Die Art und Weise, wie wir lernen, verändert sich schon seit einigen Jahren: Es gibt immer mehr virtuelle Angebote. Vom Workshop zu Einzelthemen bis zum kompletten Hochschulstudium wird Weiterbildung heute digital angeboten.
Lebenslange Weiterbildung und eigenverantwortliche Entwicklung neuer Kenntnisse und Fähigkeiten ist mehr denn je gefragt. Neben klassischen Präsenzseminaren, -vorlesungen und -Workshops hat sich das individuell planbare Online-Lernen längst etabliert. Es entspricht den Erfordernissen einer sich ständig ändernden Arbeitswelt.
Viele Berufe werden zunehmend digital geprägt sein – das erfordert auch ein ebensolches Lernen. Videokurse und Online-Lernplattformen machen den Kursteilnehmern genau das möglich und tragen damit wesentlich zu einem modernen Weiterbildungs- und Lernerlebnis bei.
Als Methode der Wissensvermittlung ist Distance-Learning oder E-Learning heute längst selbstverständlich und auch bei beruflicher Bildung nicht mehr wegzudenken. Hinzu kommt, dass Online-Lerninhalte im Zuge der Corona-Pandemie weiter an Bedeutung gewonnen hat. Viele Dozenten und Bildungsanbieter haben die Potenziale der technischen Möglichkeiten erkannt und ihre Seminare entsprechende weiterentwickelt.
Inhaltsverzeichnis
1. Hohe Akzeptanz für E-Learning
2. Breite Vielfalt von Fortbildungs- und Lernangeboten
3. Online-Workshops für alle Lebenslagen
4. Berufliche Bildung mit Zertifikat
5. Aufstiegsfortbildung: online zur Meisterprüfung
6. Studium ohne Hörsaal und Mensa
7. Wie lässt sich das richtige Angebot finden?
Im Dezember 2020 führte der Stifterverband in Zusammenarbeit mit McKinsey & Company eine Studie zur „Zukunft der Qualifizierung in Unternehmen nach Corona“ durch. Die Ergebnisse zeigten, dass die Pandemie bereits für deutliche Veränderungen in der Fortbildungslandschaft gesorgt hat. So wurden zum Zeitpunkt der Studie bereits 54 Prozent der Qualifizierungsmaßnahmen online angeboten. 2019 lag dieser Wert gerade einmal bei 35 Prozent. Auch in Zukunft wollen viele Unternehmen und Bildungsanbieter ihre Fortbildung online anzubieten.
Das kommt auch bei den Wissbegierigen gut an. Das Unternehmen Berlitz hat zwischen April und Mai 2020 rund 1000 Kursteilnehmer nach ihren Erfahrungen mit Online-Kursformaten befragt. Die Teilnehmer hatten zuvor an einem Präsenztraining teilgenommen.
Für Arbeitnehmer bedeutet dies auch, dass zukünftig nicht alle Fortbildungen mit Reisen oder langen Workshop-Tagen verbunden sein müssen. Viele Arbeitgeber bestehen nicht auf Präsenzseminare und haben ihre Fördermöglichkeiten natürlich ebenfalls auf Videokurse und andere digitale Angebote ausgeweitet.
Viele Menschen, die sich fit für den Beruf machen oder halten wollen, setzen auf Weiterbildung mit modernen Methoden. Dank multimedialen Formaten, interaktiven Lernplattformen, Chats zum Austausch und Lerngruppen lässt sich Fortbildung mit individuellen Ansprüchen besser vereinbaren als Präsenztrainings. Jemand, der sich weiterbilden will, hat so viele Freiheiten und so viel Auswahl bei Themen, Anbietern und Lernformaten, wie nie zuvor.
Der große Vorteil beim Online-Lernen ist eine weitgehende Unabhängigkeit von Zeit und Ort. Wer sich für das E-Learning entschieden hat, muss sich jetzt nur noch fragen, ob Kenntnisse zu einem bestimmten Thema erweitert werden sollen? Ist ein Zertifikat gewünscht, beispielsweise der IHK oder eines Lehrgangsanbieters? Oder geht es um eine Aufstiegsfortbildung mit Abschluss? Das beeinflusst die Auswahl des Workshops, Kurses oder Lehrgangs. Auch wer seine Fortbildung über einen Bildungsgutschein finanziert, sollte sich im Vorhinein informieren, da der Gutschein nur bei einem qualifizierten Bildungsträger eingelöst werden kann und die Lerninhalte thematisch passen müssen.
Wer sich für ein überschaubares Thema interessiert, über das er mehr wissen will, findet leicht einen Online-Workshop. Hier geht es nicht um den formellen Nachweis von Wissen oder einen bestimmten Abschuss. Workshops bieten sich an für alle, die einen Einstieg oder schnellen Überblick wollen. Sie dauern häufig nur wenige Stunden, da sie einzelne Aspekte größerer Themenkomplexe behandeln oder konkrete und praxisnahe Hilfestellung bieten.
Im Mittelpunkt stehen oft die Interaktion und die individuelle Unterstützung bei Fragen. Deshalb werden Workshops oft auch für persönliche Weiterbildung angeboten. Die Palette reicht von Kreativtechniken oder Gartengestaltung bis hin zu Ernährungsthemen und Persönlichkeitsentwicklung. Viele Volkshochschulen haben solche Online-Workshops zur Ergänzung ihrer klassischen Seminarpalette im Angebot.
Lernplattformen wie Udemy haben Onlinevideokurse überwiegend für die berufliche Bildung im Programm. „Präsentationstechniken“, „Rhetorik“, „PowerPoint für Einsteiger“ oder „Führungskompetenz von A bis Z“ – rund 130.000 Kurse stehen zur Verfügung. Hier ist das Lernen einfach und bequem möglich. Jeder bestimmt sein Programm und seinen Lernfortschritt selbst. Wer etwas wiederholen möchte, kann das beliebig oft tun, bis er sich im Stoff sicher fühlt. Er kann kurze oder lange Lerneinheiten absolvieren und das immer dann, wenn es am besten in den Alltag passt.
Wer hingegen eher einen kreativen Input sucht und sich in Themen wie Fotografie, Musik und kreativem Schrieben weiterentwickeln möchte, ist bei Skillshare gut aufgehoben. Hier präsentieren die Experten das Lernmaterial in ansprechenden Videokursen unterschiedlicher Länge. Das Tolle: Die Mitgliedschaft gibt es zum Fixpreis. Heute zeichnen lernen, morgen Notenlesen? Kein Problem!
Wer für den Beruf bestimmte Kenntnisse benötigt und die auch nachweisen will, der interessiert sich vielleicht für einen Zertifikatslehrgang. Von „Konfliktmanagement“ über „E-Recruiting“ und „Projektmanagement“ bis zum „E-Commerce- und Social-Media-Manager“ ist alles dabei.
Solche Weiterbildungen werden je nach Veranstalter nur online oder in Kombination mit Seminaren in Präsenz angeboten. Sie bieten keinen neuen Berufsabschluss, aber ein Zertifikat des Veranstalters oder der Industrie- und Handelskammer. Sie signalisieren ein gewisses Qualitätsniveau und machen damit den beruflichen Aufstieg möglich.
Wer im IT-Bereich arbeitet, für den sind virtuelle Kurse etwa von SAP, Adobe oder Salesforce, die mit einem Zertifikat enden, sicher ein Pluspunkt im Lebenslauf.
Blended-Learning eignet sich für alle, die für die eigene Entwicklung den direkten Austausch mit Trainern und anderen Teilnehmern suchen. Denn hier wird das Online-Lernen mit Präsenzphasen kombiniert. Das Beste aus beiden Lernwelten kommt zusammen: die große Unabhängigkeit beim Lernen mit dem persönlichen Kontakt.
Der nächste Schritt auf der Karriereleiter ist geplant? Dann kann ein anerkannter Abschluss wichtig sein. Kein Problem, auch das wird berufsbegleitend und mit virtuellem Unterricht angeboten. „Fachwirt Gesundheits- und Sozialwesen“, „staatlich geprüfter Bautechniker“ oder „Logistikmeister“? Was vor einigen Jahren noch die absolute Ausnahme war, gehört heute bei vielen Lehrgangsanbietern zur Selbstverständlichkeit: Aufstiegsfortbildung online.
Dauer und Kosten unterscheiden sich je nach Bildungsziel. Aber grundsätzlich dauern solche Online-Weiterbildungen oft länger als ein berufsbegleitender Abschluss in Teilzeit oder gar eine schulische Vollzeitausbildung. Schließlich sind sie speziell für Interessenten ausgelegt, die eben nicht ihre ganze Zeit in eine Weiterbildung investieren, sondern zeitunabhängig lernen wollen.
Diese Form der Weiterbildung ist speziell geeignet für alle, die Berufsalltag, Familie und Weiterbildung unter einen Hut bringen wollen. Wer sonst weite Anfahrtswege zum Lehrgang in Kauf nehmen und dafür viel Zeit opfern musste, ist hier bestens aufgehoben.
Studiengänge an einer staatlichen oder privaten Fernhochschule sind nicht neu. Aber dank Distance-Learning kann jetzt sogar ein ganzes Studium mit Bachelor- oder Masterabschluss von Zuhause aus absolviert werden.
Den Masterabschluss in „Visual and Media Anthropology“ bietet die Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Berlin an. „Advanced Oncology“ können Mediziner berufsbegleitend an der Universität Ulm studieren. Und an der Frankfurter University of Applied Sciences wird derzeit Deutschlands einziger rein virtueller Studiengang „Maschinenbau mit Bachelorabschluss“ an einer deutschen staatlichen Hochschule angeboten.
Nicht alle Online-Studiengänge sind kostenlos. Das hängt immer von der Hochschule und dem jeweiligen Studiengang ab. Vor allem die Masterstudiengänge sind gebührenpflichtig. Das Online-Studienprogramm „Master of Business Administration Renewables“ der Beuth Hochschule für Technik Berlin kostet zum Beispiel pro Semester rund 3.200 Euro.
E-Learning macht‘s möglich: Wer kein ganzes Studium online absolvieren kann oder will, der kann bei Coursera einzelne Kurse weltweit renommierter Hochschulen besuchen. Auch Videovorträge von Dozenten oder Diskussionsforen sind oft kostenfrei. Sie geben jedem der möchte, die Möglichkeit, sich wissenschaftlich weiterzubilden.
Für alle, die vor allem auf der Suche nach noch mehr universitären Lerninhalten sind, bietet futurelearn sowohl kompakte Onlineseminare als auch ausführliche Kurse über mehrere Wochen. Die Dozenten stammen von namhaften Unternehmen und Universitäten, darunter beispielswiese Microsoft oder die University of Cambridge.
Aus der großen Vielzahl von Seminaren, Kursen und Lehrgängen das passende Angebot zu wählen, ist nicht ganz leicht. Datenbanken helfen bei der Suche und erlauben Weiterbildungen regional, nach Dauer oder nach Lernform auszuwählen.
Die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) listet allein etwa rund 3700 zugelassene Angebote bundesweit auf, die „fachlich und didaktisch für den Fernunterricht geeignet sind“. Das allein ist zwar kein Gütesiegel, aber eine Orientierungshilfe bei der Auswahl.
Die Suchmaschine für Weiterbildung des Deutschen Bildungsservers findet fast vier Millionen Kurse und Fortbildungen in regionalen und überregionalen Weiterbildungsdatenbanken. Wer nach dem Begriff E-Learning sucht, bekommt rund 1.700 Treffer angezeigt.
Der Hochschulkompass der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz liefert mit den Suchbegriffen „berufsbegleitend“ und „Fernstudium“ Online-Studiengänge deutscher Hochschulen.