Sahnehäubchen bei dem ganzen Projekt. In Bad Belzig konnten wir jetzt Augmented Reality in die App integrieren, was wir schon immer tun wollten, aber bisher fehlten das Budget und auch die Inhalte, die damit digital angereichert werden sollen.

Eine Frau hält im Wald ein Handy in der Hand. Foto Naturpark Hoher Fläming e.V.
Über die App erscheinen im Wald digitale Kunstwerke. Foto Naturpark Hoher Fläming e.V.

Dank einer Förderung durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung wurde der Kunstwanderweg XR umgesetzt. Der Kunstwanderweg zwischen den Bahnhöfen Bad Belzig und Wiesenburg ist seit langem ein wichtiges Projekt des Naturparkvereins Hoher Fläming. Auf einer sieben Kilometer langen Teilstrecke wurde er nun durch digitale Kunst mit Augmented-Reality-Technologie erweitert, die über die Bad Belzig App – die erste App, die auf der Smart-Village-Lösung basiert – betrachtet werden kann.

Sechs der bereits bestehenden acht analogen Kunstwerke können sich die Wanderer jetzt von digitalen Avataren erklären lassen. Darüber hinaus haben fünf internationale Künstlerinnen und Künstler, die von einer Jury ausgewählt wurden, neue Augmented-Reality-Werke erschaffen. Basis dafür ist natürlich die gute Internetinfrastruktur, die wir in der Region haben, denn dazu müssen teilweise recht große 3-D-Objekte heruntergeladen werden. An einigen Stellen des Wanderwegs gibt es deshalb WLAN.

Was begeistert Sie besonders an diesem Angebot?

Ich finde es toll, dass wir so zeigen: Ernsthafte Kunst, die mitunter technisch sehr anspruchsvoll ist, ist nicht nur in den großen, modernen Städten zu finden, sondern eben auch auf dem Land. Wir haben in Bad Belzig eine sehr dynamische Community, die sich dafür einsetzt, die Region smarter zu machen. Hier passiert ganz viel, was es woanders gar nicht gibt. Ein Kunstwerk des iranischen Künstlers Mohsen Hazrati entwickelt sich beispielsweise immer weiter und verändert sich im Laufe der Zeit. Alle, die es bisher gesehen haben, waren hellauf begeistert. Natürlich hoffen wir auch, dass sich durch dieses neue Feature weitere Kommunen, die den Smart-Village-Baukasten nutzen, an das Thema Augmented Reality herantrauen.

Auf einem Waldweg erscheint eine digitale Skulptur. Foto Naturpark Hoher Fläming e.V.
Das digitale Kunstwerk von Mohsen Hazrati verändert sich mit der Zeit. Foto Naturpark Hoher Fläming e.V.
Über den Wettbewerb

2022 hatten die Deutsche Glasfaser und „Deutschland – Land der Ideen“ zum ersten Mal den Wettbewerb „Digitale Orte im Land der Ideen“ ausgerufen, um zu zeigen, welche Innovationskraft im ländlichen Raum steckt. Mit großer Resonanz: Mehr als 200 Projekte bewarben sich damals um die Auszeichnung. Zehn Preisträger wurden ausgewählt. Mehr dazu lesen Sie hier. Der nächste Wettbewerb findet bald wieder statt! Stay tuned!

Zum Projekt

Alle Infos zur Smart Village App gibt es auf https://smart-village.app. Weitere Einblicke in den Kunstwanderweg gibt es auf www.wandern-im-flaeming.de.

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