Symbolbild: In Malsch lernen die Schülerinnen und Schüler schon in der Grundschule, mit digitalen Medien umzugehen. © Getty Images
Der Digitalpakt ist 2019 mit einem Budget von 5 Milliarden Euro gestartet. Ziel von Bund und Länder war es, die digitale Ausstattung an den Schulen verbessern. Als Schulträger sind die Städte und Gemeinden dafür zuständig, das Geld zu beantragen. Doch es gibt Kritik, der bürokratische Aufwand sei zu hoch. Wir haben nachgefragt und mit Markus Bechler, Bürgermeister der Gemeinde Malsch, und Mike Gerber, zuständig für die IT, über ihre Erfahrungen mit dem Digitalpakt Schule gesprochen.
Herr Bechler, Herr Gerber: Können Sie bitte kurz die Situation in Malsch beschreiben. Wie viele Schulen gibt es?
Markus Bechler: Malsch ist eine kleine Gemeinde südlich von Karlsruhe mit knapp 15.000 Einwohnern. Vor Ort gibt es drei Grundschulen und eine Gemeinschaftsschule, in der Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse unterrichten werden.
Wann haben Sie mit der Digitalisierung an den Schulen begonnen?
Markus Bechler: Für uns war der Digitalpakt Schule im Jahr 2019 der Startschuss bzw. das Jahr davor, als klar war, dass der Digitalpakt kommt. Damals hat Malsch angefangen zu planen. Die IT-Abteilung hat sich als Erstes mit den Schulleitungen zusammengesetzt und überlegt, wie wir gemeinsam vorgehen wollen. Daraus ist das „Malscher Klassenzimmer“ hervorgegangen. Die Idee ist, alle Schulen gleich auszustatten. Der Vorteil: Bei Bedarf könnten Lehrerinnen und Lehrer sogar problemlos an einer der anderen Schulen unterrichten. Im nächsten Schritt haben die Schulen Medienentwicklungspläne geschrieben, die wir benötigten, um Fördermittel aus dem Digitalpakt zu beantragen. Herr Gerber mit dem IT-Team haben die Schulen bei allen IT-technischen Fragen unterstützt.
Apropos Fördermittel: Es ist immer mal wieder zu lesen, die Fördermittel kämen bei den Schulen nicht an. Der Aufwand für Schulen und Schulträger sei groß. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Mike Gerber: Eigentlich war das kein großes Problem. Wir haben dafür das Know-how unterschiedlicher Fachbereiche genutzt. Bei den Anträgen haben wir mit dem Fachbereich Finanzen zusammengearbeitet, bei den Ausschreibungen mit dem Bauamt.
Wir haben auch nicht alles auf einmal erledigt, sondern peu à peu, sodass wir am Ende gewährleiten konnten, dass gelieferte Technik direkt an die Schulen kommt und nicht erst im Rathaus herumliegt.
Als kleine Gemeinde hatten wir den Vorteil, dass es nicht um allzu hohe Summen ging. Da reicht es manchmal, Angebote einzuholen, ich brauche keine europaweiten Ausschreibungen. Wichtig war auf jeden Fall, dass alle Beteiligten eng zusammengearbeitet haben.
Und klar: An der ein oder anderen Stelle hat es schon geruckelt. Bei zwei Medienentwicklungsplänen mussten wir nachbessern, zwischendurch gab es kleine Verzögerungen beim Landesmedienzentrum, das die Pläne geprüft hat. Jetzt kämpfen wir teilweise mit Lieferschwierigkeiten.
Sie sprachen vom Malscher Klassenzimmer. Gibt es das bereits, und wie ist es ausgestattet?
Mike Gerber: Wir setzten das Malscher Klassenzimmer nach und nach an den Schulen um. Voraussetzung sind Schulserver und flächendeckendes, neues WLAN. Damit haben wir 2019 begonnen, der WLAN-Ausbau läuft bis heute. Die ersten neuen Tafelanlagen hat die Gemeinschaftsschule 2020 bekommen: interaktive Whiteboards mit Beamer, Lautsprecher und Dokumentenkamera. Die drei Grundschulen folgen bis Ende des Jahres. Darüber hinaus haben wir derzeit an allen vier Grundschulen zusammen knapp 300 iPads für Schülerinnen und Schüler im Einsatz. Außerdem haben wir einen Teil der Lehrkräfte mit iPads ausstatten können.
Es ist nicht damit getan, die Schulen auszustatten. Unabhängig vom Digitalpakt ist es Aufgabe der Schulträger, Betrieb, Support und Wartung der IT in den Schulen sicherzustellen. Wie kann das gelingen?
Markus Bechler: Der Gemeinderat und die Verwaltung haben früh erkannt, dass wir dafür mehr Personal benötigen. 2020 war der Fachbereich IT und Digitalisierung mit 1,5 Stellen besetzt, heute sind es in Summe 4,5 Stellen. Damit sind wir gut aufgestellt.
Was passiert, wenn im Schulalltag etwas nicht funktioniert?
Mike Geber: An den beiden größeren Schulen gibt es innerhalb des Kollegiums Medienbeauftragte, die sich um Kleinigkeiten kümmern. An den anderen Schulen und wenn es um Details geht, werden wir angerufen. Wir haben zum Glück kurze Wege zu unseren Schulen. Die Tablets können wir darüber hinaus über ein Mobile Device Management aus der Ferne verwalten.
Welche Bedeutung hat digitale Bildung an den Schulen für die Gemeinde?
Markus Bechler: Ich zitiere in diesem Zusammenhang gern John F. Kennedy: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“ Das Digitale ist heute ein wichtiger Aspekt von Bildung. Die Berufswelt ist digital – und nicht nur in den Gemeinden fehlen Fachkräfte. Da ist es wichtig, dass wir frühzeitig in digitale Bildung investieren. Ich bin froh, dass Digitalisierung in unserer Gemeinde einen hohen Stellenwert hat – nicht nur in den Schulen, auch in der Verwaltung.
Welche Tipps haben Sie für andere Städte und Gemeinden?
Mike Gerber: Uns hat es sehr geholfen, dass wir uns als Gemeinde von Anfang an mit den Schulen zusammengesetzt und einen Fahrplan erstellt haben, wo wir am Ende hinwollen. Auch danach haben wir eng zusammengearbeitet, uns jeden Monat einmal getroffen. Wir haben uns auf den aktuellen Stand gebracht und die offenen Themen besprochen.
Markus Bechler: Wobei man die Dinge auch nicht zerreden darf. Ich sage immer: Die drei Buchstaben des Erfolgs sind TUN. Pläne müssen auch umgesetzt werden.
Was wünschen Sie sich für den geplanten Digitalpakt 2.0?
Mike Gerber: Dass die finanzielle Unterstützung weitergeht. Und über den Digitalpakt hinaus wünsche ich mir schnelleres Internet. Da haben wir noch Nachholbedarf. Aber die Planungen laufen. In den kommenden drei Jahren sollen alle Schulen mit Glasfaser versorgt werden. Das bedeutet dann allerdings, dass wir die Technik an den Schulen wieder anpassen müssen.