Die Finalisten im Wettbewerb Digitale Orte 2024 – Verwaltung - Digitales Bürgernetz

Mit guten Ideen für die moderne Verwaltung: Shortlist Digitale Orte 2024

#Gemeinschaft 21. Oktober 2024

Der Gang ins digitale Bürgerbüro LISA spart in der Uckermark lange Anfahrten. ©Landkreis Uckermark

Die Digitalisierung der Verwaltung ist in vollem Gange, wenn auch noch nicht am Ziel: Das neue OZG-Änderungsgesetz (Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen) soll Hürden abbauen, um den Weg zur vollständigen Digitalisierung von Verwaltungsdienstleistungen zu ebnen. Dafür setzt es unter anderem auf Standardisierung sowie die DeutschlandID für Bürgerinnen und Bürger.

Neben diesem Großprojekt, das vor allem bessere Rahmenbedingungen schafft, setzen Kommunen bei der Digitalisierung zusätzlich auf eigene Tools und Projekte. Auch die diesjährigen Finalisten des Wettbewerbs Digitale Orte in der Kategorie Verwaltung gehören dazu: Der Kompass Kalletal wendet sich mehrsprachig an neuzugezogene oder geflüchtete Menschen, um ihnen das Ankommen zu erleichtern. Die digitalen Dörfer Niedersachsen weiten ihr Angebot mit einem Workshop aus, um bei der Digitalisierung in ländlichen Räumen noch besser zu unterstützen. Und in der Uckermark ist das Bürgerbüro dezentral per Live-Video-Schalte zu erreichen.

Das sind die Verwaltungsprojekte auf der Shortlist:

LISA – Digitaler Bürgerservice des Landkreises Uckermark

Wer in der Uckermark mit der Verwaltung sprechen möchte, hat mitunter einen längeren Weg vor sich: Der Landkreis gehört zu den Regionen mit der geringsten Bevölkerungsdichte in Deutschland. Um den rund 118.000 Bewohnerinnen und Bewohnern wenigstens etwas entgegenzukommen, haben die Bürgerbüros jetzt digitale Filialen eröffnet. Der „Digitale Bürgerservice des Landkreises Uckermark – LISA“ bietet in wohnortnahen, mit digitaler Technik ausgestatteten Räumen Verwaltungsdienstleistungen per Live-Video-Schalte an. So können Bürgerinnen und Bürger ihre Belange „remote“ mit den zuständigen Behörden persönlich klären.

„Ziel war es, ein unkompliziertes und persönliches System zu entwickeln, das ohne aufwendige Registrierung und vor allem ohne anonyme Chat-, Hotline- oder KI-Beratung funktioniert“, erklärt Projektleiter Marko Ulrich. Und Landrätin Karina Dörk ergänzt: „Uns war es wichtig, ein digitales Angebot zu schaffen, welches weiterhin die zwischenmenschliche Interaktion und Kommunikation ermöglicht und für Menschen zur Verfügung steht, die keine IT-Endgeräte besitzen oder wenig technik-affin sind.“

Die digitalen Bürgerbüros gibt es bereits an den fünf Standorten Angermünde, Templin, Lychen, Gartz (Oder) und Gramzow, zwei weitere digitale Filialen sind geplant. Die gläsernen Büros mit dem direkten Draht zur Verwaltung finden sich häufig in den örtlichen Sparkassen oder anderen gut zugänglichen Gebäuden: Ein Sensor erkennt, wenn eine Person eintritt und stellt dann automatisch eine Verbindung zum LISA-Team her. Die Besucherin oder der Besucher erklärt, worum es geht, und wird dann entsprechend weitergeleitet. Das Raum-Konzept gewährleistet dabei eine schallgeschützte und datenschutzkonforme Gesprächsatmosphäre.

LISA bündelt Leistungen verschiedener Behörden wie zum Beispiel des Sozialamts oder des Jugendamts. Am Projekt beteiligt ist aber auch die AOK Nordost, die zu ihren Leistungen berät – dank digitaler Technik jetzt auch wohnortnah.

Kompass Kalletal – die Integration Onboarding App

Kalletal ist eine ländliche Gemeinde im Nordosten Nordrhein-Westfalens, gleich neben dem Teutoburger Wald. Wie findet sich hier jemand zurecht, die oder der vielleicht gerade aus einem anderen Land geflüchtet ist und nur wenig Deutsch kann? Beim Ankommen in der Region hilft seit Juni 2024 die Integration Onboarding App „Kompass Kalletal“. Sie bietet Orientierung und erste Informationen über Hilfsangebote in verschiedenen Sprachen – und entlastet damit die Verwaltung.

Eine Gruppe steht vor einem Fenster und winkt in die Kamera.
Kompass Kalletal ist eines von fünf Projekten der Integrationsmacher:innen hier im Bild. ©Kompass Kalletal

„Durch die zeitintensiven Erstberatungen Neuzugezogener und im Besonderen geflüchteter Menschen mussten bisher andere Vorgänge zurückgestellt und später bearbeitet werden. Mit der Responsive Web App Kompass Kalletal wurden jetzt umfassende Informations-, Beratungs- und Hilfsangebote digitalisiert. Somit werden die nach Kalletal zugewanderten Menschen bei ihren ersten Schritten und bei der Orientierung in den unterschiedlichsten Lebensbereichen deutlich zielführender unterstützt. Das ist unsere Motivation und unser Antrieb“, sagt Mario Hecker, Bürgermeister der Gemeinde Kalletal.

Die App ist Teil des Programms „Integrationsmacher:innen – Integration durch Zusammenarbeit“, in dem fünf Kommunen aus ganz Deutschland ihre digital gestützten Angebote für eine bessere Integration entwickelt haben. Am Kompass Kalletal waren außerdem das Jobcenter Lemgo, die Ausländerbehörde und das Kommunale Integrationszentrum Lippe beteiligt.

So funktioniert’s: Die App erklärt in der gewählten Sprache, was zu tun ist. Die Verwaltung spart Zeit und Geflüchtete finden sich schneller in der Region zurecht. Kompass Kalletal ist als Open-Source-Lösung eine „Einer-für-alle-Leistung“ – das heißt, andere Kommunen können die App für sich anpassen und nutzen.

Digitale Dörfer Niedersachsen – digital vernetzt auf dem Land

Wie lassen sich die digitale Teilhabe und die digitale Vernetzung im ländlichen Raum verbessern? Digitale Dörfer Niedersachsen unterstützt Kommunen bei der Digitalisierung und fördert damit eine resiliente, engagierte und vernetzte Umgebung. So gibt es beispielsweise eine DorfFunk-App für den Austausch zwischen Bürger:innen, das Informationsportal Niedersächsische LandNews, den Digitalen Schaukasten und den direkten Kommunikationskanal zur Verwaltung LösBar. Dazu kommt seit diesem Jahr eine Schulung für „digitale Dorfheld*innen“, die ehrenamtliche Projekthelferinnen und -helfern digital fit macht und pädagogisch für Workshops qualifiziert.

Gelbes Ortsschild mit Aufschrift „Digitales Dorf Niedersachsen“.
Besser vernetzt in den digitalen Dörfern Niedersachsen – mit DorfFunk-App, LandNews und einem direkten Draht zur Verwaltung. ©Claudia Krahne

Digitale Dörfer Niedersachsen ist ein Kooperationsprojekt der Stiftung Digitale Chancen mit dem Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering (IESE). Eine Förderung kommt vom Niedersächsischen Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung – deswegen sind die Angebote für die teilnehmenden Kommunen noch bis Ende 2025 kostenfrei.

„Die Angebote der Digitale Dörfer Plattform sprechen drei Zielgruppen an: die Verwaltung, die Bürger:innen sowie Vereine und Institutionen. Veranstaltungsankündigungen, amtliche Meldungen und der ‚Plausch über den Gartenzaun‘ – all das vereint die DorfFunk-App. Wir verbinden die Menschen auf neue und direkte Weise miteinander, fördern die digitale wie analoge Infrastruktur vor Ort und optimieren die Lebensqualität auf dem Land“, sagt Projektleitung Rica Willeke.

„Über 60.000 Menschen in über 1.000 Kommunen in Niedersachsen nutzen den DorfFunk – und zwar regelmäßig“, ergänzt Dr. Carola Croll, Wissenschaftliche Leitung. „Mich begeistern dabei die Betrachtung regionaler Unterschiede und die Chancen der Verbreitung digitaler Innovationen in ländlichen Räumen. Einen nachhaltigen Beitrag im Bereich ländlicher Entwicklung zu leisten – das ist es, was uns antreibt.“

Mehr über die neue Schulung für digitale Dorfheld*innen lesen Sie im Interview auf Digitales Bürgernetz.

Wettbewerb Digitale Orte

Mit dem Wettbewerb „Digitale Orte“ würdigen Deutsche Glasfaser und „Deutschland – Land der Ideen“ bereits zum dritten Mal digitale Projekte im ländlichen Raum. Die Bewerbungsphase für 2024 ist bereits abgeschlossen und die Jury hat jeweils drei Projekte in sechs Kategorien ausgewählt. Am 6. November 2024 werden die Gewinnerprojekte während einer Live-Veranstaltung gekürt, die auch eine bessere Vernetzung aller Kandidaten unterstützt.

Weitere Informationen über den Wettbewerb gibt es hier: www.digitale-orte.de

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