„E-Learning“, „Distanzlernen“, „Telelearning“, „Onlinelernen“, alle diese Begriffe meinen Wissensvermittlung, die digital, multimedial und interaktiv ist. Mittlerweile gibt es ein riesiges Lernangebot für alle Wünsche und alle Altersstufen. Das reicht von Erklärvideos über Podcasts und Webinare, also Seminare im Web, bis hin zu komplexen Learning-Management-Systemen (LMS). Das sind Lernplattformen im Internet, auf denen Inhalte bereitgestellt werden und Teilnehmer Aufgaben bearbeiten. Oft gibt es auch Liveübertragungen aus dem „virtuellen Klassenzimmer“, sodass Lehrende und Lernende miteinander agieren und den Lernprozess gemeinsam teilen können – Präsenzveranstaltungen sind dadurch kaum oder sogar gar nicht notwendig.
Denn noch nie war der Zugang zu Informationen so einfach, bequem und schnell wie heute. Wer etwas wissen will, schaut im Web nach, nicht mehr in gedruckten Nachschlagewerken.
Wie heißt die Hauptstadt der Bahamas? Wie funktioniert die Fotosynthese bei Pflanzen? Früher nahmen Schüler einen Atlas oder ihr Biologiebuch zur Hand, um nachzuschlagen. Das dauerte seine Zeit und war manchmal mühsam. Heute klicken sie sich durch das Internet und erfahren nicht nur blitzschnell, dass die Hauptstadt Nassau heißt. Wer will, kann sich gleich noch über Klima, Lage und Geschichte informieren und Karten, Bilder oder Filme ansehen.
In der Schule, der Ausbildung oder dem Studium geht das Lernen längst neue Wege. Wie wir neues Wissen erwerben und damit umgehen, ist heute ganz anders als noch vor 30 Jahren. Im Zeitalter der Digitalisierung ist lebenslanges Lernen wichtiger denn je. Auch im Beruf ist beständige Weiterbildung überall gefragt, denn unsere Arbeitswelt verändert sich rasant. Die Antwort auf diese Herausforderung? E-Learning.
E-Learning begeistert viele Menschen, weil es große Vorteile hat. Es ermöglicht das individuelle Lernen zeit- und ortsunabhängig im eigenen Tempo. Jeder kann sich Lerninhalte und Wissen aneignen – wo und wie er möchte. Er kann so lange damit zubringen, wie er braucht. Feste Termine und Anfahrt zum Lernort entfallen. Das ist praktisch und spart Zeit und Kosten – vor allem, wenn der Schulungsraum weiter entfernt oder umständlich zu erreichen ist.
Wie bequem ist dagegen das Lernen am Abend von Zuhause am PC? Wie praktisch ist es, sich auf dem Smartphone im Zug auf dem Weg zur Arbeit Wissen anzueignen? Je nach Bedarf, Zeit und Vorlieben können Lerninhalte individuell auf dem Mobiltelefon, dem Tablet, dem Notebook oder dem heimischen PC erarbeitet werden.
Das elektronische Lernen bietet noch einen weiteren großen Vorteil: Durch die breite Palette der angebotenen Formate kann sich jeder die Lernform heraussuchen, mit der er am besten und leichtesten Wissen aufnehmen kann. Sehen, hören, lesen, ausprobieren – Menschen lernen unterschiedlich und über viele Kanäle. Deshalb sind E-Learning-Angebote und digitale Lernplattformen immer auch multimedial – so findet jeder Lerntyp das passende Angebot.
Vielen Menschen fällt es zum Beispiel wesentlich leichter, komplexe Inhalte zu verstehen, wenn sie Schritt für Schritt in einem Video erklärt werden. Das ist kein Wunder, denn unser Gehirn verarbeitet Inhalte aus Videos um ein Vielfaches schneller und speichert sie besser als reinen Text.
E-Learning ist für alle Lernenden da, vom Jugendlichen bis zum Senior. Es ist heute aus dem Bildungsbereich nicht mehr wegzudenken. In der Gruppe derjenigen zwischen 18 und 24 Jahren ist es laut Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) besonders verbreitet. Es spielt in der betrieblichen wie in der schulischen Ausbildung oder im Studium bereits eine große Rolle. Aber auch in der beruflichen Weiterbildung gehört es zum Standard. Laut BMBF entfallen bei Erwachsenen bis zum Alter von 65 Jahren rund 43 Prozent aller Bildungsaktivitäten auf Lernformen mit digitalen Medien.
Kindern und Jugendlichen kann das virtuelle Lernen helfen, Schulstoff nachzubereiten oder gezielt Schwächen auszugleichen. Das geht schnell und mit Spaß, ohne Druck und Versagensangst. Ob Mathematik, Deutsch oder Geschichte, mit Videos, Checklisten, Tests, Quiz und Hilfen durch einen Trainer oder Lehrer ist das Lernen selbstbestimmt. So fällt es vielen Jugendlichen leichter. Besonders motivierend für die jungen Lernenden ist es, dass sie in ihrem eigenen Tempo Wissen erwerben, sich selbst kontrollieren und ihre Erfolge sehen können. Dabei werden sie nicht ständig mit Mitschülern verglichen.
Wer erfolgreich im Berufsleben steht, für den gehört die Anpassung und Erweiterung seiner Kenntnisse ganz selbstverständlich dazu. Denn unser Wissen verändert sich schneller denn je. Durch die Digitalisierung entstehen viele neue Arbeitsfelder und -prozesse. Unternehmen bieten daher Anpassungsfortbildungen für ihre Mitarbeiter oft modular als E-Learning an. Das können Lernprogramme auf DVD sein oder Angebote zum Download aus dem Internet oder Firmenintranet.
Wer den nächsten Schritt auf der Karriereleiter plant, der sucht vielleicht nach einer geeigneten Aufstiegsfortbildung, die sich berufsbegleitend gut mit dem Alltag kombinieren lässt. Was bietet sich mehr an als E-Learning?
Hier werden entweder große Teile des Stoffs selbstbestimmt und flexibel von Zuhause erarbeitet – immer dann und dort, wo es sich für den Lernenden leicht und einfach in den Alltag integrieren lässt. Oder es gibt feste Termine, zu denen sich eine Lerngruppe live online trifft. Dann werden meist Aufgaben bis zum nächsten Termin gestellt, in Eigenregie bearbeitet und auf der Lernplattform dem Lehrenden zur Korrektur eingestellt.
Häufig gibt es auch eine Form des „Hybridlernens“ oder des „Blended Learning“. Dabei werden rein virtuelle Teile des Lernprogramms mit Präsenzveranstaltungen kombiniert, in der sich die Lernenden und Lehrenden persönlich kennenlernen und austauschen.
Wie anerkannt diese Lernform ist, zeigt sich daran, dass es viele Weiterbildungen mit IHK-Zertifikat gibt, die als E-Learning oder Blended Learning angeboten werden. Das reicht je nach Weiterbildungsanbieter vom Bilanzbuchhalter bis zum Industriefachwirt oder vom Ausbildereignungsschein IHK bis zum IT-Projektleiter.
Nicht zu vergessen: Auch die Menschen, die sich nicht oder nicht mehr für eine schulische oder berufliche Weiterbildung interessieren, profitieren vom E-Learning. Möchte jemand seine rhetorischen Fähigkeiten verbessern? Endlich wieder das eingerostete Schulfranzösisch aufpolieren? Gibt es Interesse an Medizinthemen im Alltag oder an Kunst und Kultur? Die städtischen Volkshochschulen genauso wie private Bildungsanbieter setzen auf Online-Kurse und Webinare zur Wissensvermittlung. Der Zugang zu den Lerninhalten ist bewusst einfach und unkompliziert gehalten, damit viele Menschen in jeder Altersgruppe von diesen Bildungsangeboten profitieren können.
Einen einzigen Wermutstropfen gibt es. Der Spaß am Onlinelernen wird immer da getrübt, wo große Übertragungsbandbreiten gebraucht werden, aber nicht zur Verfügung stehen. Gerade beim Lernen im Web geht es um den Einsatz vieler Medien, wie Ton, Text und Bewegtbild. Wenn aber gerade die Videos, die Inhalte besonders anschaulich erklären, immer wieder abbrechen, ist das sehr störend. Ein spannendes chemisches Experiment wird gezeigt und die Übertragung stockt? Der Referent oder die anderen Kursteilnehmer sind nur bruchstückhaft zu sehen und zu hören? Das ist nicht nur frustrierend. Es beeinträchtigt auch die Konzentration und den Lernfortschritt sehr.
Der „Adult Education Survey“ (AES), eine Umfrage des BMBF, liefert seit rund 15 Jahren regelmäßig Daten zum Weiterbildungsverhalten in Deutschland. In einer Zusatzstudie zum AES von 2018 heißt es: „Bildungsaktivitäten mit digitalen Medien bedürfen der entsprechenden technischen Infrastruktur. Es erscheint also vordringlich, einen Versorgungsstandard auf mittlerem Niveau flächendeckend zu realisieren und entsprechend den sich verändernden Anforderungen zu aktualisieren.“ Was bedeutet das für die Praxis? Der viel diskutierte, aber immer noch stockende Breitbandausbau mit Glasfaser muss weiter schnell vorangetrieben werden. Denn nur damit kann das lebenslange Lernen in einer digitalisierten Gesellschaft wirklich gelingen.