Hightech auf dem Feld: Die Zukunft gehört dem modernen landwirtschaftlichen Großbetrieb. ©iStock
Wie prägen bäuerliche Betriebe das Leben auf dem Land? Eine aktuelle Studie der DZ Bank gibt Einblicke in eine Entwicklung, die die Anzahl der Betriebe, aber auch die Arbeit auf den Höfen nachhaltig beeinflussen dürfte.
Denn der Strukturwandel in der deutschen Landwirtschaft schreitet weiter voran: Der Anteil der Branche ist auf mittlerweile ein Prozent der gesamten deutschen Bruttowertschöpfung geschrumpft. Gleichzeitig ist ein klarer Trend von kleinen Höfen zu mittelständischen Wirtschaftsbetrieben erkennbar.
„Zunehmende Anforderungen durch Umweltschutz, Tierwohl und Betriebswirtschaft steigerten [in den vergangenen Jahren] die Belastung der Betriebe“, kommentiert DZ-Branchenanalyst Claus Niegsch. „Hinzu kommen die Herausforderungen durch den Fachkräftemangel, der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge und die Sorge um die Hofnachfolge. Langfristig dürften daher immer mehr große, kapitalintensive und betriebswirtschaftlich organisierte Agrarbetriebe, die modernste Technik einsetzen, die Branche prägen.“
Für das Jahr 2040 sagt die Branchenanalyse voraus, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von 256.000 im Jahr 2022 auf rund 100.000 Höfe im Jahr 2040 zurückgeht. Gleichzeitig könnte die durchschnittlich bewirtschaftete Fläche von 64,8 Hektar auf 160 Hektar wachsen. Der Vorteil dieser Entwicklung: Große Betriebe nutzen Skalierungseffekte, arbeiten daher effizienter und sind angesichts der zunehmenden Abhängigkeit von Weltmarktpreisen wettbewerbsfähig.
„Diese neue Generation landwirtschaftlicher Unternehmen nutzt intensiv modernste Technik und greift trotz rückläufigem Arbeitskräfteeinsatz auf familienfremde Fachkräfte zurück.“
Claus Niegsch
Bereits vor vier Jahren hatte die DZ Bank in einer Vorgängerstudie gesehen, dass es einen Wandel hin zu einer nachhaltigeren Agrarindustrie gebe, die neue Technologien einsetzt. Der Abteilungsleiter Agrarwirtschaft der DZ Bank Christopher Braun urteilte damals: „Das Image des einfachen Bauernhofes ist längst überholt. Stattdessen haben wir es in der Agrarwirtschaft vermutlich mit der innovativsten, flexibelsten und technologisch fortschrittlichsten Branche in Deutschland zu tun.“
Beispiele für diese Aufgeschlossenheit gegenüber Innovationen sind zum Beispiel die Digitalisierung im Weinbau, die smarte Auswertung von Wetterdaten oder digitale Lösungen, die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren.
Der weitere Umbau der landwirtschaftlichen Betriebe hin zu wirtschaftlich effizienten, digitalisierten Unternehmen werde ein hohes Investitionsvolumen erfordern, schlussfolgert die DZ Branchenanalyse von 2024.
Einen besonderen Schub für die Bildung immer größerer Betriebe erwarten die Analysten ab Mitte der 2020er und in den 2030er Jahren, wenn viele Landwirte in den Ruhestand gehen – aber keine Nachfolger:innen für ihre Höfe finden. Dann könnte mehr landwirtschaftliche Fläche verkauft oder verpachtet werden und die Durchschnittsgröße eines Betriebs auf 160 Hektar im Jahr 2040 zulegen.
Für traditionelle bäuerliche Familienbetriebe könnte es dagegen eine Chance sein, sich zu spezialisieren oder auf Öko-Landwirtschaft zu setzen. Langfristig drohe jedoch die Abkehr vom Jahrhunderte alten Modell des bäuerlichen Familienbetriebes, so das Fazit der Studie.
Die Branchenanalyse ist eine Research-Publikation der DZ BANK AG. Sie untersucht den Strukturwandel in der Landwirtschaft in Deutschland in Bezug auf die Anzahl der Höfe, die durchschnittliche bewirtschaftete Fläche sowie die Lebensmittel- und Erzeugerpreise.
Hier geht’s zur DZ Bank Branchenanalyse Landwirtschaft.