Klaas Moltrecht ist beim Digitalverband Bitkom zuständig für die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft. © Bitkom
Licht an, Rollläden runter, Heizung aus – immer mehr Haushalte in Deutschland steuern das per App oder Sprachbefehl. 87 Prozent der Smart-Home-Userinnen -User nutzen dafür ihr Smartphone und 65 Prozent sprechen mit ihrem Zuhause. Das zeigt die Studie „Das intelligente Zuhause: Smart Home 2021“ des Digitalverbands Bitkom. Die Ergebnisse stützen sich auf eine repräsentative Befragung, die im Sommer 2021 durchgeführt wurde. Über 1200 Menschen ab 16 Jahren gaben darüber Auskunft, ob sie Smart-Home-Geräte bereits nutzen, welche ihnen am liebsten sind und ob bei ihnen Bedenken bestehen. Vier von zehn Befragten vertrauen bereits solchen Technologien. Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer ist innerhalb von drei Jahren deutlich gestiegen: um 15 Prozentpunkte. Der Trend hin zum digitalen und vernetzten Heim hat in der Corona-Pandemie einen Schub bekommen. Klaas Moltrecht, zuständig für die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft bei Bitkom, erklärt: „Die Menschen waren viel zuhause und wollten es sich dort gemütlich machen. Und sie waren bereit, in das smarte Home zu investieren. Schließlich sind Ausgaben in anderen Bereichen weggefallen. Essen gehen oder Konzerte besuchen ging ja nicht.“
Die meisten erhoffen sich vom smarten Zuhause mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz. Ganz oben auf ihrer Hitliste stehen: intelligente Beleuchtung, Videoüberwachung, Alarmanlagen, Heizung, Funksteckdosen, Rollläden und Markisen. In naher Zukunft werden sie in jedem Haushalt zu finden sein, davon sind zwei Drittel der Befragten überzeugt. Denn gerade im Bereich Energiesparen können Smart-Home-Anwendungen einen wichtigen Beitrag leisten – in der Großstadt genauso wie auf dem Land. Dort leben die Menschen oft in größeren Wohnungen und Häusern als in der Stadt. Kosten für Strom und Heizung können da schnell zur finanziellen Belastung werden. „Smart-Home-Geräte sind attraktiv, weil die Energiepreise immer weiter steigen. Sie können ohne großen Aufwand und ohne hohe Kosten installiert werden, um Energie zu sparen. Das lohnt sich für jeden Einzelnen. Häuser brauchen zwar auch bessere Fenster und eine bessere Dämmung, aber das ist nicht so schnell umzusetzen“, sagt Klaas Moltrecht.
Smarte Thermostate regeln die Temperatur herunter, wenn niemand zuhause ist. Und sie fahren diese rechtzeitig wieder hoch, damit die Bewohnerinnen und Bewohner in eine warme Wohnung kommen. Es gibt sogar Systeme, die erkennen über das Smartphone, dass sie auf dem Weg nach Hause sind und schalten die Heizung an. Auch mit intelligenten Rollläden, die mit Sensoren ausgestattet sind, lässt sich Energie sparen. Sie bleiben oben und lassen und die wärmenden Sonnenstrahlen in die Räume, wenn diese geheizt werden sollen. Oder fahren herunter, um diese kühl zu halten. Die Klimaanlage, die viel Energie verbraucht, kann so gedrosselt werden. Ein smartes Heim schafft aber noch viel mehr. „Vor allem Transparenz“, sagt Klaas Moltrecht. „Denn man kann einsehen, wo besonders viel Energie verbraucht wird und Energiefresser im Haushalt identifizieren, etwa die Waschmaschine. Und entscheiden: ‚Ich kaufe mir eine energieeffizientere‘“, so Klaas Moltrecht. Nachhaltigkeit ist ein klares Kaufkriterium für Smart-Home-Anwendungen – sagt ein Drittel der Menschen, die für die Studie befragt wurden.
Wichtig ist ihnen auch, dass die Geräte leicht zu bedienen und mit anderen kompatibel sind. Dabei vertrauen sie auf Hersteller aus Deutschland und Europa. Nur drei Prozent würden eine smarte Anwendung aus China benutzen. Die Studie zeigt allerdings auch: Mit zunehmendem Alter der Menschen wachsen die Bedenken: vor dem Verlust der Privatsphäre, einem Hackerangriff oder einem Missbrauch der Daten. „Man kann das Risiko aber verringern, indem man sichere Passwörter wählt, bei seriösen Anbietern kauft, auf Updates der Smart-Home-Geräte achtet sowie auf Updates des WLAN-Routers“, rät Klaas Moltrecht. Außerdem können Smart-Home-Geräte auch genutzt werden, ohne mit dem Internet verbunden zu sein. Sie lassen sich dann jedoch nicht von unterwegs per App steuern.
„Smart-Home-Geräte sind attraktiv, weil die Energiepreise immer weiter steigen. Sie können ohne großen Aufwand und ohne hohe Kosten installiert werden, um Energie zu sparen. Das lohnt sich für jeden Einzelnen.“
Klaas Moltrecht
Jüngere Generationen gehen unbefangener damit um. 46 Prozent der 16- bis 29-Jährigen nutzen zuhause schon smarte Technologien. Bei den 30- bis 59-Jährigen ist es sogar mehr als die Hälfte und bei den 50- bis 64-Jährigen knapp die Hälfte. Ganz anders sieht es bei den über 65-Jährigen aus: mit nur 17 Prozent. „Ältere sind mit Smartphone und Apps nicht aufgewachsen und haben stärkere Vorbehalte. Deshalb ist es wichtig, dass Hersteller transparent machen, wie es um die Datensicherheit und den Datenschutz bestellt ist“, so Klaas Moltrecht. Er ist aber davon überzeugt, dass auch immer mehr Ältere die Chancen des smarten Zuhauses erkennen und nutzen werden. „Die Generation, die bald in Rente geht, ist digital schon viel affiner. Und es wird mehr Innovationen im Bereich selbstbestimmtes Leben im Alter geben, weil das ein Markt ist, der wächst.“