Die Finalisten im Wettbewerb Digitale Orte 2024 – Mobilität und Infrastruktur - Digitales Bürgernetz

Digitale Orte 2024: Wie digitale Tools Mobilität und Infrastruktur verbessern können

#Mobilität 7. Oktober 2024

Mit den autonomen Shuttles sind Fahrgäste in Oberfranken unterwegs. © IN-VISIONEN.de

Was sind die Vor- und Nachteile des Lebens auf dem Land? Bei den Vorteilen dürfte vielen die Nähe zur Natur, die Ruhe und der bezahlbare Wohnraum einfallen. Die Kehrseite: Mit einer gut ausgebauten Infrastruktur oder einer eng getakteten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr können die Regionen selten aufwarten. Allerdings wissen viele Kommunen, Bürgerinitiativen und Unternehmen sehr genau um dieses Manko – und arbeiten an Lösungen. So sind in den vergangenen Jahren digitale Verkaufskonzepte entstanden, um die Nahversorgung auch nach Wegfall des klassischen Tante-Emma-Ladens sicherzustellen. Ebenfalls um ein Basisangebot geht es vielen Mobilitätskonzepten für ländliche Regionen: Rufbusse und Mitfahrplattformen ergänzen den ÖPNV – und sind im Idealfall eine umweltfreundliche Alternative zum eigenen Auto. Kommunen sind an diesen neuen Ideen oft beteiligt, müssen für die Daseinsvorsorge aber noch weitere Bereiche beachten: Denn Bürgerinnen und Bürger brauchen Kitas und Schulen, die Feuerwehr und ärztliche Versorgung in erreichbarer Nähe.

Auf dem Land geht es also häufig um die Frage: Wie lässt sich garantieren, dass den Menschen eine ausreichende Infrastruktur zur Verfügung steht? Im Wettbewerb Digitale Orte haben sich dieses Jahr Projekte beworben, die jeweils für ihren Bereich eine smarte Antwort gefunden haben.

Wir stellen die drei besten Ideen vor:

Shuttle Oberfranken – Erfolgskonzept fahrerlose Busse

Autonom unterwegs: Seit 2021 schicken die oberfränkischen Kommunen Kronach, Hof, Rehau und Bad Streben sechs fahrerlose Kleinbusse in einem Modellprojekt auf die Straße. Dabei geht es auch darum, im Shuttle-Betrieb Forschungsdaten zu erheben. Die aktuelle Herausforderung: Bis Herbst dieses Jahres sollen alle Abläufe komplett automatisiert werden. Dazu gehört zum Beispiel die Fahrgastbetreuung zur Weiterentwicklung der Mensch-Maschine-Interaktion – nicht jedoch der Fahrkartenkauf. Denn die Shuttles sind für die Fahrgäste kostenfrei nutzbar.  

Hinter dem Shuttle Modellregion Oberfranken steht ein Projektkonsortium aus zehn Partnern: die Kommunen Stadt Hof, Landkreis Hof und Landkreis Kronach, die Industriepartner Valeo Schalter und Sensoren GmbH, REHAU Automotive SE & Co. KG, DB Regio Bus und Brose Fahrzeugteile SE & Co. KG sowie die Hochschulpartner Hochschule Coburg, Hochschule Hof und die Technische Universität Chemnitz. Das Projektmanagement übernimmt die Nuts One GmbH.

Die Shuttles helfen Kommunen im ländlichen Raum dabei, Bürgerinnen und Bürger mit einem leistungsfähigen, finanzierbaren, inklusiven und klimafreundlichen ÖPNV zu versorgen. Dabei spielen der digitale On-Demand-Betrieb und die Automatisierung möglichst aller Abläufe in der Mobilitätskette eine besondere Rolle. Jörg Schrepfer, Entwicklungsleiter bei Valeo in Kronach, sagt dazu: „Wir haben uns gefragt, was passiert, wenn die Sicherheitsperson nicht mehr im Shuttle ist, sondern in der Shuttle-Leitstelle? In den vergangenen knapp vier Jahren haben wir gemeinsam im Projektkonsortium hierfür vielfältige Antworten und Lösungen entwickelt.“

Das Projekt will einen Shuttle-Betrieb in der Region etablieren und Ergebnisse erzielen, die auch auf andere Kommunen übertragbar sind. In der aktuellen zweiten Phase stellen die Projektpartner unter anderem auf On-demand-Betrieb um, erproben eine Fernüberwachung durch die Leitstelle, entwickeln die Hinderniserkennung weiter und beziehen die Bürger:innen stärker ein.

BÄKO-AutoPOS – Sonntagsbrötchen aus dem Smart Store

Ein Ladengeschäft ganz ohne Verkaufspersonal? Mit Systemen wie BÄKO-AutoPOS ist der autonome Store zumindest technisch längst in Reichweite. Das Automatisierungssystem der Bäckereigenossenschaft BÄKO reagiert damit auf die Herausforderung vieler Bäckereien, Fachpersonal für den Verkauf in den Filialen zu finden Eine erste Bäckerei auf Sylt arbeitet bereits seit Frühjahr 2024 mit der Lösung und versorgt Kundinnen und Kunden jeden Morgen mit frischen Brötchen.

Blick in eine Bäckereifiliale auf Sylt mit Anweisungen zum automatisierten Einkauf.
Was darf’s sein? Brötchen und Brote in den Regalen des „Sylt Bäcker to go“, der die Automatisierungslösung BÄKO-AutoPOS nutzt. © BÄKO Zentrale eG / Korte Einrichtungen

BÄKO-AutoPOS ist ein Systemangebot der Partner BÄKO-ZENTRALE, AUTONOMO Technologies und KORTE Einrichtungen, dem eine KI-basierte Softwarelösung für Bäckerei- und Konditoreifilialen zugrunde liegt. „Das Konzept bietet Bäckerei- und Konditoreikunden ein bequemes Einkaufserlebnis“, sagt der Vorstandssprecher der BÄKO-ZENTRALE Stefan Strehle. „Kamerasysteme und Wiegesysteme ermöglichen in Echtzeit einen bargeldlosen und kassenlosen Zahlungsverkehr. Der Charme und die Tradition der Handwerks-Filialen bleibt dabei jederzeit erhalten, ob an der Bedienungstheke oder dem SB-Regal. Bäcker und Konditoren können zudem dem Arbeits- und Fachkräftemangel begegnen und ihre hohe handwerkliche Backwarenqualität pflegen und weiterentwickeln. Ein Gewinn für alle: für die Endverbraucher wie auch für das backende Handwerk!“

Das System nutzt Kameras und KI, um den Kassiervorgang zu ersetzen. Abgerechnet wird über eine Bezahlkarte, die bereits bei Eintritt in das Geschäft ausgewählt wurde. Die Quittung können Kundinnen und Kunden hinterher übers Smartphone abrufen.

daviplan – Datentool für die regionale Daseinsvorsorge

Eine wichtige Aufgabe von Kommunen ist die bedarfsgerechte und zukunftsfähige Standortplanung. Bei dieser regionalen Daseinsvorsorge können sich Regionen, Kreise, Städte und Gemeinden vom Datentool daviplan unterstützen lassen.

Eine Frau blickt auf einen Bildschirm, auf dem die Landkarte einer Region zu sehen ist.
daviplan ist ein Tool für die Bedarfsplanung von Kommunen. © daviplan

„Mit daviplan können Nutzerinnen und Nutzer aus der öffentlichen Verwaltung, aus Forschung und Beratungspraxis die künftige Versorgung planen: Wo braucht es künftig wie viele Kita-Plätze? Wie passt das Pflegeangebot zu den künftigen Bedarfen? Wie gut sind medizinische Versorgungsangebote erreichbar? daviplan ermöglicht eine transparente Bewertung unterschiedlicher Handlungsansätze und so eine zusätzliche Fundierung von Diskussions- und Planungsprozessen“, sagt Martin Albrecht vom Unternehmen Gertz Gutsche Rümenapp, das die Software entwickelt hat. Entwicklung und Rollout von daviplan werden bis Ende 2024 im Rahmen des Programms „Region gestalten“ durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) finanziert.

Das Open-Source-Tool hilft Kommunen, sichtbar zu machen, wie groß der Versorgungsbedarf bei bestimmten Angeboten ist, welche Standorte sich eignen, ob die Angebote erreichbar sind und wie sich die Region in verschiedenen Szenarien weiterentwickeln könnte. Um die beste Lösung für ihre Region zu finden, können Kommunen in daviplan Alternativen vergleichen. Die Software ist kostenlos und bereits heute für die hoheitliche Planungen von Regionen, Kreisen, Städten und Gemeinden, aber auch für Planungsbüros oder Forschungsinstitute nutzbar.

Wettbewerb Digitale Orte

Mit dem Wettbewerb „Digitale Orte“ würdigen Deutsche Glasfaser und „Deutschland – Land der Ideen“ bereits zum dritten Mal digitale Projekte im ländlichen Raum. Die Bewerbungsphase für 2024 ist bereits abgeschlossen und die Jury hat jeweils drei Projekte in sechs Kategorien ausgewählt. Am 6. November 2024 werden die Gewinnerprojekte während einer Live-Veranstaltung gekürt, die auch eine bessere Vernetzung aller Kandidaten unterstützt.

Weitere Informationen über den Wettbewerb gibt es hier: www.digitale-orte.de

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