Digitalisierung und Klimaschutz sollten Hand in Hand gehen. Foto: gettyimages.
Städte, kleinere Kommunen und Regionen in Deutschland wollen in einigen Jahren Klimaneutralität erreichen. Gleichzeitig arbeiten sie daran, mit digitalen Systemen Verwaltung, Verkehr oder Stadtplanung effizienter zu machen. Das Impulspapier „Technologie und Mensch in der Kommune von morgen“ des Smart City Standards Forum (SCSF) von DIN e. V. und DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) regt dazu an, die beiden Bereiche Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu verknüpfen. Im Zentrum der Untersuchung stehen Normen und Standards, die das Erreichen von Klimaneutralität unterstützen können.
Das Papier geht zunächst von den „Smart Cities“ aus, die für die Erreichung der Klimaneutralität entscheidend seien – aus einem einfachen Grund: Städte machen weltweit drei Prozent Landfläche aus, sind aber für zwei Drittel der verbrauchten Energie verantwortlich. Erfolgreiche Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit haben also in den dicht besiedelten Gebieten einen besonders großen Einfluss auf das Klima. Darüber hinaus zeichnen sich „Smart Cities“ dadurch aus, dass sie die Herausforderungen der digitalen Transformation angenommen haben und verfügbare Daten nutzen – zum Beispiel, um Ziele in den Bereichen Klimaneutralität, Klimaresilienz oder Kreislaufwirtschaft zu erreichen.
Den Begriff „Smart City“ erweitern die Autor:innen bewusst zur „Smart Region“. Denn auch der ländliche Raum, zumindest in Deutschland, befindet sich mitten in der digitalen Transformation. Auch kleinere Gemeinden benötigen flächendeckende digitale Infrastruktur und passgenaue digitale Anwendungen, um ihre Verwaltung effizienter aufzustellen, Bürgerbeteiligung zu ermöglichen und große Ziele wie die Klimaneutralität zu erreichen. Dabei sind sie vielleicht noch stärker als die „Smart Cities“ darauf angewiesen, von anderen zu lernen.
„Das Impulspapier macht deutlich, dass der Weg zur intelligenten Kommune immer komplexer wird. Gleichzeitig kommen wir immer stärker von der Theorie in die Praxis“, sagt Joachim Schonowski von der msg systems AG und Co-Vorsitzender des SCSF. „Um zu vermeiden, dass jede Kommune für sich an ähnlichen Themen arbeitet, Ressourcen verschwendet werden und gleichzeitig ein Wildwuchs entsteht, sollten Methodiken, technische Anforderungen und Lösungen möglichst national vereinheitlicht werden und idealerweise auch international nutzbar sein.“
Die Publikation des Smart City Standards Forum macht darauf aufmerksam, dass heute in Deutschland noch häufig Handlungsleitfäden und nationale Standards im Bereich der Digitalisierung fehlen. So werden Lösungen immer wieder doppelt erarbeitet, statt Tools oder Innovationen von anderen zu übernehmen und für die eigenen Zwecke anzupassen.
Darüber hinaus müsse „Klimaschutz als Querschnittthema innerhalb der Kommunalverwaltung verstanden, gelebt und verankert werden“, um Klimaneutralität zu erreichen.
Beide Themenfelder bringen komplexe Aufgabenstellungen mit sich, die den Bedarf „nach einer siloübergreifenden, integrierten Herangehensweise“ erhöhten. Eine zentrale Voraussetzung für einen erfolgreichen Transformationsprozess sei daher die „Vernetzung innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung“.
Die Autor:innen verschweigen auch nicht die technischen, finanziellen und organisatorischen Risiken, die den Smart Regions während der digitalen Transformation begegnen könnten. So könnte eine „digitale Abhängigkeit“ von einzelnen Herstellern entstehen. Deswegen sollten Kommunen eher Entwicklungspartnerschaften auf Augenhöhe suchen.
Immer größere Datenmengen steigern auch den Ressourcenverbrauch bei der Datenspeicherung. Eine digitale „Vergessensstruktur“ wirke dem entgegen. Auch Datensicherheit und -zugänglichkeit sind Themen, mit denen sich die Smart Regions beschäftigen müssen.
Genannt werden auch Bereiche, in denen Kommunen digitale Systeme einsetzen können, um Klimaneutralität zu erreichen:
Das Impulspapier ist hier abrufbar: Technologie und Mensch in der Kommune von morgen.
Das Smart City Standards Forum (SCSF) ist eine gemeinsame Initiative von DIN und DKE. Sie informiert und vernetzt Akteur:innen aus Kommunen, Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Verbänden, Forschung und technischen Regelsetzern im Themenkomplex digitale Transformation.
Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) ist die bedeutendste nationale Normungsorganisation in der Bundesrepublik Deutschland.
Die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE ist die in Deutschland zuständige Organisation für die Erarbeitung von Standards, Normen und Sicherheitsbestimmungen in den Themenfeldern Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik.