Smarte Städte und Regionen in Deutschland - Digitales Bürgernetz

Hauptsache smart: Wie deutsche Städte und Gemeinden bei der Digitalisierung aufholen

#Gemeinschaft 11. April 2024

Wer steht vorn im Smart-City-Index der Bitkom? So digital sind deutsche Städte und Gemeinden. ©Midjourney

Wie smart ist meine Stadt oder Gemeinde? Wer sich mit dieser Frage beschäftigt – und in einem Ort mit über 100.000 Einwohner:innen lebt – findet die Antwort im jährlich erscheinenden Smart City Index des Digitalverbands Bitkom. Das aktuelle Ranking 2023 zeigt München erstmals auf dem ersten Platz in der Gesamtbewertung, dicht gefolgt vom bisherigen Primus Hamburg sowie Köln.

Konsequentes Digital-Engagement ist entscheidend

Bewertet werden die 81 Großstädte in den fünf Bereichen Verwaltung, IT und Kommunikation, Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung. Besonders innovative Projekte können die Bewertung in einem Teilbereich verbessern. Doch was gibt den Ausschlag, um im vielbeachteten Ranking auf die vordersten Plätze zu kommen? Dazu Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst: „Wir sehen eine große Dynamik innerhalb des Rankings und erstmals auch einen Wechsel an der Spitze: München kann sich knapp vor Hamburg setzen und erntet damit den Lohn der Anstrengungen der vergangenen Jahre. Unter den Top 10 finden sich aber nicht nur Metropolen wie München und Hamburg, sondern auch kleinere Universitätsstädte wie Aachen, Osnabrück oder Ulm. Das zeigt einmal mehr, dass man nicht groß sein muss, um smart sein zu können. Wichtig sind vielmehr ein professionelles Management der Digitalisierungs-Aktivitäten und ein gemeinsames Engagement von Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft vor Ort.“

Einige Städte punkten vor allem in Teilbereichen. So kommt Düsseldorf beispielsweise in der Verwaltung auf Platz 3 und im Bereich Gesellschaft und Bildung sogar auf Platz 2. Zudem gibt es Aufsteiger wie Rostock, das sich um 31 Plätze auf Rang 40 verbessert hat. Dabei macht sich vermutlich bezahlt, dass die Hansestadt seit 2020 daran arbeitet, eine smarte und intelligente Stadt zu werden und dabei die Vision der „Smile City“ verfolgt: Die Marke geht über die technologische Entwicklung hinaus und stellt die Stadtgesellschaft in den Mittelpunkt.

Frau und Mann stehen in einer Wohnung vor einer offenen Tür und schauen gemeinsam auf einen Tablet-Computer.
Nicht nur Städte, auch Gemeinden punkten bei ihren Bürgerinnen und Bürgern mit digitalen Angeboten.

Von der Digitalstrategie zum Einzelprojekt

Solche Digitalstrategien verfolgen in Deutschland längst nicht mehr nur Städte, sondern zum Beispiel auch Landkreise, in denen sich kleinere Kommunen organisieren. So setzt etwa der Landkreis Mayen-Koblenz nach einer mehrjährigen Strategiephase erste Digitalisierungsprojekte um. Darunter ist das aufmerksamkeitsstarke Selbstbedienungsterminal Amt-O-Mat, das Bürger:innen rund um die Uhr für Verwaltungsdienstleistungen in Anspruch nehmen können.

Auch die Region Linz am Rhein geht mit weiteren sechs Ortsgemeinden strategisch vor und hat ein erstes Pilotprojekt zur sensorgestützten Personenzählung umgesetzt.

Gleich zur digitalen Modellregion haben sich fünf Kommunen in Nordhessen zusammengetan: Die „Smart Region“ Schwalm-Eder-West geht gemeinsam die Transformation des ländlichen Raums an und will damit Mehrwerte für Bürger:innen, Politik und Verwaltung schaffen.

Förderung und Vernetzungsangebote

Viele Städte und Regionen werden durch Programme gefördert. Dazu gehören beispielsweise die „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen. Zu diesem Kreis zählen beispielsweise die bereits erwähnten Städte Rostock und Linz, aber auch die Region Schwalm-Eder-West. Gemeinsam ist ihnen, dass der initiale Schwerpunkt auf einer Strategieentwicklung liegt – die konkreten Projekte ergeben sich dann aus der Konzeption.

Weitere Förderprogramme richten sich eher auf konkrete Digitalisierungsprojekte: Ein Beispiel ist der Wettbewerb „Kommunal? Digital!“ des Bayerischen Digitalministeriums, der unter anderem das digitale Bürgerforum in Kempten möglich gemacht hat.

Ein weiteres Beispiel für Förderung ist das Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Landkreise erhalten hier Unterstützung für digitale Lösungen und Strategien im ländlichen Raum.

Wichtig ist bei diesen und ähnlichen Förderprogrammen die Nachnutzung: Projekte werden deswegen oft als Open-Source-Lösung entwickelt, um die Adaption durch andere Kommunen zu erleichtern. „Smarte.Land.Regionen“ sammelt Best practice-Lösungen, damit alle deutschen Landkreise von den Ideen zur Verbesserung profitieren können. Zusätzlich macht das Projekt Methoden und Ansätze mit einem Online-Toolset verfügbar.

 

Die Erkenntnis, dass gerade die Digitalisierung von der Zusammenarbeit profitiert, hat sich in vielen Bereichen durchgesetzt. Gerade hat etwa Nordrhein-Westfalen dem Online-Portal „Interkommunales.NRW“ weitere finanzielle Unterstützung zugesagt. „Jede Kommune steht vor gewaltigen Herausforderungen: Digitalisierung, Klimaanpassung, Verfügbarkeit von Fachkräften in der Verwaltung, Modernisierung von Infrastrukturen und vieles mehr“, sagt Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung das Landes Nordrhein-Westfalen. „Nicht jede Kommune braucht das Rad neu zu erfinden, um den Wagen am Fahren zu halten. Deshalb ist interkommunale Zusammenarbeit oder ‚shared service‘ ein Teil der Lösung für die Herausforderungen dieses Jahrzehnts. Es entstehen neue Strukturen, die für uns alle neue Chancen bedeuten.“

Was ist eine Smart City oder eine Smart Region?

Der Begriff wird nicht einheitlich verwendet. Meist bezeichnet er Städte oder Regionen, die strategisch moderne Technologien einsetzen, um ökonomische, ökologische und soziale Ziele zu erreichen. Dabei geht es oft um eine effiziente Verwaltung, Bürgerbeteiligung z. B. bei der Stadtplanung, Mobilitätskonzepte oder Sicherheitsvorkehrungen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik stellt die verschiedenen Sektoren der Smart City/Smart Region übersichtlich dar.

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