Beim Wettbewerb „Digitale Orte“ sind auch innovative Gesundheitsprojekte nominiert. Foto: GWA Hygiene GmbH
Im Rahmen des Wettbewerbs „Digitale Orte im Land der Ideen“ werden von einer hochkarätigen Jury Projekte in insgesamt fünf Kategorien gekürt, die mithilfe von digitalen Technologien neuartige Lösungen umgesetzt und damit den digitalen Wandel im ländlichen Raum vorangetrieben haben. Hier sind die für den Preis „Gesundheit“ nominierten Projekte, von denen am 14. November 2023 eines zum Gewinner gekürt wird.
Im Fokus des Projekts DECIDE der Universitätsmedizin Mainz stehen die komplexen und chronischen Erkrankungen Krebs und Depressionen. In einem ersten Schritt sollen Patient:innen in ländlichen Gebieten auf telemedizinischem Wege eine personalisierte Bewegungstherapie angeboten werden. Bewegung hat sowohl bei Krebs als auch bei Depressionen positive Effekte, doch in ländlichen Regionen fehlen häufig entsprechende Angebote.
„Die medizinische Versorgung soll in strukturschwachen Regionen verbessert werden“, erläutert Dr. Torsten Panholzer, kommissarischer Leiter der Abteilung Medizinische Informatik. „Informationen und Trainingsanleitungen werden an das Smartphone der Patienten übermittelt. Über Sensoren am Handgelenk und Rückmeldungen über die Smartphone-App kann das Training vom Therapeuten überwacht werden.“ Die Daten werden im Nachgang mithilfe von künstlicher Intelligenz, die von Fraunhofer ITWM in Kaiserslautern entwickelt wird, ausgewertet.
„Wir wollen damit auch die Barriere zwischen Uniklinik und den Behandlern der Patienten vor Ort verringern und insbesondere einen digitalen Datenaustausch möglich machen“, so Panholzer. Die Nominierung beim Wettbewerb ist für ihn eine wichtige Anerkennung und bestärkt die Hoffnung, dass die entwickelten Lösungen weitreichende Anwendung finden.
„Nach der Bewegungstherapie aus der Ferne, die als Zusatztherapie gedacht ist, werden weitere Funktionen für die eigentliche Krebs- oder Depressionsbehandlung in das System aus Patienten-App und Klink-Komponente eingebaut“, erläutert der Medizininformatiker. Ziel ist letztendlich eine übergreifende, koordinierte und strukturierte Versorgung mit regionalen Partnern, möglichst im Rahmen von Behandlungsnetzwerken. Weitere Informationen auf www.uni-mainz.de.
Die GWA Hygiene GmbH widmet sich den Herausforderungen der ländlichen Gesundheitsversorgung in Mecklenburg-Vorpommern, insbesondere denen, die durch demographischen Wandel und Fachkräftemangel entstehen. Mit digitalen Lösungen möchte das Unternehmen die Gesundheitsversorgung angesichts der steigenden Herausforderungen dauerhaft verbessern.
Toralf Schnell, Chief Market Management Officer bei GWA Hygiene, erklärt, dass der Ursprung des Projekts in konkreten Problemen auf Kundenseite liegt. Die Bedürfnisse und Herausforderungen von Krankenhäusern sind der Ausgangspunkt für die Produktentwicklung. „Das Gesundheitswesen steht vor massiven Herausforderungen“, sagt er. „Es braucht zwingend Arbeitserleichterungen für das noch vorhandene Klinikpersonal, um die Qualitätsstandards in der Patientenversorgung aufrechtzuerhalten.“ Durch die Kombination von Technologie und einem tiefen Verständnis für die Bedürfnisse des Gesundheitswesens entwickelt das Unternehmen praktische Lösungen, die eine solche Erleichterungen bringen können.
Ein Beispiel ist der ZonenSensor, ein smarter Raum-Sensor, der über kontinuierliches Monitoring verschiedener Prozesse in Pflege- und medizinischen Einrichtungen die Versorgung und Sicherheit der Patient:innen erhöht. Eine weitere Lösung ist ein System zum Tracking von Blutkulturen, welches aus einer speziellen Transportbox besteht und den Pack- und Entnahmeprozess für Blutkulturen beschleunigt. Dadurch sollen Blutvergiftungen schneller diagnostiziert und Leben gerettet werden.
Das Feedback von Kunden und Nutzern ist positiv, und das Unternehmen arbeitet bereits an weiteren Forschungsprojekten. Die Teilnahme am Wettbewerb „Digitale Orte im Land der Ideen“ und die Nominierung zum Finalisten werden als große Wertschätzung empfunden. „Im Team herrscht große Freude, Dankbarkeit und auch ein Gefühl von Stolz“, so Schnell. „Digitalisierung im Gesundheitswesen ist Teamsport“, betont er. Daher erhofft er sich, durch den Wettbewerb weitere potenzielle Partner kennenzulernen.
Die digitale Gesundheitsversorgung rückt zunehmend in den Mittelpunkt, besonders in ländlichen Gebieten, wo Fachkräftemangel und Abwanderung von qualifiziertem Personal Herausforderungen darstellen. Die BARMER Krankenkasse nimmt diese Herausforderung mit ihrer Teledoktor-App an, die ärztliche Fernbehandlung in Fachrichtungen wie Allgemeinmedizin, Innere Medizin und Frauenheilkunde unabhängig vom Ort ermöglicht. Neben der schnellen Abklärung alltäglicher Beschwerden bietet die App unter anderem einen digitalen Haut-Check und eine telemedizinische Familiensprechstunde. Selbst wenn eine Fernbehandlung nicht in Frage kommt, können bei der BARMER Versicherte im Vorfeld per Videosprechstunde eine Ersteinschätzung zur Dringlichkeit und zur empfohlenen Versorgungsebene einholen.
„Wir wollen einfache Lösungen in einem komplexen Themenfeld finden. Das ist uns hier gelungen. Unsere Versicherten sind glücklich darüber, digital mit Ärztinnen und Ärzten in Kontakt zu treten. Das geht schnell, ist qualitätsgesichert und lässt sich gut in den Alltag integrieren“, berichtet Florian Forstnig, bei der BARMER für Digitale Versorgung/Prävention zuständig, und betont dabei, dass auch Kritik ein wichtiger Teil des Entwicklungsprozesses ist und hilft, das Produkt zu verbessern.
Die Teilnahme am Wettbewerb und die Nominierung für den Preis sind für Forstnig sehr spannend: „Ich freue mich natürlich sehr, dass wir eine Runde weiter sind“, sagt er. Der Wettbewerb sei ein zusätzlicher Ansporn und eine Chance, das Projekt weiterzuentwickeln.
Das Team bei der BARMER hat schon viele weitere Pläne, um den Teledoktor auf komplexere Behandlungsmöglichkeiten auszuweiten und technisch zu verbessern. „Beispielsweise möchten wir die digitale Versorgung in Verbindung mit der elektronischen Patientenakte ermöglichen“, verrät Forstnig. Weitere Informationen auf www.barmer.de/teledoktor.
Mit dem Wettbewerb „Digitale Orte im Land der Ideen“ möchten Deutsche Glasfaser und „Deutschland – Land der Ideen“ die Sichtbarkeit von digitalen Projekten im ländlichen Raum erhöhen. Auch 2023 konnte die Jury wieder viele spannende Digitalprojekte sichten. Jeweils drei Projekte in fünf Kategorien haben es ins Finale geschafft. Am 14. November 2023 werden die Gewinnerprojekte in Berlin gekürt.
Informationen über den Wettbewerb gibt es hier: www.digitale-orte.de