Wir sind an der Seite von Captain Kirk und Spock durch unendliche Weiten gereist, mit dem DeLorean in die Zukunft gerast und mit Luke Skywalker dem Imperium entgegengetreten – und haben immer wieder über Welten voller Möglichkeiten gestaunt. Tatsächlich sind viele Technologien, die einmal wie ferne Zukunftsmusik klangen, heute bereits Teil unseres Lebens oder auf dem besten Weg, es zu werden. Nicht selten lag die Inspiration für die Technik in den Science-Fiction-Visionen unserer Lieblingsserien und -filme.
Als 1966 die ersten Stark-Trek-Episoden im US-amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt werden, scheint der „Communicator“ noch ferne Zukunftsmusik zu sein. Immerhin verortet Drehbuchautor Gene Roddenberry die handlichen Sprachübertragungsgeräte im 23. Jahrhundert – eine pessimistische Schätzung, wie sich bald zeigen sollte. Schon 1973, nur sieben Jahre später, gelingt der erste Anruf via Mobiltelefon.
Zugegeben, wie das praktische Equipment von Captain Kirk und seiner Crew sehen die klobigen Geräte damals noch nicht aus. Während der der Communicator an die Klapphandys der 2000er erinnert, haben die ersten Mobiltelefone noch das Format von Backsteinen. Doch wie wir wissen, war das längst nicht das Ende ihrer Entwicklung.
Was einmal eine verrückte Idee schien, haben wir längst überflügelt. Mit dem Handy nur telefonieren können? Für viele Menschen unvorstellbar. Unsere Smartphones eröffnen uns Möglichkeiten, die wahrscheinlich die gesamte Besatzung der Enterprise vor Neid erblassen ließen. Manche Visionen werden einfach schneller Realität, als es sich selbst ihre Erschaffer ausmalen könnten.
Auch wenn wir über die Kostüme und Effekte vieler Star-Trek-Folgen heute schmunzeln können, hat die Serie doch immer wieder ein eindrucksvolles Gespür für technologische Entwicklung bewiesen. So trug die Besatzung einiger Schiffe „virtual sensory displays“, Headsets, die über einen kleinen Bildschirm verfügten und dem Träger der Technik erlaubten, sowohl die natürliche Umgebung als auch weitere Informationen im Blick zu haben.
Die Technologie hat es in Form von Google Glass bereits in die Gegenwart geschafft. Auch wenn sich Smart Glasses in unserem Alltag bislang nicht durchsetzen konnten, haben die Brillen in einigen Berufsfeldern Fuß gefasst. So nutzt beispielsweise die DHL die Geräte, um ihren Lager-Mitarbeitern individuelle Informationen zu Kundenbestellungen anzuzeigen – die haben die Hände frei und können die Lieferungen dank Augmented Reality leichter zusammentragen.
Bei Sutter Health, einem nordkalifornischen Krankenhausverband, finden die Smart Glasses ebenfalls Anwendung. Dank der Patientenakte im Sichtfeld, können sich die Ärzte unmittelbar mit den Menschen auseinandersetzen, statt sich zunächst dem Computer zuwenden zu müssen. Hinzu kommt, dass die Datenbrille in der Lage ist, die Gespräche in Echtzeit abzutippen, was den Medizinern die zeitaufwendige Dokumentation massiv erleichtert und es ihnen mehr Zeit für die Patienten lässt. Eine Entwicklung, die vielleicht sogar begrüßenswerter ist, als die Steuerung wendiger Kriegsraumschiffe.
Doch lassen wir die Prognosen der unendlichen Weiten einmal hinter uns und kehren auf die Erde zurück, wenn auch in das Jahr 2054. In „Minority Report“ bringt Tom Cruise in der Rolle von Chief John Anderton „Mörder“ zur Strecke, noch bevor sie eine Tat begehen konnten. Wann und wo die Verbrecher in spe zuschlagen werden, ermittelt er mithilfe eines eindrucksvollen Interfaces, dass er mit schnellen Gesten steuert – was 2002 noch für bewunderndes Staunen bei vielen Menschen sorgte.
Doch während im Spielberg Thriller dafür Handschuhe benötigt werden, scheint die Realität wieder auf dem besten Weg, die Fiktion zu übertreffen. Denn gestenbasierte Steuerung und Augmented Reality sind bereits verfügbar – und zwar ohne Handschuhe. Die Geräte von Ultraleap sind nicht nur in der Lage, Handbewegungen in der Luft zu tracken, sondern auch per Ultraschall haptisches Feedback zu liefern. Man kann die Interaktionen also tatsächlich „fühlen“. Im Zusammenspiel mit Virtual-Reality-Brillen erschafft das Unternehmen so digitale Welten zum „Anfassen“.
Künstliche Intelligenz, kurz KI, in den meisten Sci-Fi-Storys einen recht zweifelhaften Ruf – zu oft haben sich die denkenden Maschinen der Fantasiewelten über die Menschheit erhoben. In der Realität geht es hingegen recht harmonisch zu, die nüchterne Gnadenlosigkeit eines HAL aus „2001 – Odyssee im Weltraum“ ist nach wie vor ein Teil von Sci-Fi-Dystopien.
Tatsächlich nutzen viele von uns täglich KI – mehr oder weniger bewusst. Die wohl verbreitetste Anwendung besteht in der Nutzung von Sprachassistenten wie Alexa, Siri und Co. Die können unsere Sprachbefehle nicht nur verstehen, sondern auch passend beantworten oder für andere Geräte übersetzen. Auch in Online-Shops greifen Unternehmen bereits auf KI zurück. Eine künstliche Intelligenz kann beispielsweise ähnliche Kleiderstücke identifizieren und diese dem Nutzer direkt vorschlagen. Eine manuelle Pflege des Webauftritts ist dafür nicht mehr nötig.
Darf es noch etwas größer sein? Die chinesische Millionenstadt Hangzhou regelt ihren Verkehrsfluss mithilfe von KI. Die ehemalige Stau-Stadt Nummer 1 ist mithilfe der Technologie auf Platz 57 „abgerutscht“ – ein Abstieg, über den sich wohl jeder Berufspendler freut.
Und wer erinnert sich noch an die furiose Verfolgungsjagd in „Zurück in die Zukunft II“ bei der Marty McFly auf einem Hoverboard vor seinem Rivalen Griff Tannen und dessen Gang flieht? Wer hat nicht davon geträumt, auf so einem Teil einmal über den Asphalt zu jagen? Die Welt des Jahres 2015 sah dann zwar etwas anders aus, als sie in der Sci-Fi-Komödie von 1989 entworfen wurde, aber die Hoverboards sind schon in der Entwicklung!
Hendo Hover hat es bereits 2014 geschafft, ein Board zu präsentieren, das mittels elektromagnetischer Energie frei über dem Boden schwebt. Gut, derzeit benötigen die Bretter noch eine magnetische Fahroberfläche und die Batterie hält nur einige Minuten, aber die Richtung stimmt.
Dem Potenzial ihrer Forschung sind sich auch die Erfinder Greg und Jill Henderson gewiss und versichern im Interview mit dem Smithsonian Magazine: „Gebt uns 30 Jahre und wir lassen einen Wolkenkratzer schweben [Übers. d. Verf.]“. Angesichts so viel Optimismus kann man auf die Technologie der kommenden Jahre nur gespannt sein. Doch werfen wir den Fluxkompensator ein letztes Mal an und reisen noch einmal durch die Zeit, diesmal in eine weit, weit entfernte Galaxie.
Laut Intro spielen sämtliche Star Wars Episoden zwar „vor langer Zeit“, aber die Welten, die wir an der Seite von Luke Skywalker, Obi-Wan und Han Solo erkundet haben, sind uns Menschen auf der Erde in technologischer Hinsicht doch um einiges voraus. Oder etwa nicht?
Vielleicht sind wir in einigen Bereichen der Technik heute näher an George Lucas’ Visionen, als man sich in den 70er Jahren erträumt hatte – beispielsweise in puncto Hologramme. Diese sind in Star Wars ein gängiges Kommunikationsmittel, sei es zur Liveübertragung oder zur Übermittlung aufgezeichneter Nachrichten, beispielsweise von in Not geratenen Prinzessinnen.
Doch auch an weniger weit entfernten Orten, wie der Brigham Young University in Utah, hat man bereits dreidimensionale Bilder in die Luft projiziert. In einem „Nature“-Artikel präsentierte die Forschungsgruppe um Daniel Smalley 2018 ihre erfolgreiche Methode.
„Vereinfacht gesagt, verwenden wir einen Laserstrahl, um einen Partikel einzufangen, und können ihn dann mithilfe des Lasers steuern und so ein Bild erzeugen [Übers. d. Verf.] “, erklärt es Co-Autor Erich Nygaard auf der Website der Uni. Was die Wissenschaftler vom „Princess Leia project“, wie sie sich scherzhaft nennen, entwickelt haben, ist also gewissermaßen ein 3-D-Drucker für Licht.
Um das erzeugte Bild kann man sich entsprechend auch herumbewegen und es von allen Seiten betrachten. Auch das Ebenbild ihrer Lieblingsadligen konnten die Forscher bereits reproduzieren. Dank ambitionierter Entwickler wie Smalley sind wir unseren Jedi-Idolen heute also bereits dichter auf den Fersen, als noch vor einigen Jahrzehnten zu erwarten waren.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Zukunftstechnologien uns schon heute umgeben oder auf dem Weg in unseren Alltag sind. Ob die Erschaffer der Sci-Fi-Welten nun ein besonders gutes Gespür für den Verlauf des technologischen Fortschrittes hatten oder die Wissenschaftler Inspiration aus ihren Visionen schöpften, spiel dabei letztlich keine große Rolle. Viel wichtiger ist doch, sich zu vergegenwärtigen, dass wir bei der Entstehung all dieser Neuheiten wirklich dabei sein dürfen und welche Potenziale sie für die Menschheit bereithalten.