Die Luftaufnahmen einer Drohne sind nützlich für die Landwirtschaft: zum Beispiel um Schäden an Pflanzen zu erkennen, Flächen zu vermessen oder Jungtiere aufzuspüren. © Jean Wimmerlin/ Unsplash
Hier die Landwirtschaft – dort die Digitalarbeiter? Von wegen. Smart Farming mithilfe von Drohnen, Sensoren und Algorithmen ist auf den meisten Höfen in Deutschland bereits gängige Praxis. In einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Bauernverbands und des Digitalverbands Bitkom gaben 2020 vier von fünf Landwirtinnen und Landwirten (82%) an, digitale Technologien zu nutzen, fast drei Viertel sehen in der Digitalisierung eine große Chance für ihren Betrieb. Für die Land- und Forstwirtschaft biete hochleistungsfähiges Internet großes Potenzial für eine ressourcen- und klimaschonende Landbewirtschaftung, für mehr Biodiversität und für weiter verbesserte Bedingungen der Nutztierhaltung, so der Generalsekretär des Verbandes, Bernhard Krüsken. Ein Blick auf fünf digitale Anwendungen.
Immer häufiger setzen Landwirtinnen und Landwirte Drohnen ein. Denn aus der Vogelperspektive können sie viele Dinge besser erkennen und beurteilen. Bevor sie eine Wiese mähen, lassen sie zum Beispiel eine Drohne darüber fliegen, um Rehkitze aufzuspüren, die sich im hohen Gras wegducken und verstecken. Denn bei Mäharbeiten werden sie oft übersehen und getötet. Außerdem unterstützt die Hightech aus der Luft dabei, sich ein genaues Bild vom Zustand der Pflanzen und Böden zu machen: Wo fehlen Wasser und Dünger? Sind die Pflanzen von Schädlingen befallen? Mithilfe von Drohnen kann dann gezielt gewässert und gedüngt werden. Ein anderes Beispiel: Drohnen werfen GPS-gesteuert Schlupfwespen über Maisfeldern ab. Die Wespen sind der natürliche Feind des Maiszünslers, der zu den größten Schädlingen gehört.
Damit die Kühe gesund bleiben und qualitativ hochwertige Milch liefern, muss ihre Nahrungsaufnahme und ihr Wiederkauverhalten genau beobachtet werden. Für Landwirtinnen und Landwirte ist das sehr zeitaufwändig, außerdem sind ihre Eindrücke subjektiv. Exakte Daten liefern da Sensoren, die sich in der Ohrmarke, am Halsband oder gar im Magen der Kuh befinden. Sie können beispielsweise erkennen, ob das Tier krank ist oder ob es Probleme beim Kalben gibt. Übers Smartphone oder den Computer kann der Landwirt direkt auf die Daten zugreifen. Besteht akuter Handlungsbedarf, erhält er eine entsprechende Nachricht – und weiß so immer, wie es seinen Tieren geht. Auch Medikamente lassen sich so gezielt dosieren, dass beispielsweise die Gabe von Antibiotika oft reduziert werden kann.
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So einige Anwendungen in den Appstores richten sich gezielt an landwirtschaftliche Betriebe. Beispiel Schädlingsbekämpfung: Ein Foto reicht aus, damit spezielle Apps Unkraut identifizieren und Blattschäden analysieren. Apps können auch Auskunft über den Stickstoffgehalt von Pflanzen geben; sogar Insekten lassen sich damit zählen oder der optimale Reifendruck für den Traktor berechnen, abhängig von Geschwindigkeit und Beladung. Das ist mehr als eine Spielerei, denn falscher Reifendruck kann den Boden zu stark verdichten, was den Ernteertrag beeinflusst.
Ob auf der Weide oder im Stall: Melkroboter sind schon seit Jahren im Einsatz. In Zukunft sollen Roboter aber auch säen, pflanzen, pflügen und Unkraut bekämpfen. Dazu wird weltweit geforscht – und einige wie Farmdroid, Xaver oder Dino rollen auch schon leise über die Äcker. Der Farmdroid beispielsweise wird mit Sonnenenergie betrieben und stößt keine Emissionen aus. Er merkt sich, wo er etwa eine Rübe gesät hat und hackt dann umliegend das Unkraut in der Reihe weg. Xaver wiederum streut Saatgut aus und schaufelt Erde darüber, Dino kann mit einer Genauigkeit von zwei Zentimetern das Unkraut zwischen Gemüse und Kräutern jäten. Roboter können auch Schädlinge erkennen und Unkraut mithilfe eines Lasers unschädlich machen. So soll der Einsatz von Pestiziden auf den Feldern deutlich verringert werden.
Beim Füttern läuft in vielen Ställen nichts mehr ohne digitale Helfer. Laut der Befragung von Bauernverband und Bitkom setzte 2020 knapp jeder zweite Betrieb mit Tierhaltung (46%) auf intelligente Füttersysteme beziehungsweise Futterautomaten. Schweine, Kühe oder Hühner bekommen ihre Nahrung dann per Computer, können so rund um die Uhr versorgt werden. Dabei geht es ganz präzise zu, auch eine individuelle Zuteilung der Futterration via RFID-Chip am Halsband oder an der Ohrmarke ist möglich – beispielsweise lassen sich Kühe, die gerade gekalbt haben oder von einer Krankheit genesen sind, so individuell versorgen. Anhand der Daten können die Landwirtinnen und Landwirte kontrollieren, was das einzelne Tier gefressen hat. In Geflügelmastbetrieben ist es oft auch schon Praxis, dass Temperatur und Lüftung per Computer reguliert und an das Alter der Tiere angepasst werden.
Hier erfahren Sie mehr: Das Bundeslandwirtschaftsministerium informiert über die Digitalisierung der Landwirtschaft.