Spätestens seit der Markteinführung von ChatGPT ist das Thema künstliche Intelligenz, kurz KI, allgegenwärtig. Die Potenziale dieser Technologie wurden sichtbar und leicht greifbar. Gleichzeitig wurde deutlich, dass KI künftig einen großen Einfluss auf alle Lebensbereiche haben wird, insbesondere aber auf die Art und Weise, wie wir arbeiten. Doch wie genau wird sich die künstliche Intelligenz auf unsere Jobs und unseren Arbeitsalltag auswirken? Werden bestimmte Aufgaben in der Zukunft komplett von künstlicher Intelligenz und Machine Learning übernommen? Der Mensch als Arbeitskraft künftig am Ende gar überflüssig? Wo ergeben sich neue Jobs, Aufgabenfelder und Berufs- und Karrierechancen? In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen nach und beleuchten, wie sich künstliche Intelligenz voraussichtlich auf den Arbeitsmarkt und unsere Jobs auswirken wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Automatisierung und Arbeitsplätze
3. Auswirkungen des Einsatzes von künstlicher Intelligenz auf Jobs und Qualifikationen
3.1 Künstliche Intelligenz und zukünftige Arbeitsfähigkeiten
Industrielle Revolution, Einführung von Maschinen, Automatisierung, Digitalisierung – Innovation und Modernisierung in der Arbeitswelt gibt es schon immer. Im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz sprechen viele Experten gerne von einer „Industriellen Revolution 4.0“. Der Einfluss der neuen Technologie auf Jobs und unser Arbeitsverständnis könnten sich komplett wandeln. Im Vergleich zu den Wandlungsprozessen und Modernisierungen der vergangenen Jahrzehnte gehen Entwicklung und Verbreitung der KI rasend schnell. Das wird allein schon an der rasanten Weiterentwicklung der verfügbaren KI-Tools seit der Einführung von ChatGPT im Herbst 2022 deutlich.
Ein weiterer Punkt, in dem sich die aktuellen Modernisierungsprozesse von früheren Entwicklungen unterscheiden: Erstmals ist nicht nur rein körperliche Arbeit betroffen, sondern auch geistig, kreative Arbeit. Tätigkeiten, die bisher nicht von Maschinen und Robotern ausgeführt werden konnten, kann nun die KI übernehmen: Texte schreiben, Bilder erstellen oder analytische und administrative Aufgaben ausführen. All das kann KI heute bereits zum Teil schon besser als Menschen. Wird der Mensch künftig also in der Arbeitswelt überflüssig? Wohl kaum – darin sind sich Experten und aktuelle Studien im Wesentlichen einig. Einig sind sie sich auch in einem weiteren Punkt: Es wird Verschiebungen und Veränderungen geben. Das heißt, bestimmte Aufgabenfelder, Tätigkeiten und mitunter auch Jobs werden in Zukunft voraussichtlich tatsächlich von künstlicher Intelligenz übernommen. Gleichzeitig werden sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit mindestens in gleichem Umfang neue Berufe und Jobs ergeben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die wenigsten Berufe bestehen ausschließlich aus einer einzelnen Aufgabe, sondern setzen sich meist aus verschiedenen Tätigkeiten zusammen. Die Frage ist im Wesentlichen also weniger, ob wir in Zukunft noch arbeiten müssen, sondern wie. In den wenigsten Fällen wird KI einen Job vollständig ersetzen können. Sie wird aber fester, unterstützender Bestandteil werden. Insbesondere jede Form von klar definierten Routineaufgaben kann künstliche Intelligenz gut übernehmen. Weniger gut oder gar nicht lassen sich Abwägungen und Entscheidungen ersetzen. Das wird sich voraussichtlich in künftigen Tätigkeitsprofilen, Jobs und Aufgabenfeldern niederschlagen.
So weit sind sich die meisten Experten in ihren Prognosen noch einig. Uneinig sind sie sich darin, in welchem Umfang dieser Wandel stattfinden wird. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Prognosen derzeit wegen fehlender Erfahrungswerte noch sehr vage sind. Wie sich der Wandel vollziehen wird, hängt nicht zuletzt auch davon ab, in welchem Maß und Tempo Unternehmen modernisieren und KI einführen. Darauf wiederum haben nicht zuletzt auch politische Entscheidungen großen Einfluss. In welchem Maße wird die neue Technologie zugelassen, wo wird sie reguliert?
Mit der Veränderung bestimmter Berufsbilder geht auch in einem weiteren Bereich des Arbeitsmarktes eine Veränderung einher: in der Mitarbeiterbeschaffung. Zum einen müssen künftig Arbeitskräfte mit neuen Kompetenzen für neue Aufgabenfelder gefunden werden. Zum anderen wird auch in diesem Prozess künstliche Intelligenz eine zunehmende Rolle spielen. Bereits heute kommt an vielen Stellen des Recruiting-Prozesses KI in der Personalbeschaffung beim Umgang mit Bewerbungen zum Einsatz, meist in Form von KI-gestützter Software. Das gilt insbesondere bei Analyse- und Routineaufgaben, beispielsweise in Form von:
Arbeitgebern bietet der Einsatz von KI dabei entscheidende Vorteile. So lassen sich beispielsweise deutlich größere Datensätze in kurzer Zeit analysieren und verarbeiten. Geeignete Kandidatinnen und Kandidaten lassen sich so schneller finden und offene Jobs schneller besetzen. Außerdem lassen sich mithilfe von künstlicher Intelligenz Entscheidungen im Idealfall objektiver treffen. Persönliche Sympathie, Hautfarbe, Geschlecht oder körperliche Einschränkungen spielen dann im besten Falle keine Rolle mehr oder können gezielt berücksichtigt werden, um eine möglichst paritätische Personalstruktur sicherzustellen. Das setzt jedoch eine gezielte Softwareentwicklung der KI und Datenmanagement voraus, damit sich diese Effekte für Bewerber und Mitarbeiter nicht ins Gegenteil verkehren.
Doch bereits vor dem eigentlichen Auswahlprozess von Bewerberinnen und Bewerbern kann künstliche Intelligenz künftig bei KI-basierten Jobprognosen eine Rolle spielen. Anhand großer Datenbestände aus historischen Arbeitsmarktdaten, Branchentrends, aktuellen Stellenanzeigen und Bildungsprogrammen kann KI frühzeitig Muster erkennen und den Bedarf bestimmter Arbeitskräfte und Fähigkeiten vorhersagen.
Das ermöglicht insbesondere zwei Dinge: Anhand der Prognosen lassen sich geeignete Fachkräfte suchen und anwerben, sodass sie dem Arbeitgeber rechtzeitig zur Verfügung stehen. Ebenso lassen sich frühzeitig Weiterbildungsangebote entwickeln, sodass Arbeitskräfte bereits qualifiziert sind, wenn der Bedarf eintritt.
Mit dem Einsatz von KI in Unternehmen werden sich in den meisten Arbeitsbereichen die anfallenden Aufgaben verändern und damit auch die Anforderungen an Jobqualifikationen wandeln. Zum einen wird in Zukunft die Nachfrage nach KI-Experten weltweit deutlich steigen. Berufe wie Informatiker, Softwareentwickler oder Experten für Machine Learning werden an Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung ist naheliegend, wenn die Nachfrage nach teils individuellen oder spezialisierten KI-Systemen steigen wird. In diesem Zusammenhang ist außerdem zu erwarten, dass sich neben den etablierten Berufen viele neue Berufsbilder etwa im Bereich Informatik entwickeln oder weiterentwickeln werden, beispielsweise:
Aber nicht nur neue Tätigkeiten werden durch KI verstärkt nachgefragt. Auch bestehende Berufsfelder werden sich durch den Einsatz von KI verändern. Beispielsweise ist zu erwarten, dass künstliche Intelligenz in Zukunft zahlreiche administrative Routinetätigkeiten übernehmen wird, etwa das Ausfüllen von Excel-Tabellen oder das Schreiben von Standardtexten. Wer in entsprechenden Jobs tätig ist, wird damit künftig weniger lästige Routinearbeiten zu erledigen haben. Stattdessen wird sich der Anteil an Aufgaben erhöhen, in dem Menschen nach wie vor unverzichtbar bleiben: entscheiden, kontrollieren, abwägen, entwickeln und abstimmen. Damit werden vor allem zwischenmenschliche Fähigkeiten wie Kreativität, Organisationsfähigkeit, Empathie oder Kommunikationsfähigkeit einen deutlich höheren Stellenwert bei der Jobqualifikation erhalten. Hinzu kommen noch das Verständnis und die Fähigkeit, KI sinnvoll und nutzbringend einsetzen zu können.
Vor allem Bürojobs sind ein Sektor, in dem KI künftig einen bedeutenden Anteil der Arbeit übernehmen könnte. Programmierer, Mathematiker, Übersetzer, Journalisten oder Buchhalter sind typische Berufe, in denen KI künftig eine große Rolle spielen wird. Die Qualifikation ist dabei nicht entscheidend. So könnte einer Schweizer Studie zufolge KI künftig auch Anwälten oder Ärzten in Fachbereichen mit vielen analytischen Aufgaben wie Radiologen einen großen Teil ihrer bisherigen Tätigkeit abnehmen. Deutlich geringer fällt der Anteil der Aufgaben, die durch KI übernommen werden können, in Jobs mit körperlicher Arbeit aus.
Beim Einsatz von künstlicher Intelligenz gibt es in Deutschland eine Reihe arbeitsrechtlicher Bestimmungen, die zu berücksichtigen sind. Das betrifft zum Beispiel Datenschutz oder den Schutz vor Diskriminierung. Das gilt beispielsweise in besonderem Maße beim Einsatz von KI im Bereich Recruiting, Personalentscheidungen oder zur Beurteilung von Arbeitnehmern. Hier müssen Aspekte des Datenschutzes und des Schutzes vor Diskriminierung bereits bei der Erstellung und Programmierung der KI berücksichtigt werden. Nur so lassen sich rechtlich einwandfreie Ergebnisse beim späteren Einsatz erzielen. Aufgrund der in Deutschland geltenden Gesetze hat auch der Betriebsrat bei der Einführung von KI in einem Unternehmen ein Mitbestimmungsrecht. Auf diese Weise werden die Rechte und Interessen der Mitarbeiter berücksichtigt. Auch beim Einsatz der KI im Arbeitsalltag sollten Arbeitgeber darauf achten, dass Vorgaben des Datenschutzes sowie alle anderen rechtlichen Bestimmungen eingehalten werden. Nur so lassen sich die Potenziale der neuen Technologie in ganzem Umfang und arbeitsrechtlich einwandfrei ausschöpfen.
Ein weiterer wichtiger arbeitsrechtlicher Aspekt beim Einsatz von künstlicher Intelligenz betrifft die Haftung bei Fehlern oder Schäden, die durch KI-Systeme verursacht werden. Wer trägt die Verantwortung, wenn es durch einen KI-gesteuerten Prozess zu Fehlern oder gar Unfällen kommt? Das gilt gleichermaßen für das produzierende Gewerbe wie für den Dienstleistungsbereich.
Nicht zuletzt ist damit zu rechnen, dass die zunehmende Automatisierung von Arbeitsprozessen zahlreiche neue arbeitsrechtliche Fragen aufwirft und Anpassungen des in Deutschland geltenden Arbeitsrechtes erforderlich machen wird. Beispielsweise können Anpassungen im Bereich des Weiterbildungsanspruches oder des Kündigungsschutzes erforderlich werden.