Es war im November 2005, als das soziale Netzwerk studiVZ begann, den deutschsprachigen Markt zu erobern. Das Vorbild war das erfolgreiche Unternehmen Facebook aus den USA, welches ein Jahr zuvor gegründet wurde. Allerdings war Facebook zu der Zeit noch rein englischsprachig und nur einem kleinen Kreis von Austauschstudenten bekannt. Und so wurde in Deutschland gegruschelt, ein Kofferwort aus „grüßen“ und „kuscheln“, und nicht angestupst wie bei Facebook.
Studenten und Studentinnen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz vernetzten sich damals via studiVZ, blieben über die Entfernung mit alten Freunden in Kontakt, die in anderen Städten studierten und verbrachten ihre Zeit damit, lustigen Gruppen beizutreten. Zum Beispiel: „Ich habe keine Lösung, aber ich bewundere das Problem“ oder „Meine Küche ist so klein, ich muss Pfannkuchen senkrecht braten“.
Ursprünglich ausschließlich für Studenten gedacht, wurden mehr und mehr Nicht-Studenten auf die Plattform aufmerksam, sodass nach studiVZ auch schülerVZ und meinVZ gegründet wurden. Um 2010 hatten die Netzwerke mit 16 Millionen Nutzern ihren Höhepunkt erreicht und gehörten eine Zeitlang zu den erfolgreichsten Onlinemedien in Deutschland. Und dann – kam Facebook.
Der blaue Riese aus den USA buhlte schon seit 2008 mit einer eigenen deutschsprachigen Seite um die Nutzer hierzulande. 2011 war es dann geschehen: Facebook war erstmals erfolgreicher als alle VZ-Netzwerke zusammen und die VZ-Netzwerke? Bald Geschichte. Das schülerVZ wurde geschlossen, meinVZ und studiVZ verwaisten. Bis jetzt.
Seit Ende April 2020 versucht Jörg Gerbig, Gründer von Lieferando, dem VZ wieder Leben einzuhauchen. Das Neue: Es soll keine drei Plattformen mehr geben, sondern nur noch VZ.net (voller Name: Gruppennetzwerk VZ). Es darf weiterhin gegruschelt werden, die lustigen Gruppen von damals sind auch wieder mit dabei, man setzt stark auf Nostalgie und einen Punkt, den man von sozialen Netzwerken nicht unbedingt gewohnt ist: Datenschutz. Eine weitere Besonderheit: Nutzer, die ihren Account damals nicht gelöscht haben, können diesen wieder aktivieren.
Man darf also gespannt sein, wie sich das neue, alte Netzwerk entwickelt. Und wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja in einer der vielen Gruppen wieder. „Meine Glasfaser ist schneller als deine Glasfaser“, wäre eine Möglichkeit.