Simon Jegelka, Geschäftsführer von Topocare, unterwegs in Gütersloh. Die VoluMap hat das Start-up Hand in Hand mit dem Digitalisierungsbüro der Stadt entwickelt. © Screenshot/ Deutschland – Land der Ideen
Helfende Hände werden immer gebraucht: bei den Ferienspielen für Kinder, bei der Tafel oder der Betreuung von Geflüchteten. Ehrenamtliches Engagement ist eine wichtige Stütze in unserer Gesellschaft. Doch diejenigen, die sich einbringen wollen, wissen oft nicht, wo ihre Hilfe gebraucht wird. Deshalb hat die Stadt Gütersloh gemeinsam mit dem Start-up Topocare eine App entwickelt, um ehrenamtliches Engagement zu organisieren und zu koordinieren. Die VoluMap bringt gemeinnützige Initiativen und Freiwillige – sogenannte Volunteers – zusammen. Die App kann kostenlos heruntergeladen werden und richtet sich insbesondere an Menschen, die nicht regelmäßig, sondern spontan helfen wollen. „Gerade jungen Leuten ist das wichtig. Sie wollen nicht an feste Termine oder Vereine gebunden sein, sondern selbst entscheiden, wann und wo sie sich engagieren. Über die App können sie schnell erreicht werden, denn das Smartphone haben sie immer dabei“, sagt Jörg Möllenbrock, Projektmanagement und Mitbegründer VoluMap im Digitalisierungsbüro der Stadt Gütersloh.
„Junge Leute wollen nicht an feste Termine oder Vereine gebunden sein, sondern selbst entscheiden, wann und wo sie sich engagieren.“
Jörg Möllenbrock
Die App zeigt an, wo Unterstützung gebraucht wird und was gemacht werden muss. Das kann der Spaziergang mit älteren Menschen sein oder die Übungsleitung beim Handballtraining. Vereine, gemeinnützige Initiativen oder Wohlfahrtsverbände bekommen von der Kommune einen Admin-Zugang und können Termine und Projekte veröffentlichen, für die Helferinnen und Helfer gebraucht werden. „So wird gesteuert, wer auf der App aktiv ist, um Missbrauch vorzubeugen. Es kann auch eine Gruppe für Eltern freigeschaltet werden, die Nachhilfe für ihre Kinder suchen“, erzählt Simon Jegelka, Geschäftsführer von Topocare. Wer helfen will, meldet sich entweder anonym für ein Projekt an oder registriert sich, um bei Bedarf kontaktiert zu werden. Über eine Suchfunktion können Freiwillige filtern, welche Bereiche sie besonders interessieren: etwa Sport, Kultur, Soziales oder Umwelt. Und auf einer Karte finden sie Angebote, die sie bequem zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen können.
Die Idee, solch ein Tool zu entwickeln, ist bereits 2013 entstanden – während des Hochwassers in Magdeburg. „Sie kennen vielleicht die Bilder, als Freiwillige Sandsäcke befüllten. Viele waren über die sozialen Medien erreicht worden. An einigen Stellen gab es jedoch zu viele Helferinnen und Helfer, an anderen fehlten sie. Da wäre eine Karte hilfreich gewesen“, erzählt Simon Jegelka. Gemeinsam mit der Stadt Gütersloh hat Topocare daran gearbeitet, VoluMap zu entwickeln. Junge Leute, die im Jugendparlament der Stadt vertreten sind, wurden mit einbezogen. „Wir haben Workshops mit ihnen veranstaltet und abgefragt: Was ist euch wichtig? Wie muss die App gestaltet und aufgebaut sein, damit ihr sagt, die ist cool, die behalten wir auf dem Smartphone und löschen sie nicht gleich wieder? Ansonsten entwickelt man eine digitale Lösung komplett an der Zielgruppe vorbei“, erzählt Jörg Möllenbrock.
Im März 2020 startete die VoluMap. Kurz darauf kam der erste Lockdown in der Corona-Pandemie. „Wir dachten, schlechter kann der Start nicht sein. Doch in kürzester Zeit sahen wir, dass die App funktioniert“, erinnert sich Jörg Möllenbrock. Die Malteser brauchten damals Fahrerinnen und Fahrer, um Menschen, die nicht mehr selbst einkaufen können, Lebensmittel nach Hause zu liefern. Bisher hatten das ehrenamtliche Helferinnen und Helfer übernommen, die über 60 Jahre alt waren. Nun gehörten sie zur Risikogruppe und durften den Bringdienst nicht mehr übernehmen. In knapp zwei Tagen meldeten sich über die App 25 junge Freiwillige. „Für uns war das die Bestätigung: Ich stelle ein Projekt ein und in kurzer Zeit sind Helfende gefunden. Über die App wollen wir auch Vereine und gemeinnützige Organisationen sichtbarer und bekannter machen. Denn viele junge Leute kennen nur einen Bruchteil der Akteurinnen und Akteure. Und wer nach Gütersloh zieht, kann auf der VoluMap sehen, welche Möglichkeiten es gibt, sich im Klimaschutz oder im Sportverein zu engagieren“, sagt Jörg Möllenbrock.
Mittlerweile nutzen auch die Städte Bielefeld, Bad Honnef und Sendenhorst die VoluMap. Für Anne-Kathrin Schulte, Ehrenamtskoordinatorin in Sendenhorst, ist sie perfekt für Kommunen. „Die App lebt. Sie entwickelt sich weiter. Und zwar in die Richtung, die wir als Kommune brauchen. Und sie erfüllt die kommunale Datensicherheit.“ Die Städte sind miteinander vernetzt und tauschen ihre Ideen aus, wie die VoluMap ergänzt werden kann. „Wenn man mit einem Start-up zusammenarbeitet, lassen sich Ideen schnell umsetzen. Das ist eine weitere Besonderheit.“, sagt Jörg Möllenbrock. Im Juni 2022 ist die VoluMap als „Digitaler Ort im Land der Ideen“ ausgezeichnet worden. „Wir erhoffen uns von dem Preis, dass andere Kommunen auf uns aufmerksam werden, wir uns austauschen und vernetzen“, sagt Simon Jegelka von Topocare. Und Jörg Möllenbrock ergänzt: „Wir haben doch alle ein Ziel: Wir wollen in die Fläche. Gemeinsam gehen und sich gegenseitig befeuern – dazu sind wir bereits im Austausch mit den anderen ausgezeichneten Projekten. Wir hoffen auf viele Win-win-Situationen.“
Erfahren Sie mehr über den ausgezeichneten digitalen Ort im Land der Ideen: Vernetztes Ehrenamt durch VoluMap
Digitale Projekte auf dem Land sichtbar machen und die Köpfe dahinter untereinander vernetzen – das sind die gemeinsamen Ziele von Deutsche Glasfaser und der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“. Daher wurde in diesem Jahr erstmalig der Innovationswettbewerb „Digitale Orte im Land der Ideen” ausgerufen. Aus 200 Einreichungen wurden im Juni die Gewinnerprojekte geehrt. Die VoluMap ist eines von zehn Projekten, die dabei ausgezeichnet wurden. Nach und nach werden wir hier alle Preisträger vorstellen. Mehr Informationen zum Wettbewerb – etwa zur Ausschreibung, zur hochkarätigen Jury und den Preisträgern – finden Sie hier.