Intelligente Ampelschaltungen, Sensoren für die Baumbewässerung oder Digitale Zwillinge in der Stadtplanung: Smart-City-Maßnahmen sind längst nicht mehr auf Metropolen beschränkt. Auch kleinere Städte, Gemeinden und Landkreise nutzen Daten und digitale Anwendungen, um kommunale Aufgaben effizienter zu lösen oder den Bürgerinnen und Bürgern das Leben zu erleichtern.
Während für vielgenutzte Verwaltungsleistungen auf Bundes- oder Landesebene wie zum Beispiel den digitalen Bauantrag mittlerweile Standardlösungen existieren, enwickeln Kommunen ihre Smart-City-Maßnahmen spezifisch für sich und ihre Bedürfnisse. Dabei können sie zwar häufig auf Open-Source-Projekte anderer zurückgreifen – was sie planen und ob die Maßnahme wirkt, muss jede Gemeinde selbst entscheiden. Doch nach welchen Kriterien?
Eine Praxishilfe des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) möchte den Kommunen bei der Bewertung unter die Arme greifen. Die Studie „Räumliche Wirkungen von Smart-City-Maßnahmen – Ansätze und Methoden zu deren Messung“ wurde vom Deutschen Institut für Urbanistik (Difu) und dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO erarbeitet. Beide Einrichtungen sind an der Begleitforschung zum Modellprojekte Smart Cities (MPSC) beteiligt.
Die Studie geht davon aus, dass Kommunen vor allem solche Fragen bewegen: „Lohnen sich spezifische Maßnahmen der Smart City? Haben sie den gewünschten Effekt auf die Stadt und den öffentlichen Raum? Sollte die Maßnahme angepasst und weiterentwickelt werden, um ihr Ziel besser zu erreichen? Rechtfertigt das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis, Smart-City-Maßnahmen weiter auszurollen oder gilt es, den Lerneffekt ‚mitzunehmen‘ und ein Experiment nicht weiter zu verfolgen?“
Wer Antworten sucht, kann künftig die Praxishilfe zur Hand nehmen: Sie stellt eine schrittweise Anleitung zur Verfügung und diskutiert das Vorgehen an konkreten Beispielen. Kommunale Stellen sollen so einfacher
Was ist überhaupt eine Wirkung? Die Praxishilfe räumt zunächst mit der Annahme auf, Maßnahmen am sogenannten „Output“ – wie App-Downloadzahlen oder der Anzahl der verbauten Sensoren – sinnvoll messen zu können. Interessant seien vielmehr „Outcome“ und „Impact“ – also tatsächliche Verbesserungen für Bürger:innen und Kommune. „Hier wird deutlich, warum für die räumliche Wirkungsmessung von Smart-City-Maßnahmen die jeweils kommunal definierten Ziele der Stadtentwicklung unmittelbar von Bedeutung sind“, heißt es in der Studie. „Eine Maßnahme ist dann erfolgreich, wenn ihre Wirkungen zur Erreichung dieser Ziele beitragen.“
Und so könnten Kommunen laut Praxishilfe überprüfen, ob ihnen das gelungen ist:
„Für Kommunen ist es wichtig, sich ausreichend Gedanken über die Definition und die Auswahl von raumwirksamen Zielen sowie über geeignete Schlüsselindikatoren zu machen. Sie bilden die Grundlage dafür, räumliche Wirkungen überhaupt messen zu können“, sagt Jan Abt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Urbanistik.
Die Praxishilfe belässt es allerdings nicht bei der sechsstufigen Anleitung zur Wirkungsmessung, sondern spielt die Methode an konkreten Beispielen durch. Modell standen für die Studie: das ERZmobil aus Zwönitz, das einen digital gemanagte Rufbus mit einem Anrufsammeltaxi kombiniert, die sensorenbestückten Talking Trees aus Ulm und das Smart Field Wirtschaftsquartier in Halle, bei dem es um die Optimierung der gewerblichen Nutzung geht. Zusätzlich gibt es eine Methodensammlung, um den zeitlichen und finanziellen Aufwand besser einschätzen zu können.
Die Studie geht auch der Frage nach, warum Kommunen die Wirkung ihrer Smart-City-Maßnahmen überhaupt messen sollten. Das kostet schließlich Zeit und Personal! Andererseits sind laut Praxishilfe Mehrwerte zu erwarten: Begrenzte kommunale Ressourcen lassen sich wirkungsvoll einsetzen. Eine faktengestützte Diskussion und sachliche Auseinandersetzung über Maßnahmen wird möglich. Und die Kommune kann Projekte gezielt optimieren und weiterentwickeln.
Wirkungsmessung sei damit mehr als ein optionaler Zusatz. Sie gebe vielmehr Handlungssicherheit und unterstütze, dass Maßnahmen möglichst effizient umgesetzt werden. Die strategische Perspektive ist dabei wichtig: „Kommunen sollten das Verfahren als Steuerungs- und Optimierungsinstrument verstehen und es langfristig und unabhängig von Einzelmaßnahmen umsetzen“, betont Janika Kutz, Teamleiterin am Fraunhofer IAO.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung BBSR hat die Publikation 2024 herausgegeben: Sie schlägt eine Methodik zur Wirkungsmessung von Smart-City-Maßnahmen vor. Entstanden ist die Studie als Teil der wissenschaftlichen Begleitung in der Koordinierungs- und Transferstelle Smart City (KTS), zu deren Projektpartnern auch die Studienautoren Fraunhofer IAO und das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) gehören.
Als zentrale Anlaufstelle für die Modellprojekte in Deutschland gestaltet und steuert die KTS den Transfer von Smart-City-Lösungen in die breite kommunale Praxis. Von diesem Wissen sowie den Erfahrungen und Lösungen sollen langfristig alle Kommunen in Deutschland profitieren.
Download der Praxishilfe: