Abkühlung gesucht: Im Sommer zieht es viele Städter in die Natur. © erlebe.bayern – Peter Felbert
Die Sonne scheint, Kinder und Eltern haben frei und die Tasche für den Tag am See ist gepackt. Doch wenn alle Parkplätze belegt, die Anwohnerstraßen zugeparkt und die Liegewiese überfüllt ist, war es das mit dem schönen Ausflug. „Das ländliche Bayern ist eine sehr beliebte Ausflugsregion. Mit dem digitalen Ausflugsticker 2.0 informieren wir tagesaktuell über Gästeströme, Wartezeiten und Alternativen. So wollen wir Überlastungen und Staus vermeiden“, sagt Sylvia Freund, Sprecherin der Bayern Tourismus Marketing GmbH (BayTM). Gerade an Wochenenden und in den Sommerferien zieht es Menschen in die bayerischen Urlaubsregionen. Im Jahr 2021 kamen laut Statistischem Landesamt fast 20 Millionen Übernachtungsgäste – mit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen im Reiseverkehr hatten gerade die Gästezahlen aus Deutschland noch einmal zugenommen. Dazu kommen die vielen Tagesausflügler, die es aus den Städten ins grüne Umland lockt. Das führt zu starkem Andrang an beliebten Zielen, oft zum Leidwesen von Gästen, Einheimischen und Natur. Um Bayern auch in Zukunft als attraktive Reisedestination zu erhalten, startete 2020 daher das Pilotprojekt „Ausflugsticker Bayern“ für die Alpenregion Tegernsee-Schliersee. Seit März 2021 ist der Service unter der Neuauflage „Ausflugsticker 2.0“ für ganz Bayern verfügbar und wird in enger Zusammenarbeit mit den regionalen Tourismusverbänden in Bayern sukzessive weiterentwickelt.
Der Ausflugsticker hilft bei der Planung, aber auch beim Besuch vor Ort: Über das Onlineangebot können Gäste ganz klassisch die Anfahrtsroute per Pkw oder Bus und Bahn berechnen; sie bekommen Meldungen und Warnungen zur Verkehrslage sowie zu Straßensperrungen und allgemeine Reisehinweise. Zusätzlich informiert der Ausflugsticker tagesaktuell über den Andrang vor Ort: Unter www.ausflugsticker.bayern zeigt eine interaktive Karte die Auslastung beispielsweise von Parkplätzen an und gibt Hinweise zu Öffnungs- und Schließzeiten. Interessierte können die Suchfunktion nutzen und sehen auf einen Blick, ob sie mit Warteschlangen rechnen müssen. Außerdem bekommen sie Tipps und Alternativen, wenn das Ursprungsziel schon ausgelastet ist. So können Ausflügler gegebenenfalls noch rechtzeitig umplanen. „Wir wollen unseren Gästen mit dem Tool auch zeigen, dass wir noch andere schöne Ausflugsziele haben, abseits der Hotspots“, sagt Sylvia Freund. Insgesamt beruht der Ausflugsticker derzeit auf rund 300 Meldungen, die regelmäßig aktualisiert werden, darunter Auslastungs-, Mobilitäts-, ÖPNV- und Wetter-Daten sowie alternative Ausflugstipps.
„Mit dem digitalen Angebot wollen wir nicht nur das Gästeerlebnis verbessern, sondern auch das Miteinander zwischen Urlaubern und Einheimischen stärken“, sagt Freund. Im Idealfall verteilen sich die Besucher besser auf die Ausflugsziele und kommen gezielt, wenn wenig los ist. Die Macherinnen und Macher hoffen, so den intensiven Ausflugsverkehr und Menschenansammlungen zu vermeiden. Denn natürlich führen zugeparkte Wiesen und blockierte Ufer, Rückstaus durch sonst ruhige Ortskerne oder zurückgelassener Müll auch zu Frust. Doch nur wenn die einheimische Bevölkerung mit der Situation vor Ort zufrieden ist und sich nicht von Touristen überrannt sieht, fühlen sich auch die Gäste wohl. „Wir haben hier ein sehr wirksames digitales Angebot. Aber es funktioniert natürlich nur, wenn die Hinweise auch umgesetzt werden“, betont Sylvia Freund. Dabei zeigen die Zahlen, wie gut das Tool bisher angenommen wird: Seit März wurden ca. 810.000 Nutzerinnen und Nutzer gezählt, wobei damit nur diejenigen abgebildet sind, die z. B. in die Cookie-Nutzung einwilligen.
Damit alle an einem Strang ziehen, binden mittlerweile auch etliche regionale und lokale touristische Online-Portale im Freistaat den Service als Widget auf ihren eigenen Seiten ein. So lenken sie die Aufmerksamkeit auf die vielen Möglichkeiten in ihrer Region. „Auf diese Weise können die Regionen und Destinationen ihre Gäste direkt an Ort und Stelle mit allem Wissenswerten zur Region abholen und ersparen ihnen die Suche über verschiedene Websites“, sagt Freund. Und sie können dazu beitragen, das Miteinander zu verbessern, indem sie die Besucherströme lenken und Einschränkungen für Anwohnerinnen und Anwohner reduzieren.
„Mit dem digitalen Ausflugsticker lenken wir die Gästeströme, sensibilisieren für Müll und wildes Parken und zeigen, welche Ziele die Urlaubsregion Bayern noch zu bieten hat.“
Sylvia Freund
Die Inhalte des Ausflugstickers pflegen die Tourismusverbände, die Destinationsmanagementorganisationen (DMO) der Kommunen und deren Meldepartner-Netzwerke vor Ort derzeit noch manuell ein. „Auch wenn es mit hohem Aufwand verbunden ist, ziehen alle mit und sind unglaublich engagiert“, sagt Sylvia Freund. Vereinfachte und halbautomatisierte Meldemöglichkeiten vereinfachen das Ganze: So können lokale Partner und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Destinationsmanagements bereits über mobile QR-Codes schnell und unkompliziert aktuelle Auslastungen bestätigen und bearbeiten. In Zukunft könnte der Aufwand weiter sinken. Als nächster Schritt ist geplant, die Daten voll automatisiert und in digitaler Echtzeit in den Ticker zu integrieren und auch KI-basierte Prognosen anzubieten. Das Bayerische Wirtschaftsministerium unterstützte mit einem Förderprogramm die Investition in die dafür nötigen smarten Technologien. So können in Bodenmais, am Alatsee in Füssen und in Bad Hindelang bereits heute mittels sensorischer Erfassung gewonnene Echtzeitdaten in den „Ausflugsticker Bayern“ eingespeist werden. Damit zahlt der Ausflugsticker auf ein weiteres Ziel ein: die digitale Transformation des Bayerntourismus durch eine stärker vernetzte Dateninfrastruktur voranzutreiben.
Parallel dazu arbeitet die Kompetenzstelle Digitalisierung der BayTM mit der BayernCloud Tourismus an einem zentralen Daten-Hub für touristische Daten in Bayern. Dieser soll zukünftig eine noch bessere Datengrundlage für den Ausflugsticker und weitere innovative Services bieten.
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