„Nicht zurückbleiben – bitte!“ So könnte das Motto des Bahnhofs in Fürstenberg an der Havel lauten. Hier, wo der Regionalexpress RE5 stündlich aus und nach Berlin hält, kann man nicht nur einen Blick in die Zukunft werfen, sondern sie erleben. Da gibt es ein komplett eingerichtetes Medienproduktionsstudio, eine Werkstatt, ein Rechenzentrum, Veranstaltungsräume, eine soziale Küche und ein öffentliches Wohnzimmerr.
Alle interessierten Menschen, vor allem aber Kinder und Jugendliche, haben hier die Möglichkeit, die Welt der Digitalisierung zu kennenzulernen und selbst zu erforschen: Wie funktioniert das? Was ist möglich? Und wie kann ich eigene Ideen zusammen mit anderen Menschen umsetzen? Wöchentlich trifft sich eine Programmier-AG und eine Medien-AG. Da werden Radiosendungen produziert und Codes gehackt. Schulklassen können sich für Workshops und Projektwochen anmelden, Bürgerinnen und Bürger vorbeischauen, staunen, mitmachen. Jeder und jede ist willkommen.
In der Netzwelt zu Hause
„Wir verstehen uns als sozialen und kooperativen Raum für neugierige Geister und lebenslange Lerner in der guten Tradition von Hacker– und Makerspaces und dem lebenslangen Kindergarten“, steht auf der Website des Bahnhofs, der vom Verein havel:lab e.V. betrieben wird. Die Idee zu dem Verein hatten die Digitalaktivisten Anke und Daniel Domscheit-Berg. Daniel wurde als Sprecher der Enthüllungsplattform WikiLeaks bekannt, ist in der Netzwelt zuhause und fungiert prima als Schnittstelle zwischen den „Nerds“ und den Menschen im ländlichen Brandenburg. Anke hat als Bundestagsabgeordnete viel zu tun, nimmt sich aber immer wieder Zeit, um im Bahnhof mit jungen Menschen an Projekten zu arbeiten.
Digitale Kompetenzen auch im ländlichen Raum vermitteln
Zusammen mit vielen Freiwilligen vermittelt er im Verstehbahnhof digitale Medien- und Technikkompetenz, denn Programmieren, Elektronik-Löten oder 3D-Design sind zeitgenössische (Kultur)Techniken. Wer sich damit nicht auskennt, wird eines Tages Schwierigkeiten haben, die Welt, in der wir leben, zu verstehen und zu durchdringen. Auch Kreislaufwirtschaft, Reparatur, Recycling und Upcycling von technischen Geräten gilt es zu verstehen und zu erlernen.
Allen Beteiligten hier ist klar, dass die Ressourcen auf unserem Planeten endlich sind und diese unbedingt geschont werden müssen. In den AGs, Workshops, auf Veranstaltungen und auch mal einer Party kommen hier Menschen aus der Umgebung zusammen und erleben, dass sich soziales Miteinander und neue Technologien sich nicht ausschließen. Im Gegenteil, sie können gegenseitig von großem Nutzen sein. Und hier kann man ausprobieren, wie das geht.