In der mobilen Scheune lässt sich mehr über digitale Landwirtschaft lernen. © Fraunhofer IMW
Digitalisierung verändert, wie wir lernen und lehren: Sie eröffnet neue Wege, um Menschen Wissen zu vermitteln. Davon profitiert der ländliche Raum besonders. Denn digitale Werkzeuge überbrücken Distanzen oder können mit wenig Aufwand vor Ort eingesetzt werden – ganz nebenbei machen interaktive Anwendungen das Lernen spannender.
Auch im diesjährigen Wettbewerb Digitale Orte zeigen drei Finalistenprojekte, wie Digitalisierung Bildungsangebote bereichert: Die Mobile Scheune bringt den Menschen digitale Innovationen in der Landwirtschaft nahe. Discover Beyond Borders nutzt digital erzeugte Musik, um Kulturen zu verbinden. Und die Wissenswerkstatt Schweinfurt bereitet junge Menschen auf die digitale Zukunft vor. So erreichen die Kandidaten auf der Shortlist neue Zielgruppen, stärken digitale Kompetenzen und tragen dazu bei, Menschen für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen.
Dürfen wir vorstellen?
Die Mobile Scheune des Smart Farming Lab der Universität Leipzig bringt das Wissen um digitale Technologien in der Landwirtschaft dorthin, wo es hingehört: aufs Land. Der mobile Messestand besucht seit 2021 regionale Wein- und Obstbaubetriebe, um digitale Agrartechnologien vorzustellen – und digital affine Expert:innen mit potenziellen Anwender:innen zusammenzubringen.
„Die Mobile Scheune ermöglicht die Erprobung und partizipative Weiterentwicklung innovativer digitaler Technologien in der Lebensrealität der landwirtschaftlichen Anwender:innen. Damit unterstützen wir niedrigschwellig bei der Transformation zu einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft und helfen die regionale Wertschöpfung auszubauen“, sagt Martin Schieck, Forschungsgruppenleiter des Smart Farming Labs der Universität Leipzig, das sich mit digitalen Innovationen in der Landwirtschaft beschäftigt.
Die Mobile Scheune wird vorrangig in Forschungsprojekten mit regionalen Partnern aus Wissenschaft und Praxis eingesetzt. Dazu gehören u. a. die Mitteldeutsche Innovationsregion Obstbau, der Ernährungsrat Leipzig und die große Kreisstadt Geithain. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft förderte das Projekt.
Für die Bewerbung beim Wettbewerb Digitale Orte qualifizieren das Projekt vor allem zwei Eigenschaften: Es erreicht Zielgruppen in ländlichen Räumen mit – unter anderem – digitalen Mitteln. Außerdem geht es um innovative, oft digitale Techniken in der Landwirtschaft. Die Mobile Scheune passt sich flexibel an räumliche Anforderungen an und fördert über die eigentliche Forschungsarbeit hinaus den regionalen Dialog auf Äckern und Marktplätzen, neben Obstplantagen und Weinhängen, vor Bäckereien und Gemüseläden. Damit macht das Projekt digitale Innovationen in der Landwirtschaft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und bietet Digitalisierung „zum Anfassen“: z. B. Blockchain, Drohnen, VR/AR, Sensorik oder Robotik.
Eine sehr junge Zielgruppe adressiert das Musikprojekt Discover Beyond Borders“: Hier treffen sich Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren, um gemeinsam (digitale) Musik zu machen. Dabei lernen sie mehr über digitale Technologien und die Hintergründe der anderen Jugendlichen. Hauptanliegen der Stiftung Neue Musik-Impulse Schleswig-Holstein, die das Projekt seit 2018 leitet, ist der kulturelle Austausch.
„Unser Projekt nutzt digitale Musiktechnologien, um Jugendlichen nicht nur musikalische, sondern auch technische Fähigkeiten zu vermitteln. In einer Zeit, in der gesellschaftliche Spaltungen zunehmend tiefer werden, bietet unser Projekt eine innovative und inklusive Plattform für Jugendliche aus Drittstaaten und Deutschland, sich durch die gemeinsame Schöpfung von Musik mit digitalen Mitteln zu verbinden“, fasst Marc Tietz von der Stiftung Neue Musik-Impulse zusammen.
Das Projekt erkennt so an, dass digitales Know-how für die Zukunft junger Menschen entscheidend sein kann. Gleichzeitig spielt ein weniger „technisches“ Anliegen eine besondere Rolle: gemeinsam Musik zu machen und sich so ganz menschlich zu begegnen.
Auch die Wissenswerkstatt in Schweinfurt bereitet Kinder und Jugendliche auf die digitale Zukunft vor. Und zwar ganz konkret: Hier lernen sie Programmiersprachen, zeichnen am Computer, entwickeln Apps und entdecken Künstliche Intelligenz. Um allen Zielgruppen den Zugang zu ermöglichen, sind die Workshops kostenlos – vielleicht mit ein Grund dafür, dass der Verein in den vergangenen zehn Jahren rund 26.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem ländlichen Raum erreicht und an das Thema Digitalisierung herangeführt hat.
Der gemeinnützige Verein Wissenswerkstatt Schweinfurt e. V. fördert seit 2012 in Workshops den technischen Nachwuchs. Große Unternehmen wie ZF Group, Schaeffler Technology und SKF sowie die Stadt und er Landkreis Schweinfurt unterstützen die Initiative finanziell.
„Unser Projekt bringt Kindern und Jugendlichen das Thema „Digital“ näher“, sagt der Trainer und Projektverantwortliche Kevin Fischer. „Wir veranschaulichen auf einfachste Weise und geben damit einen Einblick in die Welt der IT. Damit unterstützen wir unsere Teilnehmer und Teilnehmerinnen bei der Wahl des richtigen Einstiegs in die Berufswelt.“
Die Wissenswerkstatt behandelt in ihren Workshops aktuelle Digitalthemen und überzeugt in der ländlichen Region in und um Schweinfurt. Das Modell hat Vorbildcharakter: Mittlerweile arbeiten sechs Wissenswerkstätten mit diesem Konzept.
Mit dem Wettbewerb „Digitale Orte“ würdigen Deutsche Glasfaser und „Deutschland – Land der Ideen“ bereits zum dritten Mal digitale Projekte im ländlichen Raum. Die Bewerbungsphase für 2024 ist bereits abgeschlossen und die Jury hat jeweils drei Projekte in sechs Kategorien ausgewählt. Am 6. November 2024 werden die Gewinnerprojekte während einer Live-Veranstaltung gekürt, die auch eine bessere Vernetzung aller Kandidaten unterstützt.
Weitere Informationen über den Wettbewerb gibt es hier: www.digitale-orte.de.