Alle aktuellen Zahlen und Fakten zur Digitalisierung in Deutschland sind im Dossier von Statista zusammengefasst. © Unsplash
Wie genau steht Deutschland hinsichtlich der Digitalisierung eigentlich da? Statista, die Online-Plattform für Statistiken, hat ein Dossier zum Stand der Digitalisierung herausgegeben. Darin werden wichtige quantitative Fakten und Umfrageergebnisse zu Strategien, Maßnahmen und Auswirkungen des digitalen Wandels aus verschiedenen Untersuchungen zusammengetragen. Wir haben für Sie die Ergebnisse:
Das Dossier gliedert sich in einen Überblick zum Stand der Digitalisierung in Deutschland, Umfrageergebnisse zu Strategien, Maßnahmen und Auswirkungen des digitalen Wandels und einen internationalen Vergleich. Die Daten wurden fast ausschließlich 2021 erhoben.
Es überrascht nicht, dass die Anzahl der Internetnutzenden in Deutschland laut einer Erhebung von ARD und ZDF stetig gestiegen ist, und zwar von 4,1 Prozent 1997 auf 66,6 Prozent 2021. Während vor allem bis zur Jahrtausendwende noch hohe Zuwachsraten zu verzeichnen waren, steigt der Anteil seit 2017 nur noch geringfügig. Gleiches gilt laut Eurostat für die Anzahl der Haushalte mit Breitbandinternetzugang. Von 2003 auf 2004 verdoppelte sich die Anzahl noch von 9 auf 18 Prozent; seit aber 2017 90 Prozent erreicht wurden, verändert sich die Zahl nur noch wenig.
Und wie steht es mit der Digitalisierung des Staates? Sehr unterschiedlich je nach Bereich, urteilen über 1.000 Befragte zwischen 30 und 59 Jahren in einer Studie des GDV: Ein schnelles Vorankommen wird den Bereichen Medien und Kommunikation attestiert. Schlusslicht ist die digitale Verwaltung, für die 78 Prozent der Befragten den Fortschritt als langsam beurteilen. Langsam geht es für über 70 Prozent auch in den Schulen, Ämtern und Behörden sowie in der Pflege zu. Für die Industrie beurteilen 28 Prozent den Fortschritt des Staates als langsam, 58 Prozent als schnell.
Von fast 3.500 von der DIHK befragten Unternehmen in Deutschland geben sich die meisten die Note 2 oder 3 für den Stand der Digitalisierung im Unternehmen. 45 Prozent der Beschäftigten bestätigen in einer Studie von Ernst & Young, dass ihr Unternehmen Weiterbildungsmaßnahmen zur Digitalisierung anbietet; 42 Prozent verneinen das. Darüber hinaus gaben in einer Bitkom-Befragung von über 600 Unternehmenmit mehr als 20 Beschäftigten noch immer 13 Prozent der Unternehmen an, keine Strategie zur Bewältigung des digitalen Wandels zu verfolgen. Allerdings lag dieser Anteil 2019 noch bei 26 Prozent. Bei 34 Prozent betrifft eine zentrale Strategie 2022 das gesamte Unternehmen; bei 52 Prozent gibt es einzelne Strategien in bestimmten Unternehmensbereichen. Über 60 Prozent geben aktuell an, dass es im Unternehmen keinen Chief Digital Officer gibt und die Einrichtung einer solchen Stelle auch nicht geplant sei. Als Hürden für die Digitalisierung sehen die Unternehmen vor allem die fehlende Zeit (61 Prozent), fehlende Fachkräfte (53 Prozent), Datenschutzanforderungen (45 Prozent) und fehlende finanzielle Mittel (29 Prozent).
Wie die Menschen den Einfluss der Digitalisierung bewerten, hängt vom jeweiligen Einflussbereich ab. Für die Schulen beurteilen von über 1.000 von Bitkom Befragten 91 Prozent den Einfluss positiv. Mehr als zwei Drittel sehen auch für die Bereiche Mobilität, Klimaschutz, Verwaltung sowie Forschung und Innovation überwiegend positive Effekte. Für die Bereiche Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Energieversorgung, Handel, Arbeitswelt und Kultur beurteilen allerdings zwischen 40 und 50 Prozent der Befragten die Einflüsse der Digitalisierung als sehr oder eher negativ.
Auch im Arbeitsleben variiert der Einfluss der Digitalisierung stark nach Branche. In der Befragung durch Ernst & Young beantworten die Frage nach einem solchen Einfluss in der Telekommunikations- und IT-Branche 95 Prozent mit Ja; im Bereich Handel und Konsumgüter sind es aber beispielsweise nur 59 Prozent. Insgesamt hat sich die Wahrnehmung kaum verändert. Erheblichen oder mittleren Einfluss auf die eigene Arbeit sahen 2017 67 Prozent, 2019 71 Prozent und 2021 70 Prozent. Dementsprechend bewegte sich der Anteil derer, die sehr schwachen oder geringen Einfluss der Digitalisierung spüren von 33 über 29 auf 30 Prozent. Erstaunen mag, dass sich für 40 Prozent der Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeit durch die Corona-Pandemie nicht verstärkt hat und für 33 Prozent nur leicht. 27 Prozent geben an, die Pandemie habe den Einfluss deutlich verstärkt.
Für die Unternehmen bedeutet die fortschreitende Digitalisierung einen ständigen Wandel. In der Bitkom-Befragung gaben 78 Prozent an, ihre Produkte und Dienstleistungen als Folge der Digitalisierung zu verändern. Dabei werden sowohl bestehende Angebote vom Markt genommen (59 Prozent), als auch neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt und angeboten (56 Prozent).
Sorgen, dass durch die Digitalisierung der eigene Arbeitsplatz gefährdet sein könnte, halten sich aber laut der Studie von Ernst & Young in Grenzen: 88 Prozent haben davor keine Angst, 10 Prozent machen sich etwas Sorgen und 2 Prozent große Sorgen. Allerdings lag der Anteil derer, die sich keine Sorgen machen, 2017 noch bei 93 Prozent. Und die Bosten Consulting Group prognostiziert in einer anderen Studie, dass durch die Digitalisierung in den Bereichen fertigungstechnische Berufe und Unternehmensführung und -organisation bis 2025 verglichen mit dem Stand von 2016 jeweils 1,3 Millionen Arbeitsplätze wegfallen könnten.
In dem jährlich von der Europäischen Kommission veröffentlichten Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI), der die Fortschritte der Mitgliedstaaten in den fünf wesentlichen Bereichen Konnektivität, digitale Kompetenzen, Internetnutzung durch Privatpersonen, Integration digitaler Technik durch Unternehmen und digitale öffentliche Dienste verfolgt, steht Deutschland 2021 an elfter Stelle. Die Punktzahl von gut 54 Punkten liegt über dem EU-Durchschnitt von 50,7 Punkten. Führend sind die skandinavischen Länder Dänemark, Finnland und Schweden. Schlusslichter der 27 Länder sind Griechenland, Bulgarien und Rumänien.
Im weltweiten Ranking zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit, das die Fähigkeit der Länder analysiert, digitale Technologien einzuführen und in Unternehmen und Regierungsorganisationen zu implementieren, steht Deutschland an 18. Stelle. Spitzenreiter 2021 sind die USA, gefolgt von Hong Kong, Schweden, Dänemark und Singapur. Die weiteren Plätze unter den Top-10 belegen die Schweiz, die Niederlande, Taiwan, Norwegen und die Vereinigten Arabischen Emirate. Während andere Länder in den vergangenen drei Jahren aufgeholt haben, hat Deutschland an Boden verloren und ist nach Japan der größte Absteiger unter den G7-Staaten.
Das Statista Dossier finden Sie hier.