Im Projekt Schule und digitale Bildung entwickeln 106 Schulen im Landkreis Gütersloh ein gemeinsames Leitbild © Schule und digitale Bildung
Das Digitale gehört heute ganz selbstverständlich in die Schule. Und das ist nicht nur eine Frage der Ausstattung und Fortbildung. „Es geht um ein gemeinsames Verständnis von Bildung in einer Kultur der Digitalität“, sagt Christian Ebel, Projektleiter und Geschäftsführer des Projekts „Schule und Digitale Bildung“ im Kreis Gütersloh. Ziele des Projekts: Lehren und Lernen mit digitalen Medien erleichtern, die Unterrichtsqualität verbessern und allen Kindern den Zugang zu digitaler Bildung und damit zur Chancengerechtigkeit ermöglichen. Es ist zunächst über einen Zeitraum von fünf Jahren angelegt und will Schul- und Unterrichtsentwicklung in der gesamten Bildungsregion unterstützen.
Konkret heißt das, dass sich Schulen und Schulträger in den Kommunen regelmäßig austauschen und ein gemeinsames Leitbild einer guten digitalen Schule formulieren. Begleitet, beraten und unterstützt werden sie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Projekts, die eng mit den Verantwortlichen in der Bildungsregion zusammenarbeiten – beispielsweise mit dem Kompetenzteam für Lehrerfortbildung und den Medienberatern. „Jede Schule ist anders und braucht etwas anderes. Wir wollen möglichst passgenaue Angebote für alle 106 Schulen in der Region und die kommunalen sowie privaten Schulträger bereitstellen“, sagt Christian Ebel. Es geht vor allem darum, dass alle Beteiligten sich auf gemeinsame Ziele verständigen und bereit sind, den digitalen Wandel aktiv zu gestalten, von und mit anderen zu lernen.
„Es geht um ein gemeinsames Verständnis von Bildung in einer Kultur der Digitalität.“
Christian Ebel
Die Grundschule Laukshof in Steinhagen nimmt an dem Projekt teil und hat sich auf den Weg hin zu einer guten digitalen Schule gemacht. „Digitales Lehren und Lernen muss ein fester Bestandteil des Unterrichts werden. Und zwar jeden Tag“, sagt Schulleiter Christian Absi. Die Schule ist gut ausgestattet: mit schnellem Internet, einem Whiteboard in jedem Klassenraum und Tablets für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler. In jeder Klasse sitzen Kinder mit besonderem Förderbedarf, die Schwierigkeiten beim Lernen, sprachliche oder motorische Defizite haben und individuell gefördert werden müssen. Wie können digitale Medien dabei unterstützen? Schulleiter Absi nennt Beispiele: „Ein Kind mit Trisomie kann nicht sprechen. Da nutzen wir das iPad als Talker. Und für Kinder, die sich mit dem Schreiben schwertun, eine App, den Book Creator. Damit können sie Bilder, Video und Text aufnehmen. Als unsere Schule in der Pandemie geschlossen war, haben viele Kinder ihre Aufgaben nicht schriftlich bearbeitet, sondern uns eine Sprachnachricht geschickt.“
Mehr Geschichten vom Digitalen Bürgernetz auf Instagram.
In Nordrhein-Westfalen sollen bis Ende 2022 alle Schulen an das Gigabitnetz angeschlossen sein. Und bis Ende 2025 werden fast zwei Milliarden Euro in das digitale Lernen und Lehren investiert. Steinhagen, eine Gemeinde mit gut 20.000 Einwohnern am Südhang des Teutoburger Waldes, hat bereits in den vergangenen Jahren Fördergelder vom Bund und Land genutzt, um das Breitbandnetz auszubauen. Vier Grundschulen und zwei weiterführende Schulen, die in Trägerschaft der Gemeinde sind, verfügen über schnelles Internet. In der Corona-Krise hat sich das ausgezahlt. An der Grundschule Laukshof wurde schnell eine digitale Pinnwand eingerichtet, Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler standen immer miteinander in Kontakt. Die Krise hat aber auch gezeigt, dass es nicht allein auf die Technik ankommt.
„Es geht nicht nur um digitale Transformation. Es geht um Haltung. Es reicht nicht, sich einige Apps herunterzuladen, die dann im Unterricht eingesetzt werden. Es geht um eine radikale Veränderung von Schule. Sie muss Anschluss an das halten, was uns die Gesellschaft vorgibt,“ sagt Christian Absi. Aus dem Alltag vieler Kinder sind Smartphone, Computer und Tablet nicht mehr wegzudenken. Schon früh nutzen sie zuhause digitale Tools und sind damit kreativ. Fotos können mit Geräuschen verbunden oder Bücher digital erstellt werden. „Das sind ganz andere Ausdrucksformen. Über große Videopanels können Kinder Präsentationen völlig anders gestalten als früher. Darauf muss Schule reagieren und sich an vielen Stellen einfach neu ausrichten“, sagt Christian Absi.
Mehr Geschichten vom Digitalen Bürgernetz auf Twitter
Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher, aber auch Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeiter sollen künftig viel stärker in Teams zusammenarbeiten. In dem Projekt „Schule und Digitale Bildung“ arbeitet Schulleiter Absi an einer digitalen Lernplattform für den Kreis Gütersloh mit, auf der sich Teams zusammenfinden und Best-Practice-Beispiele für den Unterricht austauschen können. Dazu braucht es entsprechende Fortbildungen an den Schulen. Und alle müssen mitgenommen werden. Das braucht einen gewissen Vorlauf. „In puncto Digitalisierung hat Schule, das muss man ganz klar sagen, einfach den Startschuss verpasst. Der hätte mindestens ein Jahrzehnt früher kommen müssen. Da hecheln wir gerade etwas hinterher, aber ich sehe, dass sich viel bewegt und bin da ganz guter Dinge“, so Christian Absi.
„Schule und digitale Bildung“ ist ein gemeinsames Kooperationsprojekt zur Schul- und Unterrichtsentwicklung des Regionalen Bildungsbüros des Kreises Gütersloh, der Schulaufsicht, der Bertelsmann Stiftung und der Reinhard Mohn Stiftung sowie weiterer Partner der Bildungsregion. Mehr Informationen zum Projekt.