Digitale Orte 2024: Diese Kultur- oder Sozialprojekte stehen in der Endrunde - Digitales Bürgernetz

Digitale Orte 2024: Diese Kultur- oder Sozialprojekte stehen in der Endrunde

#Gemeinschaft 30. September 2024

Bei der Suche nach der neuen Wahlfamilie auf dem Land hilft die Matching-Plattform bring-together.  ©bring-together

Wie kreativ gehen Kulturschaffende mit den Möglichkeiten der Digitalisierung um? Welche Tools machen das Vereinsleben leichter? Und kann eine digitale Plattform Menschen im echten Leben zusammenbringen? Mit solchen Fragen haben sich die Initiatorinnen und Initiatoren hinter den Finalistenprojekten aus dem Bereich Kultur und Soziales ganz praktisch auseinandergesetzt.

Entstanden sind digitale Anwendungen, die sehr spezifischen Zielgruppen neue Wege eröffnen: So entlastet eine DLRG-App die Trainerinnen und Trainer bei der Verwaltung ihrer Schwimmkurse. Das Museum Virtuell bringt kleine Museen mit ihren Exponaten ins Netz. Und die Plattform bring-together verbindet Menschen, die alternative gemeinschaftliche Wohnformen ausprobieren möchten.

Die Projekte auf der Shortlist im Überblick:

Bring-together – Matching-Plattform für Wohnprojekte

Wie wollen wir leben? In der Stadt oder auf dem Land, allein oder mit vielen Menschen, neben dem Supermarkt oder als Selbstversorger? Wer genaue Vorstellungen davon hat, wie sie oder er wohnen möchte, findet auf der digitalen Matching-Plattform bring-together vielleicht Gleichgesinnte. Die Kontaktbörse bringt – wie der Name bereits andeutet – Menschen und passende gemeinschaftliche Wohnprojekte zusammen. Den drei sozialen Gründer:innen Karin Demming, Mary-Anne Kockel sowie Christoph Wieseke ist es ein Anliegen, mit ihrem Angebot etwas gegen die Vereinsamung in der Gesellschaft zu tun und eine solidarische, nachhaltige Lebensweise zu stärken. Auch Phänomene wie das Dorfsterben und der teilweise hohe Leerstand im ländlichen Raum waren Gründe, bring-together zu entwickeln. „Durch die Matching-Plattform für gemeinsames Wohnen schaffen wir langfristige Beziehungen, fördern soziale Lebensqualität sowie bezahlbaren Wohnraum und erleichtern eine ressourcenschonende Lebensweise. Eine Gesellschaft kann unserer Meinung nach nicht funktionieren, wenn sie sich immer weiter vereinzelt“, sagt Karin Demming.

Technisch funktioniert bring-together so ähnlich wie viele Dating-Websites: Das Matching folgt einem Algorithmus, der persönliche Bedürfnisse, die Lebensweise und persönliches Raumempfinden berücksichtigt. Die Plattform finanziert sich über Nutzungsgebühren, die Basis-Version steht jedoch kostenfrei zur Verfügung. Aktuell wird an der weiteren Skalierbarkeit der Lösung gearbeitet.

Bring-together unterstützt Menschen, die sich für alternative gemeinschaftliche Wohnformen interessieren, dabei, ihre Wahlfamilien zu finden. Spannend ist die Plattform jedoch auch für kleine Kommunen oder andere Initiativen, die Wohnraum besser nutzen und den ländlichen Raum wiederbeleben möchten: Die Mehrzahl der Projekte liegen im ländlichen Raum, z. B. Ökodörfer. Auf der Plattform sind auch Gemeindeprofile angelegt, die mit den dort schon vorhandenen Projekten verknüpft sind. Für eine überregionale Präsenz können Gemeinden und Kommunen ihre Gemeindeprofile individuell gestalten und mit ihren eigenen Immobilien oder Leerständen befüllen. Aktuell hat die Plattform über 63.000 Nutzerinnen und Nutzer sowie 740 Projekte.

DLRG – Schwimmtraining digital organisiert

Viele Schwimmvereine stehen vor dem Problem, Trainerinnen und Trainer zu gewinnen und zu halten. Doch welche Veränderungen würde sich ein Schwimmtrainer, der neben dem Schwimmunterricht auch noch jede Menge Verwaltungsarbeit übernehmen muss, wünschen? Für einen DLRG-Trainer aus der Ortsgruppe Sarstedt in Niedersachsen war die Sache offenbar klar: eine App für die Verwaltung der Gruppe!

In der Folge übernahm der ehrenamtliche Arbeitskreis Informationstechnik der DLRG: Das Team aus knapp 35 Freiwilligen hat die Ursprungsidee als Trainer-App für Android und iOS weiterentwickelt.

Screenshots der DLRG Trainer-App zu Qualifikationen, Urkunden, Prüfungsleistungen und Einlasskontrolle.
Die DLRG Trainer-App entlastet die Aktiven bei Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben. ©DLRG

Die App hilft Schwimmtrainerinnen und -trainern, ihre Gruppen zu verwalten, entlastet die Aktiven bei Dokumentationsaufgaben und lässt ihnen mehr Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben.  „Wir wollen Kindern das Schwimmen beibringen. Niemand wird DLRG-Mitglied, um Listen auszufüllen“, sagt Nico Reiners, Bundesbeauftragter AK IT bei der DLRG. „Deswegen unterstützen wir die Arbeit unserer Ehrenamtlichen am Beckenrand mit innovativen Software-Lösungen.“

Die kostenlose Trainer-App wurde – wie andere Anwendungen im DLRG-Kosmos auch – von Nutzern für Nutzer entwickelt und ist ein großer Erfolg: Etwa 1,3 Mio. Anwesenheiten und hunderttausende Prüfungsleistungen haben die Trainerinnen und Trainer über die App im Jahr 2023 erfasst. Knapp 90 Prozent von ihnen würden die App weiterempfehlen.

Museum Virtuell – Ausstellungsbesuch im 3D-Modell

Ein Besuch im Louvre oder im British Museum gehört für viele Touristinnen und Touristen auf Städtetrip einfach dazu. Doch auch, wer es gerade nicht nach Paris und London schafft, geht kulturell nicht leer aus: Denn die großen Museen dieser Welt haben in den vergangenen Jahren viele ihrer schönsten Schätze ins Netz gestellt – als Fotos oder in virtuellen Rundgängen.  

Eine ähnliche Möglichkeit bietet Museum Virtuell kleineren Ausstellungshäusern: Die Website macht virtuelle Museumsrundgänge, Führungen und Veranstaltungen zugänglich und fördert so die barrierefreie Teilhabe an Kunst und Kultur. Ob das auf der Website verlinkte Angebot die Besucherinnen und Besucher etwas kostet, entscheiden die beteiligten Museen selbst.

Ein Weg führt auf ein Schloss zu, rechts und links sind Wasserflächen. Links neben diesem Bild ist die Navigationsansicht für das virtuelle Museum zu sehen. Darunter steht: Herzlich willkommen!
Eintritt per Klick: Museum virtuell macht Ausstellungen aus der Distanz zugänglich. ©Museum virtuell

Entstanden ist das Museum Virtuell während der Corona-Pandemie, als viele Museen geschlossen hatten. Initiator Dirk Leiber betreibt die Website bis heute. Um sie bei Schulen und Lehrkräften bekannter zu machen, gibt es mittlerweile eine Kooperation mit dem Ernst Klett Verlag. Auch von öffentlicher Seite bekommt das Projekt Unterstützung: Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Staatliche Schlösser und Burgen Sachsens sowie der Landschaftsverband Rheinland gehören zum Sponsoren- und Partnerkreis.

„Besonders im Bildungsbereich bieten die virtuellen Rundgänge nicht nur einen Zugang für beispielsweise Rollstuhlfahrer, sie schaffen bei virtuellen Klassenfahrten eine schnelle und CO²-neutrale Lösung“, sagt Geschäftsführer Dirk Leiber. Sein Angebot richtet sich an kleinere oder abgelegene Museen, die ihre Ausstellungen virtuell präsentieren wollen. Zielgruppe auf der Nutzerseite sind unter anderem Menschen, die einen barrierefreien Zugang benötigen – also ältere Personen oder Interessierte, die (gerade) nicht mobil sind. Sie können im Museum Virtuell auf genaue 3D-Modelle der Exponate, Videos, Erklärungen und Museumsspiele zugreifen. Vielleicht etwas für den nächsten verregneten Sonntagnachmittag?

Wettbewerb Digitale Orte

Mit dem Wettbewerb „Digitale Orte“ würdigen Deutsche Glasfaser und „Deutschland – Land der Ideen“ bereits zum dritten Mal digitale Projekte im ländlichen Raum. Die Bewerbungsphase für 2024 ist bereits abgeschlossen und die Jury hat jeweils drei Projekte in sechs Kategorien ausgewählt. Am 6. November 2024 werden die Gewinnerprojekte während einer Live-Veranstaltung gekürt, die auch eine bessere Vernetzung aller Kandidaten unterstützt.

Weitere Informationen über den Wettbewerb gibt es hier:

www.digitale-orte.de

 

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