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InNoWest: Hochschulverbund stärkt Digitalisierung und nachhaltige Entwicklung in Nord-West-Brandenburg

#Gemeinschaft 19. Oktober 2023

Unterwegs, um die Digitalisierung in Nordwest-Brandenburg voranzutreiben: Benjamin Dietrich, Dr. Josephine Jahn, Leonard Higi und Prof. Dr.-Ing. André Nitze aus dem InNoWest-Team (v.l.n.r.) © InNoWest

Der Nordwesten Brandenburgs ist geprägt von Strukturbrüchen im Zuge der deutschen Vereinigung und dem Spannungsfeld zwischen urbanem und ländlichem Raum. Für die Zukunft vieler Gemeinden ist es entscheidend, die Lebensqualität für die Menschen vor Ort zu verbessern und Bleibeperspektiven weiterzuentwickeln. Mit „InNoWest – Einfach machen! Gemeinsam nachhaltig und digital in Nord-West-Brandenburg“ gibt es ein Hochschulprojekt, das Gemeinden auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft unterstützt. Drei Hochschulen sind beteiligt: die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), die Fachhochschule Potsdam (FHP) und die Technische Hochschule Brandenburg (THB). Im Interview berichten Dr. Josephine Jahn (HNEE), Benjamin Dietrich (THB) und Leonard Higi (FHP) vom Teilvorhaben für nutzer:innenzentrierte Digitalisierung, vor welchen Herausforderungen gerade kleinere Gemeinden in puncto Digitalisierung stehen, warum die Nutzung von Daten für die Stadtentwicklung wichtig ist, und warum das Team zum Jahreswechsel noch Kooperationspartner sucht.

Frau Dr. Jahn, Herr Dietrich, Herr Higi, Sie alle sind Teil eines Forschungsteams, dass die nachhaltige Entwicklung von Kommunen mit digitalen Mitteln unterstützen möchte. Stehen gerade kleine Gemeinden diesbezüglich vor besonderen Herausforderungen?

Benjamin Dietrich: Ja, das tun sie. In den großen Metropolen, in denen starke Wirtschaftsakteure angesiedelt sind, entwickelt sich die Digitalisierung extrem schnell, und die Innovationskraft ist viel stärker ausgeprägt als im ländlichen Raum. Dort hinken die Kommunen der Entwicklung oft hinterher, ihnen fehlen Zeit und Personal. Bei diesem Konflikt wollen wir ansetzen und die Digitalisierungskompetenzen vor Ort weiter ausbauen.

Josephine Jahn: Unser Ziel ist es, dass die Akteure in den Kommunen erkennen, dass sie die Digitalisierung selbst gestalten und von ihr profitieren können. Bisher ist oft das Gegenteil der Fall: Sie haben das Gefühl, ihnen wird etwas von außen aufgezwungen und sie müssen möglichst schnell reagieren.

Gemeinsam mit Akteur:innen im ländlichen Raum möchten Sie aufzeigen, wie man Daten sinnstiftend und effektiv einsetzen kann. Warum sind Daten so wichtig?

Leonard Higi: Daten sind vor allem für Planungs- und Entscheidungsprozesse enorm wichtig. In der Region Berlin-Brandenburg ist zum Beispiel der Rückzug bzw. der Neu-Zuzug aufs Land immer wieder ein Thema. Erst mit den richtigen Daten können Gemeinden relevante Fragen sinnvoll beantworten: Wo haben wir freien Wohnungsbestand? Was fragen bestimmte Zielgruppen nach? Wie viele Schul- und Kitaplätze benötigen wir? Mit den Antworten schaffen Kommunen die Grundlage für weitere Planungsprozesse. Oft sind die entsprechenden Daten vorhanden. Die Kommunen müssen aber wissen, wie man sie nutzt. Hierfür möchten wir die notwendigen Kompetenzen aufbauen.

Dietrich: Ein Beispiel: Häufig gibt es Bedenken, was den Datenschutz angeht. Hier können wir aufzeigen, wie man personenbezogene und damit besonders schützenswerte Daten aufbereiten kann, ohne sie offenzulegen. Wenn man etwa Daten aggregiert, also zusammenführt, dann verlieren sie den personenbezogenen Charakter, man kann aber trotzdem Informationen daraus ableiten. Für solche Mechanismen möchten wir das Bewusstsein schärfen, sodass es nicht pauschal heißt: Wir können die Daten nicht herausgeben, weil der Datenschutz das verbietet.

Frontend und grafische Benutzeroberfläche für ein Geoinformationssystem
Mit Geoinformationssystemen können Kommunen Daten erfassen, aufbereiten und analysieren und so die Stadtplanung datenbasiert vorantreiben © InNoWest

Sie führen zurzeit erste Pilotprojekte durch. Zum Jahreswechsel möchten sie mit weiteren Kooperationspartner in die nächste Runde starten. Wen genau suchen Sie?

Dietrich: Wir konzentrieren uns bei unserem Projekt auf Kommunalverwaltungen und zivilgesellschaftliche Organisationen, aber auch kleinere Unternehmen können mitmachen. Wichtig ist, dass die Kommunalverwaltung grundsätzlich hinter dem Projekt steht – egal mit wem vor Ort wir das konkrete Projekt durchführen.

Müssen sich Interessierte mit einer konkreten Idee melden?

Jahn: Es ist natürlich hilfreich, wenn es eine Idee gibt. Die muss aber nicht bis ins Kleinste ausformuliert sein. Kommunen können sich zum Beispiel auch mit einer besonderen Herausforderung melden, vor der sie stehen. Was die Themen angeht, sind wir offen. Deshalb sprechen wir auch von nutzer:innenzentrierter Digitalisierung. Wenn wir gefragt werden, nennen wir die Bereiche nachhaltige Mobilität, Gesundheit, Energie, Wohnen … Es gibt ganz viele Themen, bei denen digitale Lösungen eine Hilfe für nachhaltige Projekte sein können.

Was erwartet die Kooperationspartner und wie profitieren sie?

Higi: Das kommt ein bisschen darauf an. Wenn jemand zum Beispiel gleich mehrere Ideen einbringt, schauen wir im ersten Schritt, welche sich am ehesten gemeinsam umsetzen lässt. Mit einem interdisziplinären Team von acht Mitarbeitenden – Sozialwissenschaftler:innen, IT- und Technikexpert:innen, Stadtplaner:innen – beraten und begleiten wir die Umsetzung. Das ist Punkt eins. Zweitens legen wir großen Wert darauf, dass die Beteiligten Kompetenzen vor Ort aufbauen, damit sie langfristig von dem Projekt profitieren. Es geht uns sowohl um die Erhebung, das Sammeln neuer Daten als auch die Nutzung vorhandener. Und drittens binden wir unsere Partner:innen über eine Plattform in unser Netzwerk ein. Unser Ziel ist es, dass die Lösungen, die gut funktionieren, überall in Nordwest-Brandenburg zirkulieren – und letztendlich auch darüber hinaus.

InNoWest – Einfach machen! Gemeinsam nachhaltig und digital in Nord-West-Brandenburg

Das Projekt InNoWest wird im Rahmen der Förderinitiative „Innovative Hochschule“ der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz vom Bund und vom Land Brandenburg bis 2027 mit bis zu 14,7 Millionen Euro gefördert. Die Initiative unterstützt den Austausch von Hochschulen mit Akteuren aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft und trägt damit dazu bei, dass aus Erkenntnissen der Forschung noch effizienter kreative Lösungen für die drängenden Herausforderungen unserer Zeit werden. Insgesamt wurden deutschlandweit 29 Einzel- und Verbundvorhaben zur Förderung ausgewählt.

Im Rahmen von InNoWest werden insgesamt drei praxisnahe Teilvorhaben umgesetzt. Neben der nutzer:innenzentrierten Digitalisierung gibt es weitere Vorhaben im Bereich klimagerechtes Umbauen sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung. Kommunen und Organisationen, die bei der nutzer:innenzentrierten Digitalisierung dabei sein möchten, können sich bei Interesse und Fragen unter folgender Adresse melden: digitalisierung@innowest-brandenburg.de.

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