Krone-Landmaschinen bei der Ernte. © Krone
Herr Korn, Krone ist einer der führenden Hersteller von Landmaschinen in Deutschland. Welche Maschinen entwickelt und verkauft Krone?
Krone ist ein Futtererntespezialist. Wir bauen keine Traktoren oder Mähdrescher, aber alles, was in der Grünfutterernte zum Mähen, Wenden, Schwaden und Pressen gebraucht wird. Das sind z.B. Mähwerke, Häcksler, Pressen, Kreiselschwader und Zettwender für die Heu- und Strohernte, aber auch Ladewagen für den Abtransport des Ernteguts. Und seit kurzem auch eine Pelletpresse namens Premos. Sie presst Stroh zu kleinen Pellets, die beispielsweise auch zum Heizen genutzt werden können. Das Flaggschiff unter den Krone Maschinen ist der Feldhäcksler Big X: Mit dem Big X 1180 mit 1156 PS bieten wir aktuell sogar die stärkste Landmaschine der Welt an; er häckselt Mais, Gras oder auch kleine Bäume.
"Ich bin davon überzeugt, dass die Automatisierung zunehmen wird. Landmaschinen werden in Zukunft autonom auf den Feldern die Arbeit verrichten."
Dr. Goy Hinrich Korn
Smart Farming oder Landwirtschaft 4.0 ist in aller Munde. Werden künftig Maschinen oder Roboter den Landwirten viel Arbeit abnehmen?
Ich bin davon überzeugt, dass die Automatisierung zunehmen wird. Traktoren oder auch andere Landmaschinen werden in Zukunft autonom – also ohne Fahrer – auf den Feldern die Arbeit verrichten. Ein wichtiger Schritt, denn schon jetzt fehlt es an Fachpersonal; zudem wollen immer weniger Menschen Landwirt werden. Gerade vor diesem Hintergrund helfen Automatisierung und Digitalisierung enorm. Denn so schaffen wir es, mit immer weniger Menschen in der Landwirtschaft die stetig wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Hinzu kommt, die Prozesse werden so immer effizienter und sind mit weniger Kosten verbunden. Landwirte können sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren – etwa die Arbeit im Stall oder natürlich auf die Dokumentation der Feldarbeit – zum Beispiel wie viel Dünger oder Gülle sie aufgebracht haben – das kann mithilfe der Informatik schnell und problemlos erledigt werden.
Bei Landmaschinen setzt Krone auf Digitalisierung. Können Sie ein Beispiel nennen?
Bestes Beispiel ist unsere Verfahrenstechnische Einheit (VTE), die wir gemeinsam mit dem Unternehmen Lemken entwickelt haben. Dahinter verbirgt sich ein autonom fahrendes Fahrzeug. Es ist kein Traktor, sondern ein kleines Fahrzeug ohne Kabine, 5,5 m lang, 2,7 m breit. Davor kann zum Beispiel ein Mähwerk angebaut werden. Damit fährt das Fahrzeug über die Wiese und mäht das Gras. Oder ein Schwader wird dahinter gehängt. Er fasst das gemähte Gras in gleichmäßigen Reihen zusammen, damit es anschließend von einer Presse zu Ballen gepresst werden kann. Noch ist VTE ein Prototyp, aber in einigen Jahren werden solche autonomen Fahrzeuge die Arbeit auf der Wiese oder auf dem Feld verrichten.
Wie wird das Fahrzeug gesteuert?
Das Fahrzeug hat Intelligenz, Sensorik und Aktorik an Bord. Ich kann es so programmieren, dass es weiß, was zu tun ist. Ich sage ihm: Mäh die Wiese. Dann macht es das auch – und zwar intelligent. Nicht von außen nach innen, sondern von innen nach außen. So können Tiere, die sich auf der Fläche aufhalten, rechtzeitig fliehen. Natürlich hält das Fahrzeug auch an, wenn plötzlich ein Mensch oder ein anderes Hindernis auf der Wiese steht. Dank der Sensorik weicht es auch einem Baum oder einem Windrad aus. Auf der Straße darf das Fahrzeug aktuell allerdings nicht autonom fahren.
Krone bietet verschiedene digitale Lösungen für die Landwirtschaft an. Dazu gehören unter anderem Smart Telematics, Section Control oder CCI.Control Mobile. Was verbirgt sich dahinter?
Insbesondere bei großen Maschinen, die von Lohnunternehmen eingesetzt werden, gehören digitale Features inzwischen zum Standard. Smart Telematics bietet den transparenten Überblick auf Maschinendaten. Wo ist die Maschine gerade im Einsatz? Wie viel Fläche ist schon geerntet? Der Arbeitsfortschritt ist immer sofort sichtbar, ohne dass der Lohnunternehmer den Fahrer anrufen muss. Der Lohnunternehmer sortiert zu Hause die Aufträge und weist sie den Maschinen und seinen Beschäftigten zu. Das alles passiert online. Über das Telematic-System weiß das Fahrzeug auch genau, zu welchem Feld es fahren muss und wo die Einfahrt ist. Dann häckselt es dort z.B. den Mais. Ist der Auftrag erledigt, gehen die Rechnung und eine Auswertung sofort online raus an den Landwirt. In der Auswertung steht beispielsweise, dass von 9 bis 12 Uhr der Mais gehäckselt wurde, wie hoch der Ertrag ist und wie viel Diesel verbraucht wurde. So hat der Landwirt alle Daten sauber dokumentiert. Für den Lohnunternehmer hat es den Vorteil, dass sich abends niemand mehr hinsetzen und Papierkram erledigen muss. Das funktioniert alles digital.
Mit SectionControl werden die Teilbreiten der Mähwerke und Schwader automatisch zum optimalen Zeitpunkt ausgehoben und abgesenkt. Auch das entlastet den Fahrer und optimiert den Bedienkomfort. Die CCI.Control Mobile App garantiert den reibungslosen Ablauf in der stressigen Erntezeit. Vom Empfangen der Aufträge über die Navigation bis zur Feldeinfahrt sowie die Überwachung der Produktivität bis zum Versenden der fertigen Aufträge erfolgt das gesamte Datenmanagement per App. In absehbarer Zeit werden wir als Hersteller zusammen mit einer Bank oder einer Banklizenz dem Lohnunternehmer die Maschine zur Verfügung stellen und nicht mehr verkaufen. Das finanzielle Risiko tragen dann der Hersteller oder die Bank.
Zusammen mit anderen Herstellern hat Krone eine Plattform entwickelt, die sich Agrirouter nennt. Welche Vorteile bringt sie Landwirten und Lohnunternehmern?
Agrirouter ist ein offenes System, das Daten transportiert, aber nicht speichert. Das Besondere daran ist, dass Software und Maschinen verschiedener Hersteller miteinander verbunden sind. Denn Landwirte oder Lohnunternehmer nutzen in der Regel nicht nur die Landtechnik eines Herstellers. Mit dem Agrirouter stellen wir Schnittstellen zur Verfügung. Damit können zum Beispiel Koordinaten von Feldgrenzen oder Karten für die Düngung ausgetauscht werden. Betreiber der Plattform ist die DKE-Data. Ihr gehören inzwischen über 20 führende Landtechnik-Unternehmen an, darunter auch Krone.
Digitalisierung ist mit Kosten verbunden. Können sich landwirtschaftliche Familienbetriebe das überhaupt leisten oder nur große Genossenschaften?
Schon heute investieren kleine landwirtschaftliche Betriebe ja nicht mehr in Technik, sondern sie beauftragen zum Großteil einen Lohnunternehmer, der dann auf den Flächen die gewünschten Arbeiten durchführt – z.B. pflügen, säen, ernten, pressen usw. Aber natürlich will auch der Lohnunternehmer nicht ständig neue Technik kaufen; deshalb wird intensiv über den Dienst ‚machine as a service‘ und ‚pay per use‘ nachgedacht. In absehbarer Zeit werden wir als Hersteller zusammen mit einer Bank oder einer Banklizenz dem Lohnunternehmer die Maschine zur Verfügung stellen und nicht mehr verkaufen. Das finanzielle Risiko tragen dann der Hersteller oder die Bank.
Sind das Sharing-Modelle wie beim Auto?
Das wird so kommen. Bei unserer Pelletpresse ist das heute schon so, die vermieten wir ausschließlich. Dieses Modell wird sich in Zukunft sicherlich immer stärker durchsetzen.
Trägt die Digitalisierung auch zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei?
Natürlich. Nehmen wir z.B. das Aufbringen der Gülle – das ist heute millimetergenau möglich. Ein anderes Beispiel: Vor Jahrzehnten standen die Bauern auf dem Feld und haben Rüben gehackt. Das wird wiederkommen. Aber dann macht es nicht mehr der Mensch, sondern die Maschine. Sie weiß, wo die Rübe gepflanzt wurde. Und wenn dort Unkraut wächst, wird es weggehackt. Aber automatisiert. Die Sensorik erkennt die Pflanze und das Unkraut. Pestizide sind dann nicht mehr nötig. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Precision Farming. In Zukunft wird auch nicht mehr mit einem Wassersprenger gesprengt, sondern das Wasser wird ganz gezielt an die einzelne Pflanze gebracht. Auch die GPS-Steuerung der Maschinen wirkt sich positiv aus; so werden Flächen so effizient wie möglich überfahren und bewirtschaftet – das alles macht die Landwirtschaft nachhaltiger und kosteneffizienter.