Match Rider trifft einen Nerv - Digitales Bürgernetz

Digitale Orte: Wie das Projekt Match Rider die Auszeichnung für sich nutzen konnte

#Mobilität 4. April 2023

Im ländlichen Raum wird Mobilität häufig schon flexibler gedacht. Match Rider hilft, die Angebote besser nutzbar zu machen. © 2022 Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg CC BY-ND

Im ländlichen Raum sorgen Bürgerbusvereine für mehr Mobilität. Das Unternehmen Match Rider hat eine Ridesharing-App entwickelt, die es ermöglicht, linienbasierte Verkehre aufzubrechen und auf Mobilität angewiesene Menschen wohnortnäher abzuholen. Diese Flexibilisierung kommt den Mitfahrern wie auch der Umwelt zugute. Match Rider unterstützt Bürger:innen im ländlichen Raum dabei, ihre Fahrpläne zu digitalisieren – damit jede und jeder über die ÖPNV-Apps bequem darauf zugreifen kann. 2022 konnte sich die Idee als Digitaler Ort im Land der Ideen sowie beim Landeswettbewerb  zur Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) im ÖPNV in NRW durchsetzen.

Der Wettbewerb Digitale Orte im Land der Ideen ist wie das Digitale Bürgernetz eine Initiative der Deutschen Glasfaser. Was haben Ihnen die Plattform und der Preis bisher genutzt?

Dr. Krams: Der Preis unter dem Motto „Land der Ideen“ hat eine lange Historie, ist eine Marke geworden und hat dadurch eine enorme Strahlkraft erlangt. Gepaart mit dem Digitalen Bürgernetz unter dem Dach der Deutschen Glasfaser konnten wir für das Thema der ehrenamtlich organisierten Verkehre eine besondere Aufmerksamkeit auch über die Zielgruppe im engeren Sinne hinaus erzeugen.

Was hat sich seit dem letzten Jahr an dem Projekt verändert?

Dr. Krams: Match Rider hat den Rückenwind genutzt, um Förderanträge für die Umsetzung der Digitalisierung der Bürgerbusse zu stellen. Dabei haben wir vor dem Hintergrund der hohen Energiepreise einen Nerv getroffen, da viele Bürgerbusvereine ihr linienbasiertes Angebot auf flexiblere Lösungen umstellen wollen, unter anderem um etwaige Leerfahrten zu vermeiden. Zum Wohle der Fahrgäste entstehen so unter den Begriffen „On-Demand“ oder auch „Ridepooling“ Angebote, die die Fahrgäste in der Regel schneller und auch komfortabler von A nach B bringen.

Erfolgreich waren wir mit einem Antrag im sogenannten KI-Wettbewerb im ÖPNV in Nordrhein-Westfalen mit unserem Anwendungspartner, dem Bürgerbusverein in Kreuztal.

Die Anforderungen an Mobilität sind auf dem Land oftmals höher, als in den Städten. Bei geringerer Taktung müssen individuellere Lösungen gefunden werden. © Match Rider/Maerker

Was bedeutet die Förderung des KI-Wettbewerbs für Ihr Projekt?

Dr. Krams: Wir sind jetzt in der Lage, eine für die Zielgruppe optimierte Lösung zu entwickeln. Dabei gilt es zunächst die Ehrenamtlichen im Verein mit einer Dispositionssoftware zu unterstützen, um die Buchungsanfragen einfach handeln zu können. Eine App erlaubt es den Fahrgästen neben einer Hotline auch mobil zu buchen und unterstützt den Fahrer beim Routing. Darüber hinaus sind wir in der Lage, unsere Kompetenzen im Bereich der künstlichen Intelligenz auszubauen und für weitere Mobilitätsprojekte und unsere Lösungen für Mitfahrgelegenheiten zu nutzen.

Was sind Ihre größten Hürden? Welche „Nuss muss noch geknackt“ werden?

Dr. Krams: Die Bedürfnisse der Zielgruppe zu treffen ist eine große Herausforderung. Die IT-Affinität ist verständlicherweise bei älteren Menschen nicht so stark ausgeprägt, wie das bei den jüngeren Generationen der Fall ist. Darüber hinaus gibt es vor dem Hintergrund des Personenbeförderungsgesetztes Spielräume in der Ausgestaltung der ehrenamtlichen Verkehre, was eine sehr flexible Lösung notwendig macht, um alle Bürgerbusvereine adressieren zu können.

Die Botschaft zur Sinnhaftigkeit von Mitfahrgelegenheiten muss noch viel stärker in die Köpfe und wir arbeiten mit diversen Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft daran, die richtigen Hebel zu nutzen.

Was sind Ihre nächsten Pläne? Sind weitere Entwicklungen für Match Rider geplant?

Dr. Krams: Selbstverständlich! Neben der Bereitstellung unserer Plattform für Mitfahrgelegenheiten im urbanen Raum wollen wir uns noch stärker der ländlichen Mobilität widmen, als wir das mit der Unterstützung der Bürgerbusverkehre bereits tun. Gerade im ländlichen Raum ist der Pkw das dominante Verkehrsmittel und es ist beispielsweise utopisch anzunehmen, dass mittelfristig allein die Verbesserung des Angebots öffentlicher Verkehrsmittel dort eine Verkehrswende herbeiführen wird. Mitfahrgelegenheiten hingegen haben durch die Erhöhung des Besetzungsgrads einen enormen Hebel für das Klima. Und sie lassen sich selbstverständlich mit ÖPNV-Angeboten sinnvoll kombinieren, man denke an Park and Ride Plätze. Auch an dieser Kombination arbeiten wir, um unsere Mitfahrgelegenheiten auch in ÖPNV-Auskunftsapps anzuzeigen. Das ist aber ein dickes Brett, wie man so schön sagt. Daher muss die Botschaft zur Sinnhaftigkeit von Mitfahrgelegenheiten noch viel stärker in die Köpfe und wir arbeiten mit diversen Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft daran, die richtigen Hebel zu nutzen.

Was hat der Breitbandausbau der Kommunen für einen Einfluss auf den Erfolg Ihrer Projekte?

Dr. Krams: Gerade die Internet- und insbesondere die Breitbandversorgung ist bei der Entkopplung von Wohn- und Arbeitsort extrem wichtig, Stichwort New Work. Menschen arbeiten häufiger remote und wollen wieder verstärkt in ländlichen Regionen leben. Diese Menschen sind aber dennoch mobil, auch wenn sich im sogenannten Modal Split, also der Verteilung der Nutzung von Verkehrsmitteln, Verschiebungen gab. Im Sinne einer Grundversorgung benötigen wir daher weiterhin Offensiven, die die Dinge zusammen denken und damit die Kommunen im Sinne von Smart Regions vernetzen und attraktivieren.

Über Match Rider

Die effizientere Nutzung des Autos durch gemeinsames Fahren als einen pragmatischen Hebel, um die Mobilität in Städten und auf dem Land in Kombination mit bestehenden Lösungen zu verbessern und umweltfreundlich zu gestalten – das ist die Vision des Unternehmens Match Rider. Weniger Autos, weniger Verkehr, mehr gemeinsames Handeln, mehr Mobilität. 

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