Der Summer of Pioneers lockt Digitalarbeiterinnen aufs Land - Digitales Bürgernetz

Neue Sehnsuchtsorte: der „Summer of Pioneers“ in Homberg

#zuHause 29. November 2021

Gemeinsam mit den Menschen vor Ort packten die Neuen an. © Jonathan Linker

Homberg an der Efze hat nicht nur einen pittoresken Marktplatz, historische Fachwerkhäuser und einen waldgesäumten Burgberg – sondern auch schnellen Internetzugang. Den brauchten die 20 Frauen und Männer aus der Kreativ- und Digitalbranche auch, um dort zu arbeiten: beim Summer of Pioneers, einem Projekt des Journalisten Jonathan Linker. Sechs Monate lang konnten die Großstädterinnen und -städter dort Leben und Arbeiten auf dem Land testen. Im Vorfeld mussten sie sich für das Stipendium bewerben. Wer ausgewählt wurde, erhielt eine vergünstigte Wohnung direkt am Marktplatz inklusive Internet-Flatrate sowie einen kostenlosen Platz im Coworking-Space. Im Gegenzug brachten sich die Pioniere mit ihrem Wissen und ihren Netzwerken in der Stadt ein und setzten gemeinsam mit der Homberger Bevölkerung Projekte um.

Einige gehen, manche bleiben

Mit dem Sommer ist am 31. Oktober 2021 auch der Summer of Pioneers zu Ende gegangen. Was bleibt, ist eine positive Bilanz – und auch ein Teil der Pioniere: Die Hälfte von ihnen verlängert den Aufenthalt in Homberg. Was treibt diese Menschen an? „Vor allem die tolle Gemeinschaft“, so Jonathan Linker. „Verbindliche Beziehungen, gegenseitige Unterstützung und ein wachsendes gestaltungsfreudiges Netzwerk lassen die Gruppe wenig an der Großstadt vermissen. Die kurzen Wege in Homberg zwischen Wohnung, Natur, Coworking-Space und Gemeinschaftsküche schaffen eine einzigartige Lebensqualität. Homberg bietet Raum für die Frage, wie wir morgen leben wollen und die Möglichkeit, dieses Leben im Kleinen für sich und andere ganz aktiv zu gestalten.“ Was außerdem bleibt, sind konkrete Projektergebnisse: etwa die Betreibergesellschaft für Hessens ältestes Gasthaus, die „Krone“, die offene Werkstatt „MachWerk“ und die FreiRaumStation als Plattform zur Leerstandsaktivierung.

„Der Summer of Pioneers ist ein Reallabor für Menschen, die Veränderung machen und erleben wollen.“

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Idylle genügt nicht

Was bewegt jemanden aus Berlin, Hamburg oder Wien, sich bei so einem Projekt zu bewerben? „Das niederschwellige Angebot, als Gemeinschaft das Leben auf dem Land auf Probe genießen zu können, ohne große Risiken in Kauf nehmen zu müssen“, fasst Jonathan Linker zusammen. „Mit dem Leben auf dem Land ist vor allem eine romantische Vorstellung verknüpft. Aber den Pionieren ist klar, dass Idylle allein nicht genügt.“ In den letzten Monaten hat Linker Menschen erlebt, die nach Gestaltungsräumen suchen: „Unsere Teilnehmenden kommen in ein Umfeld, das auf sie eingestimmt ist, das schnelle Vernetzung fördert und Selbstwirksamkeit fördert. Der Summer of Pioneers ist ein Reallabor für Menschen, die Veränderung machen und erleben wollen.“ Davon profitiert auch die Kleinstadt: „Homberg und seine Bürgerinnen und Bürger waren offen, haben uns herzlich empfangen und begleitet und gehen gestärkt aus dem Projekt hervor. Der frische Blick der Pioniere hat gezeigt, dass es mehr Sehnsuchtsorte in Deutschland gibt als nur Berlin, Hamburg oder München.“

Menschen bei einer Ausstellung in der FreiRaumStation Homberg
FreiRaumStation: Leerstehende Geschäfte werden Ausstellungsräume. © Jonathan Linker

Wie umgehen mit Leerstand?

Die Kombination aus Leben und Arbeiten im Bestand der denkmalgeschützten Altstadt hat sich als zukunftsfähiges Modell für das Marktplatzumfeld bewährt. Dabei stand die Frage nach der zukünftigen Nutzung leerstehender Ladenflächen schon länger ungelöst im Raum: „Vielfältige Zwischennutzungen, Coworking, Räume für Seminare und Konferenzen, gastronomische und kulturelle Vielfalt auf urbanem Niveau – das gab es vor dem Summer of Pioneers in Homberg noch nicht oder in geringerem Umfang“, sagt Jonathan Linker. So mache das Projekt deutlich, welche Entwicklungsperspektiven sich öffnen, wenn Veränderungen zugelassen werden. „Homberg ist weiter offen für Menschen, die sich in der Stadt einbringen wollen, ob kurz- oder langfristig. Das Wohnungsangebot für digitale Pioniere wird ausgebaut und die Rahmenbedingungen sind dank Gigabit-Anbindungen im Altstadtbereich für alle digitalen Jobs bestens.“

Es geht weiter ...

Das Projekt hat auch über die Stadtgrenzen von Homberg hinaus Schule gemacht. Schon 2019 und 2020 lud das brandenburgische Wittenberge zum Summer of Pioneers, Städte

wie Altena in Nordrhein-Westfalen und Tengen in Baden-Württemberg ermöglichen ebenfalls sechs Monate Land auf Probe. Und Homberg? Fest steht: Auf 20 freie Plätze kamen 80 bis 120 Bewerbungen. Grund genug, das Projekt für ein weiteres halbes Jahr zu verlängern. „Aktuell kann man sich wieder fürs Probewohnen und Arbeiten bewerben“, sagt Jonathan Linker. Ab 1. Januar 2022 sollen die neuen Pionierinnen und Pioniere Landluft schnuppern.

homberg-pioneers.de 

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