CoderDojo im Fläming: Josefine Theden-Schow will Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass Programmieren Spaß macht. © Neuland 21
Kaum ein Beruf kommt heute ohne Computer aus, und Surfen, Streamen und Spielen im Netz beherrscht quasi jedes Kind. Doch was geschieht unter der Benutzeroberfläche? Wie sind Online-Portale aufgebaut, wie funktionieren Computerprogramme? Das wissen nur wenige Menschen – und genau das will die weltweite CoderDojo-Bewegung mit Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche ändern. Während es in deutschen Städten häufig solche niedrigschwelligen Workshopangebote gibt, sieht das im ländlichen Raum meist anders aus. Im Fläming im Südwesten Brandenburgs ändert sich das gerade: Im Oktober 2020 starteten hier die ersten CoderDojos.
Mittlerweile kommen in Bad Belzig, Wiesenburg, Brandenburg an der Havel, Michendorf und Niemegk regelmäßig Kinder und Jugendliche zusammen. Was sie dort machen? „Ganz am Anfang hatten manche Eltern die Befürchtung, dass die Kinder bei uns zwei Stunden Minecraft spielen,“ erinnert sich Josefine Theden-Schow. „Aber genau darum geht es bei uns ja gerade nicht: Wir wollen den Kindern und Jugendlichen die Rückseite von Spielen zeigen. Durch eigenständiges Programmieren erkennen sie, welcher Aufwand hinter einem Spiel wie Minecraft steckt und wie es funktioniert.“ Die 30-Jährige hat die CoderDojos im Fläming initiiert und betreut die zweiwöchentlich stattfindenden Workshops. „Programmieren ist für mich eine wahnsinnige Freiheit: Man kann seine eigenen Anwendungen schreiben, vieles gestalten. Programmieren ist etwas sehr Kreatives.“ Die studierte Medien- und Kommunikationsmanagerin und leidenschaftliche Programmiererin stellt klar, dass CoderDojos mehr vermitteln als das Schreiben von Programmen: „Neben der Technik geht es in hohem Maße um soziale Fähigkeiten. Zum einen ist das ausdauernde Finden und Beheben von Fehlern ein elementarer Bestandteil des Programmierens. Denn kaum etwas funktioniert von Anfang an, wie man es sich vorgestellt hat. Und zum anderen geschieht das Lernen bei uns eigenständig und kooperativ.“
Mit unseren CoderDojos im Fläming wollen wir einen Beitrag dazu leisten, Stadt-Land-Unterschiede zu minimieren.
Josefine Theden-Schow
Josefine Theden-Schow beschreibt einen weiteren wesentlichen Aspekt ihrer Arbeit: „Es gibt in Deutschland eine Menge CoderDojos, allerdings sind die meisten in großen Städten zu finden. Mit unseren CoderDojos im Fläming wollen wir einen Beitrag leisten, Stadt-Land-Unterschiede zu minimieren.“ „Wir“, das ist „Neuland 21“ – der gemeinnützige Verein ist Josefine Theden-Schows Arbeitgeber. Er versteht sich selbst als „Think & Do Tank“ – also eine Organisation, die digitale und soziale Innovation erstens wissenschaftlich untersucht und erforscht und zweitens in Projekten mit lokalen Partnern auch praktisch vorantreibt. Vor allem im ländlichen Raum mangle es an geeigneten niedrigschwelligen Bildungsangeboten für Kinder und Jugendlichen, sich Fähigkeiten im Umgang mit Programmiersprachen, Hard- und Software anzueignen und digitale Lernerfahrungen zu machen, heißt es bei Neuland 21. So sei Informatik oft nur ein Wahlfach in der Schule, auch in der außerschulischen Jugendarbeit fänden Themen wie Technologie und Code keinen Raum: „Zusätzlich fehlen Wissensvermittler im digitalen Bereich, aber oft auch geeignete digitale Lernorte. So werden bestehende Missstände im Hinblick auf die digitale Spaltung zwischen Stadt und Land und die mangelnde Teilhabe von Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum in Bezug auf Bildungsangebote noch verstärkt.“ Neuland 21 hat rund 50 Mitglieder und 15 Angestellte, die sich auf den Schwerpunktfeldern Mobilität, Arbeit und Wirtschaft, Open Government und Digitales Ehrenamt bewegen. Hier geht es zum Kalender mit den nächsten Dojo-Terminen.
2011 starteten die Programmierer James Whelton und Bill Liao im irischen Cork ihren ersten „CoderDojo“, einen Computerworkshop für Kinder und Jugendliche. Der japanische Begriff „Dojo“ bezeichnet einen Übungsraum für Kampfkünste wie Judo oder Aikido und im übertragenen Sinne die Gemeinschaft derer, die darin lernen und trainieren. In den letzten zehn Jahren fand die Idee der CoderDojos weltweit großen Anklang. Inzwischen blicken auf allen Kontinenten Kinder und Jugendliche von sieben bis 17 Jahren in CoderDojos regelmäßig spielerisch-experimentell Blicke in die digitale Sphäre. Sie lernen, wie Code funktioniert und strukturiert ist und setzen eigene Ideen kreativ digital um. Das geschieht nicht wie in einem klassischen Computerkurs, in dem eine Lehrperson gezielt Inhalte vermittelt, sondern selbstbestimmt und eigenständig. Die nötigen Programme und Materialien und Tutorials werden auch online aufbereitet. Hintergrundinformationen über CoderDojos, eine Übersicht der bundesweiten Angebote und Unterstützung, um ein eigenes Dojo zu gründen, gibt es hier.
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