Das Sensorikprojekt soll neue Standards in der Parkraumüberwachung setzen. ©Smarte Grenzregion
Wo ist noch ein Parkplatz frei? Wer regelmäßig mit dem Auto in Innenstädte und Ballungsräume fährt, kennt die leidliche Frage. Doch wie könnten sich in Zukunft Besucherströme lenken lassen?
Mit einem Netz aus Sensoren und Kameras wollen Flensburg und die Kreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland Daten erheben und ein digitales Parkraummanagement aufbauen. Dafür werden dieses Jahr insgesamt 516 Bodensensoren und 35 Kamerasysteme auf Parkplätzen, auch an touristischen Hotspots verbaut.
Die sensorgestützte Parkraumüberwachung ist Teil des Smart-City-Modellprojektes „Smarte Grenzregion zwischen den Meeren“. Es wird vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und der Förderbank KfW gefördert. Für das Projekt haben sich Flensburg und die benachbarten Kreise zusammengetan, um die digitale Transformation in der Region voranzutreiben. Nach einer Strategiephase setzt die eigens gegründete Digitalagentur Smarte Grenzregion GmbH seit Sommer 2023 Maßnahmen um – darunter das Parkraummanagement.
„Wir bringen mit dieser Maßnahme die Digitalisierung auch in kleine Kommunen und eröffnen ihnen mit den erhobenen Daten und der dahinterstehenden Datenplattform, die wir parallel dazu aufbauen, neue Nutzungsmöglichkeiten“, sagt Malte Zinke, Geschäftsführer der Digitalagentur Smarte Grenzregion. „Gleichzeitig entwickeln wir eine Basis, um Herausforderungen im Bereich Tourismus zu begegnen und Lösungen zu entwickeln.“ Die offen verfügbaren Daten von Bodensensoren und Kameras werden also zunächst dazu genutzt, ein digitales Parkraummanagement aufzubauen. Danach kann das System für die Besucherlenkung erweitert werden. Die Digitalagentur hat deswegen auch Sensoren und Kameras auf Parkplätzen an touristischen Hotspots installiert, zum Beispiel am UNESCO-Welterbe Haithabu Danewerk, einem Wikingerdorf im Kreis Schleswig-Flensburg, oder am beliebten Flensburger Strand Solitüde. Dort zählt das System bereits die ein- und ausfahrenden Fahrzeuge. Die Belegung der Parkplätze kann auf der App „City Pilot“ eingesehen werden, die kostenlos auf das Smartphone heruntergeladen werden kann.
„Die Parkplätze am Strand Solitüde sind im Sommer regelmäßig überfüllt, was zu Staus und auch Sicherheitsproblemen führen kann“, erläutert Malte Zink. „Mithilfe des Monitorings der Parkplätze können die Besucherinnen und Besucher sehen, ob es freie Parkplätze gibt, oder ob man nicht lieber mit dem Bus oder dem Fahrrad zum Strand fahren sollte. Die Verbindung dorthin ist ja gut. Wir würden uns freuen, wenn wir dazu beitragen können, die Situation vor Ort zu entlasten.“
Hintergrund der Konzentration auf diese Hotspots ist, dass die vielen Besucher:innen an touristisch attraktiven Orten zeitweise zur Belastung für die Anwohner:innen werden können. Gerade in der Hochsaison sind bestimmte Sehenswürdigkeiten oder Strände schnell überfüllt. Die Sensoren und Kameras können in Echtzeit Daten über das Besucheraufkommen übertragen – und in Zukunft dazu beitragen, Touristenströme zum Beispiel über Empfehlungen besser zu lenken.
Der Datenschutz spielt bei der Maßnahme eine große Rolle. So messen die auf dem Boden verklebten Sensoren zwar die Belegung der Parkplätze mittels Magnetfelderkennung und Kameras erfassen Bewegungen. Fahrzeuge oder Personen werden jedoch nicht identifiziert. Das macht den Prozess datenschutzkonform und eröffnet die Möglichkeit, Daten offen zugänglich zu machen: Das System übermittelt sie mobil per Gateway an eine Datenplattform. Dort sind die Daten dann in einem Dashboard sichtbar.
Den Ausbau in Flensburg, wo die Sensoren vor allem auf Parkplätzen zu Einsatz kommen, verantwortet der Infrastrukturexperte Ebero Fab. Der zuständige Abteilungsleiter Smart City Matin Sekandari ordnet das Vorhaben so ein: „Das Parkraumsensorikprojekt ist für ganz Deutschland interessant und allein durch seine Größe ein Referenzprojekt. Die Auswirkungen des Projektes gehen weit über die reine Parkraumüberwachung hinaus und umfassen Aspekte wie verbesserte städtische Mobilität und eine nachhaltige Stadtentwicklung. Es spielt damit eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Region als ,Kommune der Zukunft‘.“
Die „Smarte Grenzregion zwischen den Meeren“ ist eine Modellregion im Rahmen des Bundesprojektes „Modellprojekte Smart Cities: Stadtentwicklung und Digitalisierung”. Das Programm wird vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWBS) sowie der Förderbank KfW gefördert.
Die Stadt Flensburg und die Kreise Schleswig-Flensburg und Nordfriesland haben sich zusammengetan, um gemeinsam die Digitalisierung in der Region voranzubringen. Dabei sollen Lösungen entstehen, die den Alltag der Menschen erleichtern, die Lebensverhältnisse verbessern und die Region zukunftsfest machen. Die Umsetzung übernimmt die Digitalagentur Smarte Grenzregion GmbH mit Sitz in Flensburg. Das Projekt läuft bis Ende 2026.
Mehr Informationen auf www.smarte-grenzregion.de