Ob kleine Landgemeinde oder Großstadt: Landauf, landab wurden dieses Jahr die Weihnachtsmärkte abgesagt. Viele Veranstalter sind deshalb auf digitale Formate umgestiegen. Sie haben sich einiges einfallen lassen, damit sich lokale Kunsthandwerkerinnen und Händler präsentieren können – und damit auch virtuell Weihnachtsstimmung aufkommt.
Besucher kommen jetzt online
Ein Vorreiter ist hier der sächsische Kurort Seiffen. Vor der Pandemie haben tausende Menschen im Winter das Erzgebirgsdorf mit seinen rund 2.000 Einwohnerinnen und Einwohnern besucht, das für seine traditionelle Holzkunst, etwa Nussknacker, Weihnachtspyramiden oder Baumschmuck, bekannt ist. Unter dem Motto „Die Weihnachtsmacher“ hat Seiffen dann im November 2020 das erste Mal zum Bummel über seinen virtuellen Markt der Manufakturen eingeladen. Allein am ersten Tag kamen 14.000, bis Mitte Dezember 200.000 Besucherinnen und Besucher. Ziel war es, möglichst viel davon, was einen Weihnachtsmarktbesuch ausmacht, online umzusetzen. Bei weihnachtlichen Klängen und digitalem Schneegestöber kann man nun durch insgesamt 14 Buden navigieren, sich dort über die Produkte und das traditionelle Kunsthandwerk informieren und bei mehr als 40 verschiedenen Herstellern einkaufen. Auch ein Blick in die Kirche und auf die Krippe ist möglich. Eine virtuelle Bühne lässt sich ebenfalls ansteuern, über die zuletzt immer wieder Auftritte regionaler Künstlerinnen und Künstler gestreamt wurden.
„Für alle Seiffen-Liebhaber, die 2020 auf unsere ‘Seiffener Weihnacht’ verzichten mussten und uns schmerzlich vermisst haben, war der virtuelle Weihnachtsmarkt ein echter Lichtblick.“
Weihnachtsstimmung digital
„Unser Weihnachtsmarkt ist kein Online-Shop mit einer Weihnachtsrubrik, wie sie jetzt überall angepriesen werden“, sagt Juliane Kröner, Geschäftsführerin der Seiffener Drechslergenossenschaft Dregeno, die den Markt organisiert. Rund 120 erzgebirgische Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker gehören der Dregeno an. „Angereichert wird das Ganze durch virtuelle Einblicke in die Werkstätten und Seiffener Kultur und Brauchtum. Videos zeigen, wie die Produkte entstehen, Hersteller senden persönliche Botschaften, Musik und Licht bringen die einzigartige erzgebirgische Weihnachtsstimmung nach Hause.“ Wer also wissen möchte, wie die original Nussknacker aus dem Erzgebirge in Handarbeit entstehen und warum sie auf dem Kopf eine Krone tragen, oder wer eine regionale Schokoladenmanufaktur kennenlernen möchte, ist hier genau richtig.
Dieses Jahr wurde das Konzept mit dem German Brands Award im Bereich Markendigitalisierung (Brand Digitalisation) ausgezeichnet. An der Umsetzung beteiligt waren Profis für die Programmierung, für Virtual Reality und 360-Grad-Fotografie. Seit November 2021 ist der Markt wieder geöffnet.