Beim virtuellen Rundgang durch die Räumlichkeiten des Dorfschulmuseums können zusätzliche Informationen angeklickt werden. ©Dorfschulmuseum Erkheim-Daxberg
„Das ist eine ganz tolle Sache. Das höre ich immer wieder. Viele Menschen besuchen unser Museum zunächst virtuell und kommen dann persönlich vorbei. Manche auch von weit her“, erzählt Sieglinde Singer. Die 68-Jährige leitet das Dorfschulmuseum im schwäbischen Erkheim-Daxberg. Seit 2002 ist sie dort ehrenamtlich tätig. Unterhalten wird es von dem gemeinnützigen Verein Heimatpflege Markt Erkheim.
Viele Menschen besuchen unser Museum zunächst virtuell und kommen dann persönlich vorbei.
Sieglinde Singer
Per Klick auf einen Pfeil startet der virtuelle Rundgang. Er beginnt außen vor dem Schulgebäude, das 1886 fertiggestellt wurde. Durch die Eingangstür geht es ins Erdgeschoss, wo sich früher die Dienstwohnung des Lehrers befand. Eine Holztreppe führt hinauf in das Klassenzimmer mit Sitzbänken, auf denen jeweils zwei Kinder saßen. Es ist noch original eingerichtet. Schülerinnen und Schüler der Klassen eins bis acht wurden in der Dorfschule von einer Lehrkraft unterrichtet. Die letzten 1972. Per Klick auf den Pfeil geht es nun weiter. Zum Beispiel zu einem Kachelofen, für den der Lehrer zuständig war. Er musste dafür sorgen, dass es im Klassenzimmer immer warm war. Auf dem Dachboden sind alte Schulbücher oder Zeugnisse in Vitrinen ausgestellt. Und der älteste Schulranzen des Museums, der aus dem Jahr 1875 stammt.
„Wir als kleiner Verein hätten das allein gar nicht stemmen können, uns im Netz zu präsentieren. Aber wir hatten Glück. Studierende der Universität Ulm haben uns unterstützt und das Digitale Dorfschulmuseum umgesetzt“, sagt Sieglinde Singer. 2018 besuchten Studierende und Professor*innen des Instituts für Psychologie und Pädagogik aus Ulm das Museum. Damals entstand die Idee, eine Website zu entwickeln und Bestände zu digitalisieren. Im Januar 2020 wurde das Projekt abgeschlossen. „Kurze Zeit später mussten wir das Museum wegen der Corona-Pandemie schließen. Unser digitales Angebot kam also genau zur richtigen Zeit. Und viele Lehrkräfte waren dafür dankbar“, sagt die Museumsleiterin.
Und es gibt viel zu entdecken über das Schulleben von früher. In einem interaktiven Suchspiel können Schülerinnen und Schüler das Geheimnis eines Jungen aus dem Dorf lüften, sie können Videos anschauen, in denen Zeitzeugen von ihrer Schulzeit berichten oder in denen Rechen- und Naturkundebücher aus den Jahren 1925 bis 1930 vorgestellt werden.
Zwei Studentinnen haben zudem ein E-Book mit dem Titel „Dorfleben. Der Alltag zweier Kinder auf dem Dorf“ entwickelt. Die Idee dazu kam ihnen, als sie im Museum in alten Mathebüchern stöberten und sich darüber amüsierten, wie sich Textaufgaben im Laufe der Jahrhunderte verändert haben. „Als angehende Lehrerinnen haben wir es uns natürlich zur Aufgabe gemacht, diesen Wandel zukünftigen Schülern näherzubringen“, schreiben sie im Vorwort. Das E-Book ist in 24 Kapitel unterteilt und kann auch als Adventskalender im Unterricht dienen. Jeden Tag wird eine Geschichte erzählt und eine Aufgabe gestellt. Zum Beispiel aus einem alten Mathebuch. „Für viele Kinder ist das sehr aufregend, zu erleben, wie es früher in der Schule war. Egal, ob sie uns analog oder digital besuchen“, sagt Sieglinde Singer.
Das digitale Dorfschulmuseum ist hier zu finden: dorfschulmuseum-erkheim-daxberg.de/rundgang