Gregor Spanke ist seit März 2022 Smart-City-Koordinator der Stadt Lünen. © Stadt Lünen
Im Mai 2023 fand der Kick-off-Workshop zur Smart City Lünen statt. Mit 80 Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Verwaltung war das Interesse groß. Gregor Spanke war als Smart-City-Koordinator dabei.
Herr Spanke, worum ging es bei dem Workshop?
Wenn wir unsere Stadt attraktiver machen wollen, gelingt uns das am besten, wenn sich die Stadt als Ganzes an dem Prozess beteiligt. Ziel des Workshops war es daher, Menschen aus möglichst vielen Bereichen zusammenzubringen, für das Thema zu sensibilisieren und ein gemeinsames Verständnis davon zu entwickeln, wohin die Reise gehen soll. Wir konnten erste Handlungsfelder definieren. Im September werden wir diese konkretisieren und Maßnahmen erarbeiten.
Was sind die Handlungsfelder?
Es geht um Mobilität, gesellschaftliche Teilhabe, Wirtschaft und Stadtentwicklung sowie Umwelt, Klima, Energie. Alle vier Handlungsfelder werden durch die Querschnittsthemen Digitalisierung und Nachhaltig flankiert. Wir haben auf dem Workshop Beispiele für die Möglichkeiten innovativer Technologien kennengelernt, etwa die automatische Bewässerung städtischer Grünflächen mithilfe der Sensorik. Diese Technologie ist für mich ein wichtiger Baustein einer effizienzbasierten Stadtentwicklung. Mit ihrer Hilfe können wir Daten erheben, mit denen sich Prozesse gezielt und effizient steuern lassen – ganz im Sinne einer Smart City. Voraussetzung für die Datenübertragung ist ein Funknetz wie LoRaWAN. Dieses wollen wir nun ab Herbst aufbauen.
Gibt es Pläne, wo Sensoren zum Einsatz kommen sollen?
Wir gehen als Erstes die intelligente Steuerung der Heizkörper im Rathaus an. Dafür werden wir mehr als 200 smarte Thermostate installieren, die wir dann über LoRaWAN steuern können. Nach und nach werden weitere Anwendungsfälle folgen. Entscheidend ist, dass wir dabei problembasiert vorgehen und uns an den jeweiligen Bedarfen orientieren. Deshalb ist es so wichtig, dass sich möglichst viele an der Entwicklung beteiligen und jeder seine Expertise einbringt. So können wir Lösungen entwickeln, die die Stadt und die Menschen, die in ihr leben, tatsächlich brauchen.
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bzw. die Stadt?
Es geht vor allem um personelle und finanzielle Ressourcen. Wir sind nicht Teil des Bundes-Förderprogramms zur Smart City. Deshalb ist es uns wichtig, dass Maßnahmen, die wir umsetzen, woanders schon erprobt sind und funktionieren. Wir machen keine Pilot- oder Leuchtturmprojekte. Was uns auszeichnet ist, dass wir mit den Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, das Bestmögliche herausholen. Dafür arbeiten wir viel mit Unternehmen vor Ort zusammen. Mit deren finanzieller Unterstützung konnten wir zum Beispiel im April ein Bike-Sharing-System einführen, bei dem sich die Bürgerinnen und Bürger über eine App ein Fahrrad ausleihen können. Das ist sicherlich erst einmal nichts Spektakuläres. Aber es trägt zur nachhaltigen Stadtentwicklung bei, macht diese für die Bürgerninnen und Bürger greifbar, bietet ihnen einen Mehrwert und signalisiert ihnen: Auch in Zeiten klammer Kassen können wir Dinge vorantreiben.
Sie sagten, sie setzen ausschließlich Maßnahmen um, die woanders erprobt sind. Vermutlich stehen Sie in einem engen Austausch mit anderen Städten, richtig?
Genau. Ich bin mit vielen Städten in der Region gut vernetzt. Zudem nutze ich ein Angebot aus dem Bundes-Förderprogramm, das Teilnehmer mit anderen Gruppen vernetzt. Im sogenannten Peer Learning tausche ich mich intensiv mit Bochum und Iserlohn aus. Besonders interessant sind zum Beispiel Erfahrungen, die andere Städte mit Stadt-Apps machen, also eine App, die alle Dienstleistungen und Informationen der Stadt für ihre Bürgerinnen und Bürger bündelt. Das ist auf jeden Fall auch ein Projekt, dass wir mittelfristig angehen möchten. Zudem hat kürzlich in Schwerte die Projektleistelle für Interkommunale Zusammenarbeit (IKZ) Smart Region Kreis Unna ihre Arbeit aufgenommen. Dort werden wir zukünftig mit allen Kommunen im Kreis unsere Expertise bündeln und die Übertragbarkeit von Smart City-Projekten kreisweit angehen. Das betrifft zum Beispiel auch die gemeinsame Beantragung von Fördermitteln.
In Lünen haben Sie im Mai den mitmach.RAUM eröffnet. Können Sie uns sagen, was sich dahinter verbirgt?
Das ist ein Ort, wo wir Beteiligung aktiv ermöglichen. Bürgerinnen und Bürger, Vereine, die Stadtverwaltung: Alle können dort miteinander ins Gespräch kommen, Workshops und Diskussionsveranstaltungen durchführen. Wir bilden eine große Themenpalette ab. Das geht von klassischen Smart-City-Bausteinen wie Sensorik innerhalb der vernetzen Stadt bis hin zu Veranstaltungen für Geflüchtete. Übrigens nutzen wir für den mitmach.RAUM ein Ladenlokal, das lange leer stand. Auch das ist ein Beitrag dazu, die Innenstadt attraktiver zu gestalten.
Das nordrhein-westfälische Lünen hat rund 88.000 Einwohner und ist durch seine Lage zwischen nordöstlichem Ruhrgebiet und südlichem Münsterland sowohl industriell als auch ländlich geprägt. Was den Breitbandausbau betrifft, macht das keinen großen Unterschied – da ist die Stadt gut aufgestellt. Unterschiede gibt es aber bei der Mentalität der Menschen. Gregor Spanke hat sich das Ziel gesetzt, alle an der Stadt der Zukunft zu beteiligen, egal ob sie im Schützenverein engagiert sind oder in eher großstädtisch geprägten Quartieren leben.
Der Smart City Navigator zeigt, was anderswo passiert. Im Blog stellen wir das Tool vor. Es liefert Inspiration und ist gleichzeitig ein Recherchetool und ein Angebot zur Vernetzung. In einem weiteren Blog-Beitrag steht die ILE (Integrierte Ländliche Entwicklung) Illzer Land e.V. im Mittelpunkt. Sie wir als Smart-City-Modellregion vom Bund gefördert.