Bei einem runden Tisch im Raum Göppingen hat das Digitale Bürgernetz verschiedene Entscheider:innen zu einem Austausch über die digitale Versorgung zusammengebracht. Politik und Industrie sowie Kommunen und Bürgerschaft waren sich am Ende einig: Glasfaser ist als Technologie unerlässlich für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Region. Wie die Weichen in die digitale Zukunft richtig gestellt werden und wo die Chancen und Herausforderungen auf diesem Weg liegen, war Teil der Diskussion an historischer Stätte.
Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage mit teilweise dramatisch eingebrochenen Konjunkturerwartungen liegt der Fokus der Unternehmen im ganzen Land derzeit auf der Aufrechterhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Die 16.500 Unternehmen im Landkreis Göppingen stellen dabei keine Ausnahme dar, vor allem vor dem Hintergrund ihrer hohen globalen Verflechtung und entsprechender Exportquote.
Gernot Imgart, leitender Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Göppingen betonte, dass bei aller Brisanz der aktuellen Wirtschaftslage aber auf gar keinen Fall die Digitalisierung auf der Strecke bleiben dürfe. Jahrelang war die Breitbandverfügbarkeit aus Sicht der Unternehmen das wichtigste Thema für die Weiterentwicklung ihrer Geschäftstätigkeit. Von dem her müsse der Ausbau in diesem Bereich konsequent weiterverfolgt werden. „Eins ist sicher: Die Datenvolumina werden extrem zunehmen. Wir haben Unternehmen, die digitale Zwillinge über das Internet versenden müssen. Um Wettbewerbsfähig zu bleiben, muss man in die Zukunft schauen“, so Irmgart im Zweigwerk.
Sarah Malec, Geschäftsführerin des Zweckverbands Gigabit Landkreis Göppingen betonte, dass bereits 65 Prozent aller Gewerbegebiete im Landkreis Göppingen an eine zukunftssichere Glasfaserinfrastruktur angeschlossen sind. Auch die generelle Entwicklung des Ausbaus in der Region stimmte sie zuversichtlich.
Diese Entwicklung lässt sich auch über die Grenzen des Landkreises Göppingen hinweg fortschreiben. Der Raum Stuttgart ist „eine der wichtigsten Wirtschaftsregionen in Europa“, so Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabit Region Stuttgart (GRS). Das Ziel der GRS, bis Ende 2023 alle Gewerbegebiete und bis 2024 alle Schulen im Raum Stuttgart ans Glasfasernetz anzubinden, ist durchaus ambitioniert. Für die 130.000 Unternehmen in dieser Region ist es aber eine entscheidende Investition für die Zukunft.
Eberhard Keller, Bürgermeister der Stadt Ebersbach an der Fils im Westen des Landkreises Göppingen, verwies in diesem Zusammenhang auf dringend erforderliche digitale Genehmigungsverfahren für die Verwaltungsapparate. Damit könne man vereinfacht eine effiziente und zeitgemäße Planung von Vorhaben auf kommunaler Ebene umsetzen. Ayla Cataltepe, als Mitglied des Landtags von Bündnis 90/ Die Grünen im Ausschuss des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen aktiv, setzte hier an: „Mich stimmt das starke Interesse der Kommunen optimistisch, sich digital weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, die Kommunen bestmöglich dabei zu unterstützen.“
Die Ausschöpfung der für das Jahr 2023 zur Verfügung stehenden Bundesmittel in Höhe von drei Milliarden Euro zur Förderung des Gigabit-Ausbaus in Deutschland hat in der Unmittelbarkeit ihrer Ankündigung alle Experten des runden Tischs überrascht. Zuvorderst die Kommunen und der Zweckverband drangen hier auf eine rasche Lösung und Verbindlichkeit bezüglich der im Einreichungsprozess befindlichen Anträge.
Marius Dallmann, Geschäftsleiter Expansion von Deutsche Glasfaser, weist darauf hin, dass die Deutsche Glasfaser als Digital-Versorger der Regionen vorrangig im eigenwirtschaftlichen Ausbau aktiv sei. „Diesen ergänzen wir mit intelligenter staatlicher Förderung, wo eine Erschließung in abgelegenen Außenlagen sonst unwirtschaftlich wäre.“ Deutsche Glasfaser ist seit bereits etwa einem Jahr in der Region Stuttgart und seit diesem Jahr auch speziell im Landkreis Göppingen stark engagiert. Im Kreis unterhält das Unternehmen bereits partnerschaftliche Beziehungen mit derzeit 13 Kommunen und befindet sich in einigen Projekten zudem schon im Ausbau.
Gernot Imgart ergänzte seitens der Industrie: „Wir setzen auf den eigenwirtschaftlichen Ausbau. Von dem her sind Unternehmen, die den betreiben, ein ganz, ganz wichtiger Partner.“ Hans-Jürgen Bahde ging auf die „unangenehme Situation“ des Förderstopps ein, verwies zugleich aber darauf, dass die Geschwindigkeit durch den eigenwirtschaftlichen Ausbau, der mit der Deutschen Glasfaser und andere Unternehmen betrieben werde, nicht beeinträchtigt sei. „94% werden bei uns in der Region eigenwirtschaftlich ausgebaut.“
Neben der Digitalisierung ist gerade im ländlichen Raum die Mobilität ein wichtiger Faktor für die Entwicklung auf kommunaler Ebene. Dr. Benedikt Krams, Geschäftsführer von Match Rider vereint mit seinem Ansatz beide Welten und konnte eindrücklich aufzeigen, welches Potenzial in einer gut ausgebauten digitalen Infrastruktur steckt. „Auch wenn wir uns im ländlichen Raum sehr anstrengen, werden wir den Individualverkehr nicht wegdenken können. Wir betrachten Mitfahrgelegenheiten darum als Chance, vor allem aber nicht nur vor dem Hintergrund des Klimaschutzes“, so Krams.
Das Unternehmen Match Rider hat eine Ridesharing-App entwickelt, die es ermöglicht, linienbasierte Verkehre aufzubrechen und auf Mobilität angewiesene Menschen wohnortnäher abzuholen. Diese Flexibilisierung kommt den Mitfahrern wie auch der Umwelt zugute, denn gerade im Verkehrssektor stagniert der CO2- Ausstoß seit Jahrzehnten. Innovatoren wie Match Rider können damit gleich in mehreren Bereichen für Fortschritt sorgen – das allerdings nur auf Basis einer digitalen Intrastruktur.
Zu Gast im Kreis Göppingen hat das Digitale Bürgernetz einen lebendigen Ort zum Austausch geschaffen und aufgezeigt, dass die künftige Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftsstärke sehr stark von dem Fortschreiten der Digitalisierung sowie dem hierfür notwendigen Aufbau von Infrastrukturen wie Glasfasernetzen abhängen. Diese sind Voraussetzung und Garant für Wachstum, Wohlstand, gesellschaftliche Teilhabe und Lebensqualität.
Die Teilnehmer:innen des runden Tischs lobten den sektorübergreifenden Austausch, den die Deutsche Glasfaser geschaffen hat. Denn Glasfaserausbau und Digitalisierung seien immer auch eine Kommunikationsaufgabe. Kenntnisse und gegenseitiges Verständnis der bevorstehenden Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung seien die Basis für einen ganzheitlichen und koordinierten Angang und damit einen wichtigen Schritt zur Lösung jeder Herausforderung.