„Digitale Orte im Land der Ideen“ – Finalist:innen Kategorie Bildung - Digitales Bürgernetz

Digitale Orte im Land der Ideen: Drei Projekte, deren Initiator:innen Bildung im ländlichen Raum erfolgreich mitgestalten

#Gemeinschaft 28. August 2023

Das Fabmobil bringt digitale Technologien in den ländlichen Raum. © Iona Dutz

Deutsche Glasfaser (DG) und „Deutschland – Land der Ideen“ führen zum zweiten Mal gemeinsam den bundesweiten Wettbewerb „Digitale Orte durch. Gesucht wurden Initiativen, Projekte, Kommunen, Vorreiter:innen, die den digitalen Wandel im ländlichen Raum erfolgreich gestalten und vorantreiben. Hier stellen wir die Projekte vor, die es in der Kategorie Bildung in die Endrunde geschafft haben.

Inhalt

Fabmobil

Ein fahrendes Kunst-, Kultur und Zukunftslabor für Sachsen und darüber hinaus: So beschreiben die Macher:innen, die hinter dem Fabmobil stehen, ihren Doppeldeckerbus. Er ist ausgestattet mit Digitaltechnik und Werkzeugmaschinen und macht an Schulen, Jugendzentren und Begegnungsorte Station – vor allem im ländlichen Raum. Denn dort sieht das Team vom Fabmobil einen eklatanten Mangel an kulturellen und künstlerischen Angeboten für junge Menschen. „Alle, die beim Fabmobil aktiv sind, eint der Wunsch, einen lebenswerten, weltoffenen und zukunftsfähigen ländlichen Raum zu gestalten“, sagt Christian Zöllner, Vorstand Fabmobil e. V.. „Unser Motto: Gleiche Lebensbedingungen für Stadt und Land. Beim Thema Digitalität hat die Stadt noch Vorsprung. Das muss nicht so bleiben.“

Im Angebot hat das Fabmobil Workshops und Kurse für junge Menschen im Alter von 12 bis 21 Jahren. Ziel von Zöllner und seinem Team ist es, die kulturelle, künstlerische und soziale Kompetenz der Teilnehmer:innen zu fördern, sodass sie zu kritischen, engagierten und produktiven Akteuren im Bereich Digitalisierung heranwachsen können. Dafür bringt das Fabmobil moderne Technologien wie 3D-Druck, Virtual Reality, Robotik und Programmierung zu den jungen Menschen im ländlichen Raum. Im Fabmobil haben sie die Möglichkeit, Kreativtechnologien gemeinsam mit den Workshopleiter:innen auszutesten und den Umgang mit digitalen Tools zu erlernen.

Das Fabmobil ist fast täglich unterwegs. Mit den Lokallaboren – kleinen Makerspaces in ausgewählten Kleinstädten Sachsens – wird das Angebot zusätzlich auch vor Ort verstetigt. Auf diese Weise erreicht das Projekt jährlich zwischen 1500 und 2000 Jugendliche.

Die Freude darüber, dass es das Fabmobil in die Endrunde des Wettbewerbs „Digitale Orte im Land der Ideen“ geschafft hat, ist groß: „Unsere vielen Workshopleiter:innen und alle, die im Hintergrund aktiv sind, leisten Großartiges. Allein, dass wir es so weit geschafft haben, ist ein Zeichen der Wertschätzung unserer Arbeit“, so Christian Zöllner. „Eine Auszeichnung wäre darüber hinaus ein wichtiges Signal für unsere Förderer und Mittelgeber, das zeigt: Unsere Arbeit ist wichtig.“

Jugendliche sitzen im Fabmobil
In Workshops fördert das Team vom Fabmobil die kulturelle, künstlerische und sozialen Kompetenz der Teilnehmer:innen. © William Veder

Gewerbehof – Hochschulpräsenzstelle in Luckenwalde

„Juhuu, wir freuen uns in Luckenwalde.“ Diese Botschaft ging nach Bekanntgabe der Wettbewerbs-Finalist:innen in Form einer Rundmail durch die Fachhochschule Potsdam. Sie gehört zusammen mit der Technischen Hochschule Wildau und der Stadt Luckenwalde zu den Initiator:innen der Präsenzstelle der Hochschulen des Landes Brandenburg. Ihr Zuhause hat die Präsenzstelle in einer 1.000 m² großen Fabrikhalle eines ehemaligen Gewerbehofes in Luckenwalde – jeweils etwa 40 Kilometer vom Campus der TH Wildau und der FH Potsdam entfernt.

Dort, im Gewerbehof, dreht sich alles um Austausch und Innovation. Es ist ein Ort, an dem neue Kooperationen zwischen Hochschulen, Unternehmen und Gesellschaft entstehen sollen. Den Raum dafür bieten ein Co-Working-Space zum Arbeiten und Vernetzen, ein Makerspace, in dem Ideen entwickelt und umgesetzt werden können, und ein Showroom, der als analoges und digitales Fenster in die Wissenschaft dient.

Redner vor Publikum
Beim zweiten Brandenburger KI-Tag im Gewerbehof Luckenwalde kommen Wissenschaft, Unternehmen und Bürger:innen zusammen © Martin Dziuba Fotografie

Für Dana Mietzner, Projektleiterin TH Wildau, ist es vor allem die Offenheit, die den Gewerbehof so besonders macht. „Jeder und jede ist in der Hochschulpräsenzstelle willkommen, um zum Beispiel die Infrastruktur im Makerspace kennenzulernen und am Open Lab Day an eigenen Projekten zu arbeiten. So entstehen interessante neue Kooperationen und der Wissensaustausch ist für alle Beteiligten ein Gewinn. Der Ort wird so gut angenommen, dass wir oft mehr Nachfragen haben als wir bedienen können.“

Momentan entwickelt das Team das Programm für den kommenden Winter. Ein Schwerpunkt für die geplanten Veranstaltungen: Digitale Informationskompetenz. „Ein enorm wichtiges Thema in einer Zeit, die häufig mit Schlagworten wie ‚Informationsflut‘ und ‚Fake News‘ in Verbindung gebracht wird, und in der Firmen in immer kürzeren Abständen KI-basierte Werkzeuge wie ChatGPT vorstellen, deren Potenziale und Herausforderungen gerade wissenschaftlich analysiert werden“, so Antje Michel, Projektleiterin FH Potsdam. Dana Mietzner ergänzt: „Im Bereich Makerspace werden wir uns ab dem Winter verstärkt mit Fragen der ökologischen Nachhaltigkeit beschäftigen; dabei wird es um Müllvermeidung, Wiederverwendung, Aufbereitung und Recycling gehen.“

Blick in den Makerspace mit Tierskelett im Vordergrund
Der Makerspace versteht sich als Werkstatt, in der sich Ideen entwickeln und realisieren lassen © Präsenzstelle Luckenwalde

Kunstwanderweg XR – mit Augmented-Reality durch den Hohen Fläming

Eintauchen in verborgene Welten, Kunst spielerisch neu erfahren: Das können Besucher im Naturpark Hoher Fläming im Südwesten Brandenburgs seit März 2023 auf dem Kunstwanderweg XR. Er verbindet Naturerlebnisse mit digitalem Kunstgenuss. Eine zentrale Rolle spielt dabei Augmented Reality.

AR-Kunstwerk
Mit der kostenlosen Bad-Belzig-App erleben Nutzer:innen Kunst und Landschaft auf eine ganz neue Art. © Naturparkverein Hoher Fläming e.V.

Die Idee dazu hatten die Mitarbeitenden des Naturparkvereins Hoher Fläming e. V., der bereits seit 2007 einen 37 Kilometer langen Kunstwanderweg betreibt und außerdem regelmäßig das Festival „Fläminger Kreativsause“ organisiert. Vor einigen Jahren ging es dabei in einem Workshop um die Verbindung von Augmented Reality und Kunst. „Da haben wir uns gefragt, ob wir diese Kunstsparte, die uns für gewöhnlich ausschließlich im urbanen Raum begegnet, nicht in den ländlichen Raum bringen können“, erzählt Stefan Ratering vom Naturparkvereins Hoher Fläming.

Gesagt, getan: Das Team organisierte eine weltweite Ausschreibung und konnte so fünf Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Schweden und dem Iran für das Projekt gewinnen. Im Rahmen der „Fläminger Kreativsause“ bekamen sie einen Überblick über lokale Geschichte, Politik und Natur. Anschließend entwickelten sie während eines einmonatigen Arbeitsaufenthalts in der Region ihre digitalen Kunstwerke. Die Ergebnisse rund um Themen wie Klimawandel, Blockchain-Technologie und Artensterben können die Besucher:innen nun auf dem Kunstwanderweg XR zwischen Wiesenburg und Klein Glien erleben. „Die Rückmeldungen, die wir bekommen, sind zum Teil richtig euphorisch“, berichtet Stefan Ratering. „Viele denken zunächst, sie schauen durch ihr Smartphone und sehen dann ein bisschen was. Sie sind total überrascht, wenn sie merken, dass die digitalen Kunstwerke viel mehr bieten und dass man durch sie hindurchlaufen kann. Eines der Werke erstreckt sich über die Größe eines Fußballfeldes. Während man es erkundet, bewegen und verändern sich Teile des Kunstwerks.“

Um auch die sechs bereits vorhandenen, analogen Kunstwerke auf der Strecke mit der digitalen Welt zu verbinden, wurden digitale Avatare von den Kunstschaffenden aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden produziert. Diese Avatare erläutern nun ihr analoges Kunstwerk auf Deutsch oder Englisch.

AR-Kunstwerk
Digitale Kunst im ländlichen Raum. © Micaela Cecchinato
Wettbewerb: Das Finale läuft

Mit dem Wettbewerb „Digitale Orte im Land der Ideen“ möchten Deutsche Glasfaser und „Deutschland – Land der Ideen“ die Sichtbarkeit von digitalen Projekten im ländlichen Raum erhöhen. Auch 2023 konnte die Jury wieder viele spannende Digitalprojekte sichten. Jeweils drei Projekte in fünf Kategorien haben es ins Finale geschafft. Am 14.11.2023 werden die Gewinner:innen in Berlin gekürt.

Informationen über den Wettbewerb gibt es hier:

www.digitale-orte.de

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