Laura Isabelle Marisken ist Bürgermeisterin der Ostseegemeinde Heringsdorf © Gemeinde Heringsdorf/ Krischan Ritter)
„Ich stand damals an einem Punkt im Leben, wo mir klar wurde, dass meine begonnene wissenschaftliche Karriere zwar spannend, aber nicht mein oberstes Ziel im Leben war“, erzählt Laura Isabelle Marisken. Die Juristin war 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Greifswald als sie gefragt wurde, ob sie nicht als Bürgermeisterin in der Ostseegemeinde Heringsdorf kandidieren wolle. „Das war ein großes Experiment“, erinnert sich die damals 31-Jährige. „Wir alle haben großen Mut bewiesen, die Wählerinnen und Wähler und auch ich. Wir haben uns darauf eingelassen. Und ich bin glücklich, wie gut mir das gefällt, was ich heute tue.“
Es dauerte nicht lange, da stellte die Corona-Pandemie alles auf den Kopf, gerade in einer Gemeinde, die so sehr auf den Tourismus ausgerichtet ist, wie ihre auf der Ostseeinsel Usedom. Und nicht nur das: Wie sollte sie ihre Bürgerinnen und Bürger nun auf dem Laufenden halten?
Die klassischen Kommunikationskanäle für die Kommunalpolitik funktionierten plötzlich nicht mehr.
Laura Marisken
Bis dahin hatte die Bürgermeisterin die wesentlichen Informationen auf Gemeinderatssitzungen und in persönlichen Gesprächen geteilt. Die Redaktionszeiten eines gedruckten Amtsblattes waren auch viel zu träge für die rasanten Entwicklungen.
„Das war der Startpunkt für die Nutzung eines digitalen Kanals: unserer Facebook-Seite. Ich habe mir gedacht: Hier kann ich die Menschen schnell und unkompliziert erreichen.“ Marisken teilte auf Facebook nicht nur aktuelle Zahlen, Entwicklungen und Regelungen für die Gemeinde. Es war auch die Zeit, in der sie begann, sich mit Videobotschaften an die Einwohner:innen zu wenden. „Die ersten Videos waren schrecklich“, lacht die Bürgermeisterin. „Aber nach und nach sind sie besser geworden.“ Jetzt erscheint zu Beginn jeden Monats ein Video, in dem sie berichtet, was in den letzten vier Wochen los war und was aktuell ansteht. „Diese Videos werden gut angenommen“, sagt Marisken erfreut. Inzwischen ist Corona nicht mehr das dominierende Thema, es geht auch wieder um Mehrzweckhallen, KiTas, Jubiläen oder Straßenbauprojekte. Doch das Format hat sich etabliert. „Die Leute stellen auch gern mal Fragen, die hier schnell und unkompliziert beantwortet werden können“, sagt Marisken.
Doch die junge Bürgermeisterin ist sehr froh, dass auch wieder direkte Begegnungen möglich sind. „Social Media ist eine tolle Ergänzung und ein guter Weg, die Menschen schnell zu informieren. Aber es ist kein Ersatz für den persönlichen Kontakt und Dialog“, weiß Laura Isabelle Marisken. Und während sie seit dem Sommer wieder Einwohnerinnen in ihrer Sprechstunde empfängt und mit Leuten auf der Straße spricht, bereitet sie den Umbau der Website vor.
„Wir möchten, dass die Leute ihre Wünsche und Mängelanzeigen ganz einfach mit ein paar Klicks hinterlassen können“, sagt die Bürgermeisterin. Bislang ist das ein aufwändiger Prozess im gedruckten Amtsblatt. Vielen Menschen ist das zu viel. „Im Idealfall gehen die Leute spazieren, sehen, dass da an einem Spielplatz etwas kaputt ist und können sofort ein Foto und ein paar Anmerkungen per Smartphone über unsere Website hochladen.“
Laura Isabelle Marisken hat noch viel vor. Dabei, so sagt sie, hätte sie in den letzten zwei Jahren schon so unglaublich viel gelernt. Manchmal hätte sie sich eine gewissen Routine gewünscht. Doch gerade angesichts der nie dagewesenen Herausforderungen einer globalen Pandemie war es vielleicht gerade hilfreich, dass sie so unvoreingenommen, frisch und kreativ auf die Entwicklungen reagieren konnte.
Netzwerk junge Bürgermeisterinnen
Mehr junge Bürgermeister findet man auf www.junge-buergermeisterinnen.de.
Es lohnt sich, den Podcast anzuhören, den das Netzwerk Junge Bürgermeisterinnen regelmäßig produziert, 50 Folgen sind bereits entstanden, die spannende Einblicke in die Arbeit der U40-Rathauschef:innen geben. In Folge 5 ist Laura Isabelle Marisken zu Gast. Dort berichtete sie über die Herausforderungen, denen sie als Bürgermeisterin einer sehr touristischen Region im Zuge der Corona-Pandemie, gegenüberstand.
Der Podcast ist über Apple Podcasts, deezer, podigee und Spotify zu hören.
Einen Überblick über alle Folgen gibt es unter: Wir Kommunalen – Nachgefragt
Jahrgang 1988, ist seit 2019 Bürgermeisterin der Ostseegemeinde Heringsdorf. Ihre Videobotschaften können Sie sich auf der Facebook-Seite der Gemeinde sehen: Gemeinde Ostseebad Heringsdorf.
Einen persönlichen, öffentlichen Instagram-Account pflegt sie unter www.instagram.com/lauraisabellemarisken