Digitalpakt Schule: Digitalisierung an Schulen - Digitales Bürgernetz

Digitalpakt Schule: So blicken Schülerinnen und Schüler auf die Entwicklung der vergangenen Jahre

#Bildung 27. Januar 2023

Jette Wagler, Pressesprecherin Landesschülerbeirat Baden-Württemberg. © privat

Der Digitalpakt Schule hat die Situation an Schulen in Deutschland verändert. Tablets werden immer selbstverständlicher, Smartboards ersetzen nach und nach Kreidetafeln und Overhead-Projektoren. Jette Wagler, Pressesprecherin des Landesschülerbeirats Baden-Württemberg, spricht im Interview über die Situation in den Schulen vor Ort und darüber, wie sich der Unterricht durch die Digitalisierung wandelt.

Frau Wagler, seit 2019 gibt es den Digitalpakt Schule. Wie ist der Stand der Dinge in puncto Digitalisierung an den Schulen in Baden-Württemberg. Gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land?

Das kann man so nicht sagen. Die Ausstattung ist generell unterschiedlich. Manche Kommunen haben die Möglichkeiten des Digitalpakts voll ausgeschöpft, andere weniger – unabhängig davon, ob es sich um kleine Gemeinden auf dem Land handelt oder große Städte. Unterschiede gibt es bei schnellem Internet. Da stehen die Städte insgesamt etwas besser dar als die ländlichen Regionen. Gleiche Bedingungen wären hier wünschenswert. Das Mindeste, was für Lehrerinnen und Lehrer vorhanden sein muss, ist der Zugriff auf ein funktionierendes Internet. Inzwischen sind wir auch so weit, dass wir sagen, es muss auch kostenloses WLAN für Schülerinnen und Schüler geben. Immerhin: Der Digitalpakt hat dafür gesorgt, dass viele Schulen heute über eine digitale Grundausstattung verfügen. Das ist eine gute Sache.

Wie wirkt sich das auf den Schulalltag aus?

Es wird einfach immer selbstverständlicher, mit digitalen Endgeräten zu arbeiten. Ein großer Vorteil ist, dass wir Daten digital teilen können, zum Beispiel Arbeitsblätter, und damit immer alles parat haben. Auch der Unterricht verändert sich. Wir recherchieren im Internet, Lehrkräfte stellen uns individuelle Vokabellisten online zur Verfügung und wecken unser Interesse für ein Thema mit Online-Quiz-Fragen.

Digital versus analog: Löst das eine das andere ab? Geht beides Hand in Hand? Wie sieht die ideale Entwicklung aus?

Ich denke, das geht Hand in Hand. Es gibt Stimmen, die fordern, alle gedruckten Bücher durch digitale zu ersetzen. Aber allein praktisch betrachtet, ist es schwierig, ein Tablet gleichzeitig als Schreibgerät und als Buch zu nutzen. Was für uns klar ist: Mobile Endgeräte kommen – egal ob sie von der Schule gestellt werden oder wir unsere eigenen mitbringen. Die Digitalisierung gehört zu unserem Leben einfach dazu. Die Frage, die man sich stellen muss: Ab welchem Alter soll es erlaubt sein? Für einen Einstieg in jungen Jahren spricht, dass Kinder frühzeitig ganz viel Erfahrung sammeln können. Dagegen spricht zum Beispiel, dass Kinder erst einmal ihre Handschrift entwickeln sollen. Schreiben auf dem Tablet ist nicht das gleiche wie das Schreiben mit einem Füller oder Kugelschreiber auf Papier.

Worauf kommt es an, damit die Digitalisierung an Schulen eine Erfolgsgeschichte wird?

Ein ganz wichtiger Punkt ist: Wenn mobile Endgeräte wie Tablets in den Schulen erlaubt sind, müssen auch alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, eines zu nutzen. Viele Schulen arbeiten derzeit mit dem Modell „Bring your own device“, das heißt, Schülerinnen und Schüler bringen ihre eigenen Geräte mit. Aber nicht jedes Kind hat ein eigenes Tablet – zum Beispiel aus finanziellen Gründen. Der Digitalpakt hat Schulen dabei unterstützt, Geräte anzuschaffen. Das ist ein guter Anfang. Künftig stellt sich ist die Frage, wie wir auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben. Und: Wer wartet die Geräte? Auch diese Frage ist nicht geklärt. Bisher übernehmen Lehrkräfte das häufig nebenbei. Aber Lehrer sind keine Systemadministratoren.

Schüler:innen arbeiten im Klassenraum mit Tablets
Digitale Endgeräte gehören immer häufiger zum Schulalltag dazu. Wichtig ist, dass alle Schüler:innen Zugang dazu bekommen. © istock.com/FatCamera

Welches besondere Potenzial bietet die Digitalisierung für den ländlichen Raum?

Auf dem Land gibt es größere Distanzen zu überwinden. Wenn es um Vernetzung geht, kann die Digitalisierung helfen, diese Distanzen zu überwinden – zum Beispiel in Bezug auf Kooperationen und Bildungspartnerschaften.

Welche Hoffnungen verbinden die Schülerinnen und Schüler mit der Digitalisierung an den Schulen?

Eine Hoffnung ist sicherlich, dass alles ein bisschen moderner wird. Der alte Tageslichtprojektor muss verschwinden, er gehört nicht mehr ins 21. Jahrhundert. Moderne Unterrichtsmethoden können helfen, Unterricht interessanter zu gestalten und Inhalte besser verständlich zu machen. Es gibt zum Beispiel Programme für Mathematik, mit denen sich Funktionen visualisieren lassen. Damit kann ich mir viel besser vorstellen, was ich gerade rechne.

Was wünschen sich Schülerinnen und Schüler für den geplanten Digitalpakt 2.0?

Weniger Bürokratie, damit die Dinge schneller bei uns ankommen. Ich kann verstehen, dass Medienentwicklungspläne notwendig sind, bevor etwas gekauft wird. Aber wenn die Prozesse künftig etwas einfacher werden, käme das allen zugute.

Zur PErson

Jette Wagler lebt in Calw, einem kleinen Städtchen westlich von Stuttgart. Die 18-Jährige besuchte zunächst eine Gemeinschaftsschule im Kurort Neubulach, bevor sie an das Wirtschaftsgymnasium der Hermann-Gundert-Schule in Calw wechselte. Im Januar 2022 wurde Wagler in den Landesschülerbeirat Baden-Württemberg gewählt. Seit April 2022 ist sie Pressesprecherin der Schülervertretung.

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