Die Kamera der Drohne liefert gestochen scharfes Bildmaterial. Dachdecker Sascha Kloss spart dadurch Zeit und Kosten. © privat
Sascha Kloss steht mitten in der Bielefelder Innenstadt. In den Händen hält er ein Smartphone. Darauf ist die App eines Drohnenherstellers installiert. Mit einer Fernbedienung steuert der Dachdeckermeister die Drohne nach oben und lässt sie über ein Dach fliegen. Mehrmals umkreist sie die gleiche Stelle. Vom Boden aus kann Sascha Kloss das Dach sicher begutachten. Eine Kamera liefert ihm gestochen scharfe Bilder, auf denen er erkennt, ob Dachziegel verrutscht sind oder die Regenrinne undicht ist. Selbst kleine Risse kann er sehen und das Dach mit einer speziellen Software zentimetergenau ausmessen.
„Vor einigen Jahren bin ich noch selbst über eine Leiter aufs Dach geklettert, um mir den Zustand anzuschauen. Manches Mal habe ich dabei mein Leben riskiert“, erzählt Sascha Kloss. Nun muss er sich diesem Risiko nicht mehr aussetzen. Auch für die Mitarbeiter wird die Arbeit sicherer. Die Aufnahmen zeigen ihnen, worauf sie achten müssen, wenn sie später Reparaturen auf dem Dach durchführen. Dachdecker sind schließlich besonders gefährdet. Jedes Jahr kommt es zu schweren Unfällen und zu Stürzen vom Dach. Bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) wurden von Januar bis September 2020 über 6.900 Unfälle gemeldet. Davon endeten acht tödlich.
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Die Drohne ist außerdem viel schneller und genauer. „Ich habe oft mehrere Stunden gebraucht, um Schäden zu erkennen und alles auszumessen. Heute dauert es nur wenige Minuten. Das spart Zeit und Kosten“, sagt Sascha Kloss. Bis auf eineinhalb Meter kann die Drohne an die Dachfläche heranfliegen und die Kamera über eine Zoomfunktion in den kleinsten Winkel blicken. Sie liefert Aufnahmen von Bereichen, die für Menschen schwer zugänglich sind – sei es der spitze Kirchturm auf dem Dorf oder das Dach mit Lichtkuppeln und Gauben in der Stadt. Seit etwa drei Jahren setzt Sascha Kloss eine Drohne ein. Er hat einen Drohnenführerschein gemacht und eine Erlaubnis für Bereiche, die er überfliegen darf. Mit wenigen Handgriffen ist die Drohne einsatzbereit. „Sie passt in eine Tasche, die kleiner ist als ein Aktenkoffer. Und ist ein tolles Handwerkszeug, das wir da an die Hand bekommen haben“, sagt er.
Auch seine Kundinnen und Kunden sind begeistert. Manche stehen während des Drohnenflugs direkt neben ihm und schauen sich die Bilder und Videos auf seinem Handy an. Andere bekommen sie per E-Mail oder Messenger-Dienst zugeschickt. „Viele sehen etwas, was sie vorher noch nie gesehen haben: ihr Dach von oben. Auf den Bildern können sie erkennen, wie der Zustand ist und was repariert werden muss. Die Aufnahmen spiegeln die Realität wider und das schafft Vertrauen“, erzählt der Dachdecker. Seit mehr als 30 Jahren ist er in dem Beruf tätig.
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Über 400.000 Drohnen schwirren nach Angaben des Verbands Unbemannte Luftfahrt (VUL) bereits in Deutschland durch die Lüfte. Etwa 19.000 werden gewerblich genutzt. In einer internen Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks gaben 2018 knapp 22 Prozent der Befragten an, dass sie Drohnen einsetzen. Ein Jahr später erklärten mehr als 60 Prozent, sie könnten sich den Einsatz vorstellen.