Reger Austausch – nicht nur auf den Ständen. Die ANGA COM 2024 konnte einen Besucherrekord aufstellen. @DG/Vollmers
Warum ist die ANGA COM für uns ein wichtiger Termin im Kalender? Nicht nur, dass sich die gesamte Telekommunikationsbranche trifft und sich damit zahlreiche Gelegenheiten ergeben, wichtige PartnerInnen, unsere KundInnen, DienstleisterInnen, Baufirmen und der Presse sowie politische EntscheidungsträgerInnen zu sprechen. Auf den Panels wird über die wichtigsten Branchenthemen gestritten und Impulse gesetzt für die Fortentwicklung des gesamten Marktes. Ob Open-Access-Kooperationen, Take-up-Raten, Kupfer-Abschaltung oder – wie es Klaus Müller, Präsident der BNetzA, es nennt – „das große Ü-Wort“ (Überbau); die Themen der Infrastrukturbranche werden leidenschaftlich von den VertreterInnen der Unternehmen diskutiert. Wo stehen wir bei den wichtigsten Branchenthemen und was ist besonders wichtig?
Klar ist, dass das Kupfer-Netz in Deutschland veraltet ist und auf mittlere Sicht abgeschaltet werden muss. Damit dies nicht ausschließlich zum Vorteil des marktmächtigen Unternehmens Telekom geschieht, wird branchenweit von einer „diskriminierungsfreien Kupfer-Abschaltung“ gesprochen. Hier wurden die Forderungen an die BNetzA laut: die Regulierungsbehörde solle – im Übrigen nicht nur hier – nicht nur als Moderator in die Diskussion, sondern als Schiedsrichter und Regelvorgeber auftreten. „Es ist dringend notwendig, dass sie aus dem Stückwerk an Maßnahmen in der Gigabitstrategie ein übergreifendes, ordnungspolitisches Zielbild für die Digitalisierung in Deutschland entwickelt“, erläutert CEO Andreas Pfisterer die Situation aus Sicht von Deutsche Glasfaser. Die Migration auf Glasfaser wurde über alle Bühnen hinweg einstimmig als unausweichlich angesehen – die Glasfaser-Infrastruktur ist die Zukunft, um unsere künftigen Bedarfe langfristig decken zu können und hinter anderen europäischen Ländern nicht noch weiter zurückzufallen.
In Deutschland sind viele Orte noch nicht mit Glasfaser versorgt – „wir haben viel Platz und müssen zusammenarbeiten, um die Gebiete schnellstmöglich anzuschließen“, sagte Ruben Queimano, CCO Deutsche Glasfaser, auf dem Panel über Take-up-Raten. Diese messen, wie viele Menschen, denen die Möglichkeit für einen Glasfaseranschluss geboten wird, diese auch annehmen. Die auch in Deutschland jetzt angekommene Diskussion um die richtige Vorgehensweise bei der Abschaltung des Kupfernetzes macht eines deutlich: Die Ewigkeitsoption „Meinen Kupferanschluss wird es immer geben“ gibt es nicht mehr. Wir sehen ja auch: Dort, wo z.B. durch intensive Aufklärungsarbeit vor Ort und mit Unterstützung kommunaler Vertreter ein Ausbau angegangen wurde, ist auch die Take-up-Rate signifikant höher. Und wer einmal aufgrund der Leistungsfähigkeit des Glasfasernetzes dort Produkte genossen hat, verändert sein Nutzungsverhalten und damit seinen Bedarf.
Ein anderer Themenstrang beschäftigte sich mit Kooperationen, denn inzwischen setzen zahlreiche Unternehmen setzen auf Wholesale-Kooperationen. Das bedeutet, dass sich Anbieter auf bestehenden Netzen zusammenschließen und damit a) diese Netze besser auslasten und b) den KundInnen eine Auswahl des Anbieters ermöglicht. So, wie es heute im Stromnetz ganz normal ist: ein Netz und Wahlfreiheit des Anbieters.
„Daher werden wir auch künftig einen starken Wettbewerb der Angebote und Leistungen sehen – zum Vorteil der Kundinnen und Kunden. Wir setzen dabei weiter einen Fokus auf den Anschluss unserer zahlreichen Kunden: als zweitgrößter Player im Markt sind wir solide aufgestellt, um die Digitalisierung weiter voranzutreiben.“, sagte Andreas Pfisterer beim Gigabitgipfel am ersten Tag der ANGA COM.
Um die Take-up-Rate zu erhöhen ist es auch wichtig, weiter Vertrauen zu schaffen. Deutsche Glasfaser engagiert sich daher aktiv in der Etablierung des sogenannten Haustürkodex, der einen Qualitätsstandard im Haustürvertrieb setzt. So stellen wir den Vorsitzend des Steuerungskreises, einem Kontrollgremium, der die Operationalisierung des Kodex bespricht und überwacht und sind stets an der Einhaltung und weiteren Gestaltung des Kodex beteiligt.
Ein weiteres Thema war die Beschleunigung des Ausbaus. So ist es bei der Verlegung der Glasfaserkabel wichtig, auch hier Qualitätsstandards zu setzen. Aus diesem Grund hat sich Deutsche Glasfaser in der Erstellung einer DIN-Normierung für die Verlegemethoden von Glasfaser engagiert. Die DIN 18220 ist seit August 2023 offiziell in Kraft getreten und gilt als wichtiger Meilenstein in der Branche. Doch auch hier gibt es noch Wege zu gehen, damit diese nicht nur in Theorie sondern auch in Praxis zu dem wegweisenden Dokument des Glasfaserausbaus werden kann. Peter König, Abteilungsleiter State Aid Rollout bei Deutsche Glasfaser, erklärte beim Panel zum Thema Bürokratieabbau: Das Vertrauen in und das Wissen um die wichtige DIN18220 muss auf Seiten der Kommune steigen. Mit dieser wird das Genehmigungsverfahren für die Ausbaumethoden der Glasfaser-Industrie beschleunigt.
Alles in Allem zeigt sich auch auf der diesjährigen Messe wieder eine Konstante: Viel Bewegung in bewegenden Themen auf dem bewegten deutschen Telekommunikationsmarkt. Sowohl die Wirtschaft als auch die Politik auf allen Ebenen sind hier gefordert, um aus den gemeinsamen Gesprächen auch Handlungen abzuleiten und die vielfachen Herausforderungen auch anzugehen. Denn am Ende treiben wir alle – mehr oder weniger – die Aufholjagd Deutschlands in Fragen der Digitalisierung im internationalen Vergleich voran.