Gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule will die „vernetzte Stadt“ IT-Lösungen erforschen und entwickeln, die geeignet sind, Verwaltungsprozesse zu verbessern. (c) Westfälische Hochschule
Können KI-Tools die Digitalisierung in der Verwaltung beschleunigen? Es sieht ganz danach aus, dass sie zumindest bei ausgewählten internen Prozessen für mehr Effizienz sorgen werden. Während das neue Onlinezugangsgesetz Grundlagen für rechtssichere, standardisierte und medienbruchfreie Bürgerleistungen schaffen will, zielen KI-Anwendungen oft auf Verwaltungsmitarbeitende und ihren Arbeitsalltag.
So veröffentlichen Behörden KI-Linien, die den strategischen Einsatz regeln sollen – im Juni ging beispielsweise Bundesdigitalminister Volker Wissing mit einem solchen Plan an die Öffentlichkeit: Die Prinzipien sollen den KI-Einsatz vorantreiben, eine bessere Datenbasis schaffen und Beschäftigten mehr Freiräume für Tests und Entwicklungen geben. „Unsere Verwaltung muss Schritt halten mit der technologischen Entwicklung“, betonte Wissing. „Deswegen möchte ich, dass überall in meinem Geschäftsbereich Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt. Damit können wir etwa Prüf- und Genehmigungsprozesse beschleunigen, Verkehre präziser planen oder Verwaltungsvorgänge automatisieren. Mit Hilfe von KI wollen wir auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlasten und ihnen mehr Zeit für die Facharbeit geben.“
KI-Leitlinien können demnächst auf verschiedenen Verwaltungsebenen den KI-Einsatz regeln. Doch was ist mit der Praxis? Baden-Württemberg hat bereits die Text-Assistenz „F13“ erprobt. In Hessen soll das KI-Entscheidungstool ERPEA sagen, ob es sich die Automatisierung eines Prozesses lohnt – in einigen Kommunen unterstützt bereits EMMA bei der Umsetzung.
Hilfe bei solchen und ähnlichen Vorhaben finden ostwestfälische Kommunen demnächst in einer strategischen Kooperation: Der Zweckverband OWL-IT und das Digitalbüro.OWL wollen gemeinsam die Nutzung KI-gestützter Anwendungen in der Verwaltung stärken. Als erste Kommune ist Paderborn dabei. Ziel ist es jedoch, Künstliche Intelligenz flächendeckend in der Verwaltungspraxis von Ostwestfalen-Lippe zu etablieren.
„Die Kooperation mit dem Digitalbüro.OWL ist ein wichtiger Schritt für uns, um die Digitalisierung und Modernisierung der Verwaltung in unserer Region voranzutreiben“, sagt Jan-Hendrik Reese, Projektleiter der OWL-IT. „Durch die Kombination unserer technologischen Expertise mit dem Beratungswissen des Digitalbüros können wir maßgeschneiderte KI-Lösungen entwickeln, die den Verwaltungen helfen, ihre Prozesse zu optimieren und ihren Bürgern einen noch besseren Service zu bieten.“ Rainer Vidal, Leiter des Digitalbüro.OWL, bestätigt: „Gemeinsam werden wir innovative Projekte initiieren und umsetzen, die dazu beitragen, Verwaltungsprozesse effizienter und bürgernäher zu gestalten.“
Dass KI für Städte, kleinere Gemeinden und kommunale Betriebe eine große Chance ist, hat man auch in Gelsenkirchen erkannt: Die Ruhr-Metropole gründete im Frühjahr das Anwendungszentrum für KI in Kommunen KI4KL. Gemeinsam mit der Westfälischen Hochschule will die „vernetzte Stadt“ IT-Lösungen erforschen und entwickeln, die geeignet sind, Verwaltungsprozesse zu verbessern. Anwendungsgebiete reichen vom smarten Posteingang, der Papierpost einscannt und weiterleitet, bis zum Sprachassistenten für den Bürgerservice.
„Künstliche Intelligenz ist längst kein abstrakter Begriff mehr, sondern bietet nicht erst durch populäre Anwendungen wie ChatGPT ganz konkreten Nutzen, den wir auch für kommunale Verwaltungen nutzbar machen wollen“, erklärt Stadtrat Simon Nowack.
Das Anwendungszentrum kann künftig Kommunen helfen, Routinetätigkeiten zu automatisieren und innovative Prozesse voranzutreiben. Gleichzeitig soll KI4KL Gelsenkirchen als bundesweites Kompetenzzentrum im Bereich kommunaler und urbaner Lösungen etablieren. Wenn die Zusammenarbeit gelingt, profitieren Kommunen weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus.
In Gelsenkirchen entsteht derzeit in Kooperation mit der Westfälischen Hochschule ein Anwendungszentrum für KI für kommunale Lösungen. Das KI4KL soll KI-Lösungen erforschen und KI-gestützte Smart-City-Projekte für den praktischen Einsatz in Kommunen auf den Weg bringen.
Das Projekt läuft zunächst bis 2025. Das Gesamtvolumen von rund 5 Mio. Euro übernimmt zu 90 Prozent das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) im Rahmen der Förderung Modellprojekte Smart Cities.