Kostengünstig und zeitsparend zur App für die Kommune? Baukastensysteme wie Smart Village App machen das möglich. © SVS GmbH
Als im Januar 2024 die Stadt Leipzig ihre neue App präsentierte, waren die Verantwortlichen besonders stolz auf den bürgernahen Servicecharakter ihres Angebots. Clemens Schülke, Bürgermeister für Wirtschaft, Arbeit und Digitales, betonte: „Endlich können wir viele unserer Dienstleistungen bündeln und dort anbieten, wo sie gebraucht werden – ganz nah dran an den Menschen. Die App wird das tägliche Leben unserer Bürgerinnen und Bürger erleichtern.“ Weil eine Weiterentwicklung für das laufende Jahr 2024 bereits angekündigt wurde, ergänzte er: „Die App kann vieles, aber noch nicht alles. Wir freuen uns daher über Hinweise der Nutzer, um sie weiter zu verbessern und auszubauen.“
Tatsächlich bündelt die Leipzig-App Funktionen aus unterschiedlichen Bereichen. So können Bürger:innen digitale Dienste der Ämter auch über die App nutzen, also beispielsweise einen Termin im Bürgerbüro vereinbaren. Daneben haben aktuelle News und Veranstaltungen, Warnmeldungen per Push-Benachrichtigung, die Auslastung von Parkplätzen und Parkhäusern oder eine Karte mit den Standorten öffentlicher Einrichtungen Eingang gefunden. Zusätzlich zeigt die App Beteiligungsmöglichkeiten an: Dazu gehören der bekannte Mängelmelder sowie Informationen über Leipziger Vereine.
Dafür gab es in den Play Store-Kommentaren bereits lobende Worte: „Dass die Bürgerbeteiligungen für alle einsehbar sind, finde ich auch richtig gut. Da wüsste ich gar nicht wo ich im Netz suchen sollte.“
Leipzig ist eine der wenigen Großstädte, die den Bürger:innen ein umfassendes App-Angebot macht. Während es z. B. in Berlin, Hamburg oder München viele mobile Anwendungen für Teilbereiche wie Tickets, Mängelmelder, Mobilität oder Tourismus gibt, fehlt oft der Gesamtüberblick in einer App. Köln hat im vergangenen Herbst sogar seine bereits in die Jahre gekommene App aus den Stores entfernt und setzt derzeit auf die mobile Ansicht der Website.
In kleineren Städten und Kommunen geht die Entwicklung dagegen in die entgegengesetzte Richtung: In den vergangenen Monaten haben unter anderem Detmold, Solingen, Lemgo, Worms und Kommunen der Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen ihren Bürger:innen eigene Apps vorgestellt oder Aktualisierungen gelauncht.
Dabei fällt auf: Die Kommunen setzen dabei meist auf so genannte Baukastensysteme, Open-Source-Lösungen oder Kooperationen mit anderen Gemeinden. So können sie ihr App-Angebot kostengünstig und schnell entwickeln.
Beispiel Detmold: Die Smart City stellte im Januar ein umfassendes Update ihrer „Appmold“ vor. Die App basiert auf der Open-Source-Lösung Smart Village App – einem Baukastensystem, das 2022 im Wettbewerb „Digitale Orte“ ausgezeichnet wurde. In nur fünf Monaten konnte so die Appmold modernisiert werden und bietet jetzt neben den Services der Stadt und der Stadtwerke auch einen Veranstaltungskalender und Einblick in den Abfallkalender. Der Mängelmelder und ein Modul für Bürgerbeteiligungen wurden integriert. „Die neue Appmold ist nicht einfach nur eine App, sondern ein wichtiger Schritt hin zu einer modernen, bürgernahen und mobilen Verwaltung“, erklärt die Gesamtprojektleiterin Elisa Henke-Bockschatz.
Entstanden ist die zugrundeliegende Smart Village App aus einem gemeinnützigen Open-Source-Projekt für das brandenburgische Bad Belzig. Gründer Philipp Wilimzig über die Initialzündung: „Wir hatten gehofft, dass wir 500 Downloads in einem Jahr hinbekommen – und hatten schon nach vier Wochen 1.500 Downloads.“ Seither sind zahlreiche weitere Kommunen hinzugekommen, die ihre Apps nach eigenen Bedürfnissen zusammenbauen, um das regionale Miteinander einfacher zu machen.
Auch andere Wege führen zum Baukastensystem. So hat beispielsweise Solingen mit anderen Kommunen und dem Dienstleister regio iT eine Entwicklungspartnerschaft gegründet: Mit Open SmartCity App setzen die kommunalen Partner auf Open-Source-Produkte sowie offene Infrastruktur, Daten und Schnittstellen, um eine breite Nutzbarkeit zu garantieren.
„Zusammen mit anderen Städten, wie Remscheid, Dortmund und Bochum entwickeln wir Funktionen, die wir aus deren Apps in Zukunft übernehmen werden und auf Grund der Open SmartCity App als gemeinsame technologische Grundlage auch übernehmen können“, erläutert Nils Gerken, CDO der Stadt Solingen, in einem Blogbeitrag. Die neue Version 3.0 der Solingen-App wird derzeit gestalterisch und inhaltlich überarbeitet. Das März-Release enthält beispielsweise neu ein Wettermodul, einen Mobilitätsmonitor und eine Suchfunktion für Pressemitteilungen.
Für noch kleinere Kommunen gibt es ebenfalls Baukastensysteme, die eine eigene App in Reichweite rücken. So hat beispielsweise die rheinland-pfälzische Verbandsgemeinde Simmern-Rheinböllen einen Rahmenvertrag mit Communi geschlossen. Ziel: Für die Verbandsgemeinde und alle 20 Ortsgemeinden sollen individuelle Apps entstehen. Im Vordergrund steht dabei die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern:
Es gibt die Möglichkeit Gruppen einzurichten, über die Arbeit des Stadtrats zu berichten und Veranstaltungen von Vereinen oder anderen Einrichtungen zu veröffentlichen. Bürgermeister Michael Boos zeigt sich auf der Website von Communi überzeugt: „Diese App bietet nicht nur den idealen Weg zu Transparenz, Information und Interaktion auf Ortsebene, sondern ermöglicht es uns als Verbandsgemeinde auch, einen übergreifenden Info-Kanal zu nutzen. So können wir wichtige Belange unmittelbar und schnell mit unseren Bürger:innen teilen und stärken gemeinsam die Teilhabe und Zusammenarbeit in unserer Region.“