Mehr Zeit für Kinder: Die Software Leandoo vereinfacht das Datenmanagement und die Kommunikation in Kitas. ©Getty Images
Viele Eltern kennen die Situation: Morgens stellt man fest, dass die Tochter oder der Sohn krank ist, schnell möchte man der Kita Bescheid geben. Doch dort ist ständig besetzt. Das kostet Zeit und Nerven – nicht nur die Eltern, sondern auch die Erzieherinnen und Erzieher, die morgens gerade in der Erkältungszeit zahlreiche Anrufe entgegennehmen müssen, während sie gleichzeitig die ankommenden Kinder in Empfang nehmen. Digitale Werkzeuge können solche und andere Probleme lösen, oder die Abläufe zumindest deutlich vereinfachen. Bei den Kitas kommen sie gut an.
Forschungseinrichtung des Bayerischen Staatsministeriums, wächst der Markt für Kita-Apps und Softwarelösungen stetig, immer mehr Einrichtungen nutzen die digitalen Werkzeuge. Um den Kitas einen Überblick über das vorhandene Angebot zu geben, hat das Institut die Expertise „Kita Apps – Apps und Softwarelösungen für mittelbare pädagogische Aufgaben in der Kita“ erstellt. Demnach können Kitas in vier verschiedenen Aufgabenbereichen von den digitalen Lösungen profitieren: bei der Bildungs- und Entwicklungsdokumentation der Kinder, bei der Kommunikation mit den Eltern, beim Austausch im Team und in der Kitaverwaltung. Die Vorteile liegen für die Autoren der Expertise auf der Hand: „Softwarelösungen vermögen in diesen Bereichen zweierlei zu leisten: Ressourcenersparnis und Qualitätsverbesserungen. So können digital abgelegte Informationen unkompliziert, schnell, zeitlich flexibel und von verschiedenen Orten und Geräten aus umgehend mit anderen geteilt werden; damit sparen beispielsweise digital versandte Elternbriefe sowohl die Ressourcen „Arbeitszeit“ wie „Papier“ und sind insofern qualitätswirksam, als sie manche Eltern zuverlässiger erreichen, als dies auf analogem Weg möglich ist.“
Entsprechend der Aufgabenbereiche unterscheiden die Autoren der Expertise zwischen Dokumentations-, Kommunikations- und Komplettlösungen. Zu letzteren zählt unter anderem Leandoo. Hinter den Namen steckt ein kleines Unternehmen mit Sitz in NRW. Gründer Christoph Schneemann erzählt auf berlin.de, was ihn dazu gebracht hat, Leandoo zu entwickeln: „Die Idee kam, als unser Sohn in die Kita kam. Dort hatten wir im Vorfeld persönliche Gespräche mit den Erzieherinnen und der Leiterin. Man überreichte uns dann diverse analoge Formulare, die wir alle mit den gleichen Informationen, z.B. Name, Geb.-Datum, Namen der Eltern, Kontaktdaten etc. versehen sollten. Da dachten wir uns, das muss auch umweltschonender, effizienter, kommunikativer und vor allem einfacher gehen.“
Das Ergebnis von Schneemanns Gedanken heißt seit 2014 Leandoo. Das Tool richtet sich vor allem an Eltern und Kitas, aber auch deren Träger. Es setzt sich aus vier Bausteinen zusammen:
Die Kosten für Leandoo richten sich nach der Größe der Einrichtung: Bei bis zu 15 Kindern ist das Tool kostenlos.
Leandoo kommt bereits in verschiedenen Kitas zum Einsatz. So hat zum Beispiel die DRK-Wohlfahrt 2019 begonnen, die Komplettlösung im Rahmen eines Pilotprojekts in der Kindertagesstätte Anneliese-Pfeiffer in Plettenberg-Ohle und in der DRK-Kita Schalksmühle zu testen. Das Fazit der Kita-Leitung bereits ein dreiviertel Jahr nach Einführung der Software: „Wir haben jetzt immer alle relevanten Informationen bei uns. Egal ob es um die Verpflegung am Mittag geht oder um eine Notfallsituation, bei der das Gebäude geräumt werden muss, ein einfaches Handy genügt zum Abruf der Anwesenheiten.“ In einer dreiteiligen Videoreihe berichtet außerdem die DRK-Kita „Am Stadtpark“ in Versmold über die Erfahrungen, die sie mit Leandoo gemacht hat. Susan Sommer, die als Kita-Leitung die Einführung begleitet hat, rät: „Ich kann jedem nur empfehlen, […] mutig nach vorne zu gucken bei der Digitalisierung. Denn Digitalisierung soll was Einfaches sein, es soll eigentlich die Einrichtung und den Träger beflügeln. Und ich bin mir sicher, wenn man mit einer solchen Leichtigkeit reingeht: dass der Arbeitsalltag allgemein leichter wird durch die Nutzung einer solchen Möglichkeit, und das Vernetzen wesentlich einfacher erfolgt, weil es automatisiert wird.“
Kitas, die das Potenzial der Digitalisierung künftig für ihren Alltag nutzen möchten, erhalten in der Kita-Expertise des IFP umfassende Hilfestellung: nicht nur einen Überblick über die aktuell zur Verfügung stehenden Lösungen, sondern auch Infos, wie man das passende Tool findet und wie die Einführung gelingt. Außerdem beschreibt die Expertise die Datenschutzanforderungen, die bei Kita-Apps und Software zu beachten sind und informiert darüber, wie die Etablierung von digitalen Lösungen von staatlicher Seite unterstützt wird.