Niedrigste Latenz, höchste Bandbreite und beste Ökobilanz: Glasfaser ist in vielen Vergleichen erste Wahl. © unsplash/umberto
Wenn es nach den Ausbauzielen der Bundesregierung geht, sollen bis Ende kommenden Jahres 50 Prozent aller Haushalte und Unternehmen Zugang zu einem Glasfaseranschluss haben. Bis 2030 wird sogar eine 100-prozentige Verfügbarkeit angestrebt. Doch diese Zahlen werden wohl nicht erreicht, und das liegt auch am mangelnden Interesse der Nutzerinnen und Nutzer. Eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens BearingPoint zeigt: Lediglich 18 Prozent der Befragten nutzen gigabitfähige Anschlüsse, wie sie Glasfaser, aber auch mancher Kabelanschluss bietet. Dabei hätten laut Breitbandatlas der Bundesnetzagentur bereits 32 Prozent der Haushalte in Deutschland die Möglichkeit, einen solchen Vertrag zu wählen. Diese Schere könnte sich in den kommenden Jahren weiter öffnen, wenn sich an der Take-up-Rate – also dem Anteil der Haushalte, die ein Glasfaserangebot annehmen – nichts ändert.
Einer der wichtigsten Gründe, warum sich Menschen gegen einen Glasfaseranschluss entscheiden, ist laut BearingPoint-Studie: Zufriedenheit. Eine Mehrheit derer, die nicht zu Glasfaser wechseln wollen, kommt mit weniger Bandbreite gut zurecht. Ein weiterer häufig genannter Grund waren die höheren Kosten für einen Glasfaseranschluss. BearingPoint macht zusätzlich einen weiteren Grund für die geringe Wechselbereitschaft aus: 15 Prozent der Befragten wissen nicht, welche technischen Vorteile Glasfaser für sie und ihren Alltag haben könnte. 51 Prozent geben an, nur mittelmäßig oder schlecht über die Technologie und ihre Möglichkeiten aufgeklärt zu sein.
Dass eine bessere Aufklärung auch zu einer höheren Akzeptanz von Glasfaser führen könnte, betont Marcel Tietjen, Partner bei BearingPoint: „Der politische Einfluss auf die Geschwindigkeit des Ausbaus ist sehr hoch und wo das Thema Glasfaserausbau in der Politik eine hohe Priorität einnimmt, dort ist auch die Zufriedenheit der Nutzerinnen und Nutzer mit den entsprechenden Anschlüssen hoch.“
Doch welche Argumente sprechen für Glasfaser? Was könnte Haushalte davon überzeugen, beim Wechsel auf ein schnelles Glasfasernetz mitzuziehen?
Niedrige Latenz oder „Ping“: Beim sogenannten „Ping“ geht es darum, wie viele Millisekunden ein Datenpaket vom Endgerät bis zum Server und zurück benötigt, konkret also um die Fragen: Wie viel Zeit vergeht zwischen dem Klick auf einen Link und der Weiterleitung zur damit verknüpften Website? Wie viel Zeit vergeht zwischen einem Fingerdruck auf dem Gamepad und der Reaktion der Spielfigur?
Die Zeitspanne hängt unter anderem davon ab, wie weit der Server entfernt ist und welchen Weg das Datenpaket nimmt. Viel entscheidender für die Länge des „Ping“ ist aber die Anbindung im Haushalt selbst: Glasfaser hat mit Werten deutlich unter 10 Millisekunden die geringste Latenz. Schnelle Kabelanschlüsse liegen bei etwa 10-40 Millisekunden und die LTE-Mobilfunktechnik bei 10 bis 50 Millisekunden.
Relevant ist die Latenz vor allem beim Gaming oder bei Videotelefonie, also in Anwendungen, bei denen sich Nutzerinnen und Nutzer eine Kommunikation in nahezu Echtzeit wünschen. In Zukunft könnte die niedrige Latenz von Glasfaser auch für VR- oder AR-Anwendungen ein Vorteil sein.
Höhere Bandbreite: Die Bandbreite zeigt, welche Datenmenge über einen Internetanschluss pro Sekunde empfangen oder versendet werden kann. Dabei unterscheidet man Download- und Upload-Geschwindigkeit. Ein FTTH-Anschluss mit Glasfaser kann bis zu 1 Gbit/s im Download und 500 Mbit/s im Upload erreichen. Wer über Kupferkabel surft, kann selbst unter besten Bedingungen mit maximal 250 Mbit/s im Download rechnen.
Selbst wenn niedrigere Raten aktuell vielen Haushalten ausreichen mögen: Mit der höheren Bandbreite über Glasfaserkabel investieren sie in die Zukunft. Sie bereiten sich auf Anwendungen vor, die immer größere Datenpakete schnell transportieren müssen, wie Gaming, Streaming oder VR und AR. Einen Vorteil hat Glasfaser auch, wenn mehreren Personen gleichzeitig online sind.
Gute Ökobilanz und geringerer Energieverbrauch: Die verschiedenen Technologien – von Kupfer über Kabelanschlüsse bis zur Glasfaser – benötigen unterschiedlich viel Energie, um Daten zu übertragen. Außerdem unterscheiden sich der Einfluss, den die Herstellung der Leitungen auf die Umwelt hat, sowie die Lebensdauer.
Untersuchungen belegen deutlich, dass FTTH via Glasfasernetz im Vergleich zu anderen Technologien bei der Ökobilanz punktet. So fasst beispielsweise das Gigabitbüro des Bundes zusammen: „[Glasfaser] zeichnet sich durch geringe Auswirkungen auf die Umwelt bei der Herstellung, den geringen Stromverbrauch bei der Nutzung und die Langlebigkeit der Kabel, – und damit die höheren Nutzungsdauer – aus.“
Zu den Vorteilen zählen, dass die Faser in der Regel aus natürlichen Quarzvorkommen stammt, der Energieverbrauch im Betrieb geringer ist und die Leitungen seltener ausgetauscht werden müssen.
Wie viele der Haushalte, die bereits an das Glasfasernetz angeschlossen sind (homes connected) oder zumindest ein Glasfaserkabel in Reichweite haben (homes passed), buchen tatsächlich einen Glasfaser-Internet-Tarif? Dieser Anteil zeigt sich in der Take-up-Rate. Sie errechnet sich aus dem Verhältnis der mit Glasfaserkabel versorgten Haushalte zu den geschlossenen Nutzungsverträgen.
Der Bundesverband Breitbandkommunikation BREKO errechnet in seiner aktuellen Marktanalyse eine bundesweite Glasfaserausbauquote von 43,2 Prozent aller Haushalte; insgesamt waren in Deutschland 22,8 Prozent der Haushalte tatsächlich ans Glasfasernetz angeschlossen oder könnten mit geringem Aufwand einen Anschluss realisieren. Genutzt wird diese Möglichkeit nur von einem Viertel: Die bundesweite Take-up-Rate setzt die Untersuchung bei 26 Prozent an.