Titelmotiv des Podcasts „Harzer Kleinstadtkaleidoskop“, © Jana Dünnhaupt
Vier Frauen gründen in Sachsen-Anhalt einen Verein, um den Zusammenhalt unter den Menschen und die Verbundenheit mit der Region zu stärken. Dafür produzieren sie auch Podcasts, in denen sich die Einwohnerinnen und Einwohner gegenseitig interviewen.
Sie wollen Leute in ihrer Region miteinander in Kontakt bringen, vernetzen und die Verbundenheit an und mit dem Ort, an dem sie leben, stärken. Deswegen haben Anneke Richter, Nicole Müller, Antje Wegener und Nancy Ziegenhorn 2017 den Verein heimatBEWEGEN e.V. gegründet. Seitdem arbeiten die vier Frauen in der Gemeinde Ballenstedt in Sachsen-Anhalt mit viel Herz und Hingabe daran, Räume für Begegnungen, Kreativität, Ideen, Projekte, Träume, Fähigkeiten und Gewissheiten zu schaffen. „Wir wollen selbst an den Hebeln ziehen, die der Entwicklung einen positiven Impuls geben und unsere Heimat liebens- und lebenswert machen – jetzt und auch in 100 Jahren“, steht auf der Website des Vereins. „Wir laden Sie ein, Ihre Talente, Erfahrungen, Fähigkeiten und Kenntnisse einzubringen und gemeinsam ein buntes Ballenstedt zu gestalten.“
Bereits zwei Jahre nach der Gründung, 2019, wurde der Verein für seine Aktivitäten geehrt und in das Förderprogramm „Neulandgewinner. Zukunft erfinden vor Ort“ der Robert Bosch Stiftung aufgenommen. Damit verbunden war ein Besuch beim Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier im Schloss Bellevue. Das spornt die Frauen aus dem Harzvorland weiter an.
Seit 2020 produzieren die Ballenstedterinnen Podcasts unter dem Titel „Harzer Kleinstadtkaleidoskop“, die auch auf Spotify, Google Podcast und Anchor FM zu finden sind. Die Vereinsgründerinnen haben sich gegenseitig interviewt, um ihr Wirken und Ansinnen zu erklären. Und sie haben Menschen vor Ort eingeladen, es ihnen nachzutun, sich gegenseitig Fragen zu stellen und zuzuhören. „Für uns ist dieser Podcast identitätsstiftend“, erklärt Anneke Richter. „Hier lernen wir Ballenstedterinnen und Ballenstedter uns nicht nur gegenseitig kennen, sondern hören die Geschichten hinter den Menschen, denen wir oft flüchtig begegnen. Wir können die Älteren fragen, wie es hier früher war, wo sie tanzen gegangen sind, was es hier gab und wie das war.“ Mit dem Projekt soll auch ein Stück Medienkompetenz vermittelt werden, denn gerade ältere Leute haben häufig noch Berührungsängste mit neuen Medien und digitalen Anwendungen. „Die Erfahrungen, die sie bei Aufnahmen für den Podcast machen, bauen diese ein Stück weit ab“, freut sich die gelernte Medieninformatikerin Anneke Richter.
Der Podcast schafft Verbindung, führt dazu, dass wir mehr miteinander anstatt übereinander reden.
Anneke Richter
„Der Podcast schafft Verbindung, führt dazu, dass wir mehr miteinander anstatt übereinander reden,“ erklärt Anneke Richter. „Und er schafft Transparenz: Warum ticken wir wie wir ticken? Warum denken und tun die Menschen die Dinge auf ihre eigene Art und Weise?“ In den bislang erschienenen Podcast-Folgen tauchen die unterschiedlichsten Menschen auf. Da erzählt zum Beispiel der über 90-jährige Heimatforscher Horst Lange von seiner Leidenschaft für die Region. Die dreifache Mutter und Vereinsgründerin Nicole Müller berichtet über ihre Kindheit und Schulzeit auf dem Dorf und verrät, warum sie nach ihrem Studium in der großen Stadt wieder in ihre Heimat zurückgekehrt ist. Die Pfarrerin Angela Heimann Trosien erzählt von ihrem bewegten Leben, das die westdeutsche Frau eines Tages nach Sachsen-Anhalt verschlug. Ungefähr im gleichen Alter ist die Ingenieurin für Walzwerktechnik Brigitte Roy, die in Ballenstedt den Zusammenbruch eines sozialistischen Systems und die Suche nach einem beruflichen Neuanfang erlebte und sich Anfang der 1990er ganz besonders für die Jugend vor Ort engagierte.
Wer den Geschichten der Ballenstedterinnen und Ballenstedter lauscht, wird Zeuge einer bunten Mischung aus Lebensgeschichten und Charakteren, die in dieser ländlichen Region zuhause sind. Man beginnt zu verstehen und fühlt mit. Und dazu braucht es nicht mehr und nicht weniger als ein Smartphone, ein Mikro, ein Schnittprogramm, eine Internetverbindung und den Mut, sich zu zeigen und Fragen zu stellen.
Weitere Informationen zum Podcast und die bisher erschienenen Folgen gibt es unter Heimat bewegen – Harzer Kleinstadtkaleidoskop/.
Informationen zum Verein und seinen Aktivitäten findet man hier: www.heimatbewegen.de