Vernetzen, helfen, informieren: App verbessert das Dorfleben - Digitales Bürgernetz

Dorfleben digital: Wir sehen uns online!

#Gemeinschaft 8. November 2021

DorfFunk will die Menschen vor Ort vernetzen © Digitale Dörfer

Kann mir jemand eine Bohrmaschine leihen? Über die App DorfFunk können Bürgerinnen und Bürger einander Unterstützung anbieten – von der Mitfahrgelegenheit bis hin zur Einkaufshilfe. Und sie können dort Gesuche einstellen, Veranstaltungen ankündigen oder einfach nur zwanglos miteinander plaudern. Wissen alle, dass der Kindergarten am Sonntag einen Flohmarkt ausrichtet? Und dass der Bahnübergang am Ortsausgang gesperrt ist? „Unser großes Ziel ist es, die Kommunikation im Dorf zu verbessern. Dafür nutzen wir im Kreis Lippe den DorfFunk“, sagt die dortige Projektkoordinatorin Ann-Kathrin Habighorst. „Ehrenamtliche haben hier die Chance, sich lokal zu vernetzen und über regionale Themen, die uns alle bewegen, zu informieren und zu kommunizieren.“

EINE APP, VIELE GESICHTER

Als „Kommunikationszentrale in der Nachbarschaft“ beschreiben die Macherinnen und Macher ihre App. Die Kommunen selbst können mithilfe weiterer Anwendungen zusätzliche Funktionen integrieren. Etwa die DorfNews: Darüber lassen sich regionale Neuigkeiten aus verschiedenen Quellen – wie dem Amtsblatt, der Verwaltung und den Vereinen – gebündelt unter einem Dach publizieren. Bürgerinnen und Bürger finden in ihrem DorfFunk dann auch aktuelle Infos über Baustellen, Termine und Öffnungszeiten, Vereinsfeiern und lokale Sportergebnisse. Design und Menüführung sind dabei so einfach und übersichtlich gehalten, dass möglichst alle intuitiv und problemlos mit der App auf ihrem Smartphone klarkommen. Auch diejenigen, die nicht unbedingt zu den Digital Natives zählen.

HINTERGRUND DES PROJEKTS

DorfFunk ist – wie die DorfNews – Teil des Gesamtprojekts Digitale Dörfer, das 2015 vom Fraunhofer IESE in Kaiserslautern ins Leben gerufen wurde. Es ist ein Angebot an interessierte Gemeinden, mithilfe der eigens dafür entwickelten Plattform zu einem „Digitalen Dorf“ zu werden. Den Anfang machten die „Modellkommunen“ Betzdorf, Eisenberg und Göllheim in Rheinland-Pfalz, weitere folgten. Neben seinen praktischen Funktionen hat das Projekt ein übergeordnetes Ziel im Blick: die Menschen in den Dörfern offener für neue digitale Technologien und ihre Regionen wirtschaftlich erfolgreicher zu machen. Eine Art indirektes Konjunkturprogramm für ländliche Gebiete, dessen langfristiger Nutzen weit über Plausch und Nachbarschaftshilfe hinausgeht.

DER FUNKE IST ÜBERGESPRUNGEN

Die positive Resonanz zum DorfFunk aus den teilnehmenden Ortschaften gibt den Entwicklerinnen und Entwicklern recht. Für Nico Steinbach, Landtagsabgeordneter und Ortsbürgermeister von Oberweiler in Rheinland-Pfalz, liegen die Vorteile auf der Hand: „Bei der digitalen Infrastruktur geht es ja nicht nur um schnelleres Internet, sondern auch darum, die Vernetzung für das Dorfleben zu nutzen.“ Die Nachrichten direkt auf dem Handy zu empfangen, entspräche einfach dem Zeitgeist. Und Marie-Luise Selzer, Projektkoordinatorin in Eisenberg, hat die Erfahrung gemacht, dass digitale und analoge Welt in ihrem Dorf mittlerweile ineinandergreifen: „Es ist nicht nur so, dass man sich über die App zu verschiedensten Themen informiert und austauscht, sondern auch im Ort wiederum persönlich darüber spricht, was in der App so alles los ist.“ Auf diese Art werde Kommunikation auf allen Ebenen gefördert. Für viele Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner ein nicht zu unterschätzender sozialer Anker, besonders in den Lockdown-Phasen der Coronazeit.

KANN MEIN DORF DAS AUCH?

Zum jetzigen Zeitpunkt nutzen bereits mehr als 350 Dörfer die Digitale-Dörfer-Plattform – oder Elemente davon, um die lokale Digitalisierung und Vernetzung alltagstauglich voranzutreiben. In Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Bayern und Schleswig-Holstein ist DorfFunk mittlerweile landesweit freigeschaltet und steht damit allen Kommunen zur Verfügung. Wenn auch Sie in Ihrem Ort die Anwendungen nutzen möchten, können Sie hier mehr erfahren und Kontakt aufnehmen: www.digitale-doerfer.de

„Die Praxis zeigt: Das Mitteilungsbedürfnis der Menschen ist groß. Man diskutiert, antwortet, hilft, und trifft sich am Ende wieder analog.“

Artikel Teilen